Belebung einer Traditionsgaststätte
Frischer Wind und etwas Exotik: das sind die neuen Wirtsleute im Landgasthaus Stefanskirchen
Spare Ribs haben Thomas Hinkelmann in Jettenbach im „BBQ“ bekannt gemacht. Nun übernimmt er das Landgasthaus Stefanskirchen zusammen mit seiner Frau Aphinya. Sie will zur Wirtshausküche etwas besonderes beisteuern.
Ampfing — Er ist gelernter Koch, hat in der Schweiz in Skigebieten gearbeitet, auf dem Oktoberfest bei der Fischer Vroni Tausende Essen rausgeschickt und im Chiemgau in einigen Restaurants als Koch gearbeitet: Thomas Hinkelmann. Dann kam Corona und der heute 42-Jährige fand eine Anstellung als Lagerist bei Medikabel in seiner Heimatstadt Waldkraiburg.
Als ihm zu Ohren kam, dass ein Pächter für das Grillstüberl in Jettenbach gesucht werde, schlug er zu und wagte den Schritt in die Selbständigkeit. „Zwei Jahre grillte ich Steaks und Burger und die Leute kamen aus München und Rosenheim zum Essen, nur die Einheimischen kamen eher weniger“, erzählt er, während er in seiner neuen Wirkungsstätte den Schanktresen vorbereitet. Vor allem die Donnerstage mit Spare Ribs „All you can eat“ waren gut besucht.
Gasthaus besteht seit 200 Jahren
Ein Veränderungswunsch treibt ihn nun in ein neues Abenteuer – aber die Spare Ribs kommen mit. „Wie gehabt gibt es die jeden Donnerstag. Ab jetzt halt im Landgasthaus Stefanskirchen bei Ampfing“, so Hinkelmann. Gemeinsam mit seiner Frau Aphinya (36) übernimmt er zum 1. April das frühere Gasthaus Stoiber, das etwa seit 200 Jahren besteht.
Die vergangenen 30 Jahre haben es Johanna Stoiber und ihr Mann Herbert betrieben. „Meine Schwiegereltern haben das Gasthaus von ihren Eltern übernommen“, erzählt Johanna Stoiber. „Mein Schwiegervater, Mathias Stoiber, ist hier geboren und war immer schon hier tätig, als Landwirt, Gastwirt und Betreiber eines landwirtschaftlichen Lagerhauses.“
Am 1. April 1984 brannte das Gasthaus ab. „Es war verpachtet und damals der Discotreff. Wir haben es nach dem Brand komplett neu aufgebaut. Ab 1986 haben wir das Landgasthaus wieder selbst übernommen und betrieben auch den Tanzstadl“, erzählt Johanna Stoiber. Dieser befand sich im rustikalen Saal im Obergeschoß. Der wartet nur darauf, wieder genutzt zu werden. Discokugeln und eine Lichtorgel hängen am Holzgebälk der hohen Decken. Eine Bühne und eine Bar gibt es auch.
„Hier kann man toll Bälle oder Hochzeiten feiern“, sagt der neue Wirt Thomas Hinkelmann bei einer Hausführung. 250 Gäste finden Platz. Und in den beiden Stuben im Erdgeschoß können 120 Gäste bewirtet werden und draußen im Biergärten bis zu 150. „Das ist sehr viel mehr als vorher im BBQ“, In Jettenbach fanden drinnen 100 Personen und draußen bei schönem Wetter bis zu 80 Platz.
Aphinya wird Thai Küche mit einbringen
Unruhig macht ihn das nicht. Er weiß: In der Gastronomie sind Vorbereitung und Kalkulation die halbe Miete. Auf der Karte stehen heimische Gerichte. Speisen, wie Braten mit Knödel, lassen sich auch in größeren Mengen gut vorbereiten. Im Sommer gibt es zusätzlich Brotzeiten. Und Aphinya, die aus Thailand stammt, hat den Ruf hervorragend asiatisch zu kochen. „Wenn das Geschäft angelaufen ist, werden wir auch einiges an Thai Food anbieten“, sagt Hinkelmann.
„Im Dorf hat sich das rumgesprochen, dass Aphinya ihre Koch-Erfahrung mit einbringen wird und vor allem die Frauen freuen sich darauf.“ Generell sei die Reaktion in Stefanskirchen auf die Neu-Verpachtung sehr positiv. Die Stoibers hatten zuletzt nur noch an den Wochenenden geöffnet.
Die neuen Wirtsleute nehmen sich dienstags einen Ruhetag und sind ansonsten für ihre Gäste da. „Am Wochenende gibt es durchgehend warme Küche“, kündigt Hinkelmann an.
„Ja, das werden lange Tage“, räumt er lachend ein und Zeit für Nachwuchs bleibt da erstmal nicht. Auch sein Engagement – er war 25 Jahre bei der Feuerwehr in Waldkraiburg – hat er komplett zurückgefahren. „Aber es ist ja mein Geschäft, das ich betreibe und ich mache es gern.“
Er schätzt die Freiräume, die man als Selbständiger habe und gehe pragmatisch und zuversichtlich ans Werk. Schließlich übernehme er ein gepflegtes und gut ausgestattetes Pachtobjekt, das stets lief und viele Stammgäste anziehen konnte. „Auch viele Radler machten hier immer Station“, weiß er von den Menschen aus dem Dorf, mit denen er schon ein Netzwerk gebildet hat, sagt er. So beliefern ihn der örtliche Bäcker und ein Hofladen mit frischen Produkten.
Das Wirtepaar geht mit 16 Bedienungen an den Start. „Die bringen wir vom BBQ mit.“ Trotzdem freut sich Hinkelmann über neue Bewerber, für Service wie auch Küche. Denn zunächst werden nur er, seine Frau und eine Küchenhilfe die Speisen zubereiten. „Wir werden Verstärkung brauchen.“
Ein Blick ins Reservierungsbuch verrät: Die Buchungen für Taufgesellschaften, Kommunionsfeiern, Geburtstage und Hochzeiten trudeln bereits ein.
Am 1. April findet ab 17 Uhr die offizielle Eröffnung statt, bei der ein Fass Augustiner angestochen wird. Öffnungszeiten sind montags, mittwochs und donnerstags von 17 bis 23 Uhr, freitags 11 bis 14 und 17 bis 23 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 23 Uhr



