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Alternative zum MVV-Beitritt

München oder Altötting? Sexy oder praktisch? Neue Ideen für Mühldorfs Nahverkehr

Stefan Kühn DB-Regio Bus
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Stefan Kühn (links) und Jörg Konrad, beide von der DB-Regio Bus Bayern, warben im Landratsamt für einen Verkehrsverbund Inn-Salzach.

MVV oder Inn-Salzach? Im Westen lockt die Anbindung an München, im Osten die bessere Verzahnung mit dem Landkreis Altötting. Wie der öffentliche Nahverkehr in der Region Mühldorf künftig aussehen könnte.

Mühldorf – Zum Netz des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) zu gehören und damit gefühlt näher an München zu rücken, klingt sexy und großstädtisch. Ob der Beitritt zum MVV-Verbund allerdings die einzig seligmachende Lösung für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Landkreis Mühldorf ist? Der Verkehrsausschuss des Landkreises versucht, sich davon ein Bild zu machen.

Wohin geht die Zukunft des ÖPNV im Landkreis

Nachdem Anfang November im Mühldorfer Verkehrsausschuss zur „Vorbereitung MVV-Beitrittsentscheidung“ schon die MVV-GmbH die Werbetrommel für ihren Verbund gerührt hatte, ging es dieses Mal um eine lokale Alternative. Diese wurde vorgestellt von den zwei Vertretern der DB Regio Bus Bayern Stefan Kühn, Vorsitzender der Regionalleitung, und Jörg Konrad, RBO-Geschäftsführer.

Anbindung an München ist jetzt schon gut

Laut RBO-Analyse gibt es mehr Verkehrsbeziehungen innerhalb des Landkreises Mühldorf und in den Landkreis Altötting als Pendlerströme nach München. Der ÖPNV im Landkreis brauche demnach in erster Linie lokale Verbesserungen etwa durch Rufbusse.

Mit der Bahn nach München, aber nicht mit dem Bus zum Bahnhof

Das mangelhafte ÖPNV-Netz vor der Haustür merkte auch CSU-Kreisrat Dr. Marcel Huber an: „Ich komme zwar mit dem Linienstern gut nach München, aber nicht mit dem ÖPNV von daheim zum Bahnhof.“ Jüngste Erfahrungen des MVV-Neulings Landkreis Rosenheim zeigten auch, dass mit dem MVV-Beitritt bei weitem nicht alles besser wird, auch die Kosten für Schülertickets werden dort kritisiert.

DB-Angebote contra MVV

Die Anbindung an München per Schiene spiele laut RBO dank günstigem Deutschland-Ticket schon ab zwei Fahrten pro Monat keine Rolle mehr bei Verbundüberlegungen. Für Wenig-Bahnfahrer seien bestehende Angebote wie Bayern- oder Südostbayernticket sogar günstiger als der MVV-Tarif. Auch ein Verbund Inn-Salzach könne den Kunden Einfachheit und Übersichtlichkeit mit nur einem Ticket bieten, auch wenn die Fahrt mit Bus und Bahn über das Verbundgebiet hinaus geht.

Lokaler und günstiger

Für ein gutes ÖPNV-Angebot im Landkreis sei ein Verbund Inn-Salzach der beiden Landkreise Mühldorf und Altötting, laut RBO-Vertretern, die bessere, weil lokalere und günstigere Lösung. Dafür wäre die Gründung einer Verbundgesellschaft nötig, bestehend aus den beiden Landkreisen und eventuell Städten als Aufgabenträger des ÖPNV und den bereits lokal eingesetzten Verkehrsunternehmen.

Überschaubare Kosten für Landkreis

Jörg Konrad nannte die Kosten dieser Verbundgesellschaft für den Landkreis Mühldorf „überschaubar“. Die einmaligen Gründungskosten von 25.000 Euro würden zwischen Landkreisen und Verkehrsunternehmen geteilt, beim Landkreis Mühldorf blieben 6.250 Euro. An laufenden Kosten pro Jahr hätte der Landkreis einen Anteil von 50.000 Euro für Personal, 5.000 Euro für Büros und 5.000 Euro für IT-Systeme.

Mit dem Beitritt des Landkreises Rosenheim sieht der MVV-Netzplan ab 10. Dezember 2023 so aus.

Konrad spielte auf die möglichen Kosten von einer Million Euro für einen MVV-Beitritt an: „Für dieses Geld könnten wir im Verbund Inn-Salzach zusätzliche Busse auf die Straße bringen.“ Starten könnte der Verbund Inn-Salzach zum 1. August 2024. Voraussetzung dafür wäre eine entsprechende politische Entscheidung der Kreistage beider Landkreise im März 2024. Bis zu diesem Zeitpunkt muss der Landkreis Mühldorf auch über einen möglichen MVV-Beitritt entscheiden.

230.000 Einwohner sind zu wenig

Eine Grundvoraussetzung für einen Verbund Inn-Salzach erfüllen die beiden Landkreise Mühldorf und Altötting allerdings nicht. Um eine Förderung durch den Freistaat Bayern zu bekommen, muss das Verbundgebiet 250.000 Einwohner haben. Momentan sind es in den beiden Landkreisen zusammen nur rund 230.000. Die RBO-Vertreter zeigten sich aber zuversichtlich, dass bei guter Argumentation der Freistaat über die fehlenden 20.000 Menschen hinwegsehen würde.

MVV-Beitritt und der Tourismus

Auch was den Tourismus angeht, hat ein MVV-Beitritt Vor- und Nachteile. Josef Geisberger, stellvertretender Geschäftsführer des Tourismusverbands, erklärte im Ausschuss: „Wenn Mühldorf als Haltestelle im MVV-Netzplan steht, würde die Tourismus-Region Mühldorf im Bewusstsein der Menschen näher an München heranrücken und die Anfahrt vereinfacht.“ Vor allem für Münchner erschließe sich damit eine neue Ausflugsregion. Nachteil der Bindung an den MVV: „Es gäbe eine verkehrstechnische Teilung zwischen den Landkreisen Mühldorf und Altötting, wenn dieser nicht zum MVV gehört.“

Verbundidee in Altötting noch nicht diskutiert

„Bezüglich der Verbundidee der RBO gab es einen Austausch der beiden Landkreise auf Verwaltungsebene“, erklärt das Landratsamt Mühldorf auf Nachfrage. „In den Kreisgremien in Altötting wurde die Verbundidee noch nicht diskutiert. Im Landkreis Altötting wird derzeit eine Grundlagenstudie zur Prüfung der verkehrlichen Sinnhaftigkeit einer Verbundintegration des Landkreises durchgeführt.“ Mit einem Abschluss dieser Studie sei im ersten Quartal 2024 zu rechnen.

„Entscheiden, was wir wollen“

„Wir sehen jetzt, denke ich, klarer und können unsere Möglichkeiten besser einschätzen“, meinte Landrat Heimerl. Die Vor- und Nachteile und die beiden Verbund-Alternativen „müssen wir nun nebeneinanderlegen, bewerten und entscheiden, was wir wollen“.

Nächste Sitzung am 5. Dezember

In der dritten Sondersitzung zum MVV-Beitritt am 5. Dezember, werde sich der Ausschuss damit beschäftigen. Falls der Landkreis Mühldorf ab Ende 2024 zum MVV-Gebiet gehören will, muss die Kreistagsentscheidung dafür im März 2024 fallen.

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