Beitritt in Tarifverbund ab 10. Dezember
Kostenexplosion für Schüler durch MVV-Beitritt: Erhalten Kolbermoorer Eltern Unterstützung?
Die Kosten für das Schülerjahresticket in Kolbermoor steigen durch den MVV-Beitritt deutlich. Das hatte zuletzt bei vielen Eltern für Empörung gesorgt. Wie die Stadt jetzt Betroffenen unter die Arme greifen will.
Kolbermoor – Am 10. Dezember ist es so weit: Der MVV-Tarifverbund tritt auch für Stadt und Landkreis Rosenheim in Kraft. Mit einem einzigen Ticket wird dann nicht nur der Verkehr in der Region, sondern auch der Großraum München erschlossen. Seit der letzten Stadtratssitzung können auch rund sechzig Kolbermoorer Schülereltern diesem Termin entspannter entgegensehen: Das Gremium beschloss einstimmig, sie beim Kauf der Buskarten für ihre Kinder finanziell zu unterstützen.
Der Jahreskartenpreis lag für Grundschüler, die es weniger als zwei Kilometer zur Schule haben, bisher bei 110 Euro, steigt mit Einführung des MVV aber auf 365 Euro. Im Prinzip verständlich, denn das Angebot erschließt dann eben nicht nur den Weg zur Schule, sondern auch das gesamte Netz des MVV. Von den damit verbundenen Verkehrsmöglichkeiten haben Grundschüler aber verständlicherweise wenig. Klar deshalb, dass die Stadtverwaltung bemüht war, hier eine Lösung zu finden.
Schülertarif nicht so schnell umsetzbar
Die naheliegendste, einen eigenen MVV-Schülertarif für Kolbermoor, war jedoch nicht, zumindest nicht schnell genug zu verwirklichen: Man hätte damit die ganze interne Kostenabwicklung des MVV durcheinandergewirbelt. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, so Bürgermeister Peter Kloo in der Stadtratssitzung, dass diese Lösung irgendwann noch einmal kommt, die Stadt sei in dieser Sache weiter am Ball. In der Zwischenzeit blieb als einzige schnelle Lösung jedoch nur, den betroffenen Eltern einen Zuschuss zu gewähren. Der entsprechende Betrag, für den der Stadtrat nun den Weg freimachte, liegt bei 180 Euro, also rund die Hälfte des Jahreskartenpreises.
Das ist zwar mehr als das bisherige Stadtbusticket, aber dessen Preis von 110 Euro war schon bei seiner Einführung vor zehn Jahren keine marktgerechter, sprich auch nur annähernd kostendeckende Summe, wie der Bürgermeister betonte. Der jetzt für die Schülereltern verbleibende Preis von 185 Euro ist, das war zumindest einhellig die Meinung des Stadtrats, sowohl markttauglich als auch sozialverträglich. Zumal der Bürgermeister versicherte, dass die Stadt auch hier, wie überall sonst, bei besonderen sozialen Härtefällen niemanden im Regen stehen ließe. Die große Hoffnung des Stadtrates deshalb: Dass möglichst viele der betroffenen Eltern nach wie vor auf die Jahreskarte setzen, anstatt aufs „Elterntaxi“ auszuweichen.
Warum Bürgermeister Peter Kloo deutlich wird
Denn für Bürgermeister Peter Kloo ist es eine völlig klare Tatsache, die er deshalb wie ein Mantra wiederholt: Der definitive Verkehrsinfarkt in der Region wird sich nur vermeiden lassen, wenn Mobilität ganz neu gedacht wird, als ebenso individueller wie intelligenter Mix aus Pkw, Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr. Was den Nahverkehr betrifft, habe man hier mit dem einheitlichen Tarifverbund des MVV jetzt ganz neue Wege eröffnet: „Das Problem ist nur, sie müssen auch begangen werden“.
Denn der MVV, davon ist Peter Kloo überzeugt, kann nur dann Leute in Bus oder Bahn locken, „wenn er auch in unserer Region ein echter Verkehrsverbund ist, mit aufeinander abgestimmten Fahrplänen und einem wahrscheinlich völlig neu zu konzipierendem Nahverkehrsnetz“. Und hier wurde der Kolbermoorer Bürgermeister in der Stadtratssitzung dann deutlich.
„Davon sind wir aber noch weit entfernt, schlimmer noch: Ich habe den Eindruck, dass nicht einmal die nötige Voraussetzung, um sich hier an den Aufgabenberg zu machen, vorhanden ist – was ein Verkehrsverbund bedeutet, welche Chancen er bietet, welche Aufgaben dafür erledigt werden müssen, scheint mir noch überhaupt nicht in den Köpfen angekommen. Und das gilt für Landkreis und Stadt Rosenheim gleichermaßen und das auf allen Ebenen.“ Manche Angelegenheiten müssten, so der Bürgermeister weiter, eben zur Chefsache erklärt werden, um sie anzustoßen und dann auch voranzutreiben – das sei beim Aufbau des Kolbermoorer Stadtbusses auch nicht anders gewesen.