auf Gelände von Kläranlage Altötting-Neuötting
„Könnte ein Piloprojekt sein!“ - Batteriespeicher-Projekt für Altötting: Das könnte kommen
Auf dem Gelände der Kläranlage Altötting-Neuötting soll ein Batterie-Energiespeichersystem (BESS) entstehen. Welche Möglichkeiten es dafür gäbe, stellte Professor Dr. Petra Denk vom Institut für Systemische Energieberatung (ISE) dem Stadtrat vor. Es gab einiges an Fragen und auch Kritik.
Altötting/Neuötting - „Das könnte ein Piloprojekt sein, welches ein Vorbild für andere Kommunen ist!“, betonte Professor Dr. Petra Denk vom Institut für Systemische Energieberatung (ISE) in ihrem Vortrag vor dem Stadtrat von Altötting. Sie stellte in der jüngsten Stadtratssitzung die ersten Überlegungen für das Projekt eines Batteriespeichersystems auf dem Gelände der Kläranlage Altötting-Neuötting vor. Dabei lobte sie dieses immer wieder als „spannende Idee“ und auch aus dem Gremium kam ihr überwiegend Wohlwollen entgegen. „Sehr charmant“ nannte es beispielsweise Michael Probstmeier (CSU), Marcel Seehuber (Die Liste) nannte es „sehr spannend“. Doch es gab auch kritische Stimmen.
Was soll genau entstehen?
„Auf der Kläranlage soll die Möglichkeit des Einsatzes eines Batteriespeichers zur Optimierung der Notstromversorgung geprüft werden. In diesem Zusammenhang wird zur Nutzung von Synergieeffekten zudem die Installation eines Großbatteriespeichers am Standort der Kläranlage geklärt. Es soll geklärt werden, ob durch ein Messstellenkonzept in Abstimmung mit dem örtlichen Netzbetreiber gegebenenfalls nur ein Batteriespeichersystem mit verschiedenen Anwendungen – der Notstromversorgung einerseits und der Bereitstellung von Systemdienstleistungen andererseits – realisiert werden kann“, so die Projektbeschreibung des ISE.
Modell 1: Batterie-Energiespeichersystem (BESS) zur Versorgung der Kläranlage als Endverbraucher mit 1MW Leistung, Batteriespeicher 1,5 MWh und Flächenbedarf 10-20 Quadratmeter
Modell 2: „Netzdienliches“ BESS mit 15 MW Leistung , 20 MWh Speicher, Flächenbedarf 1000-5000 Quadratmeter
Aktueller Stand: Eine unverbindliche Netzanschlussprüfung beim Bayernwerk wurde eingereicht. Es gibt noch keine Aussage. Der Antrag auf Bauvorbescheid beim Landratsamt wurde im Mai eingereicht. Mit dessen Erhalt wird die Prüfung verbindlich. Auch Neuötting hat sich bereits grundsätzlich für das Pilotprojekt ausgesprochen.
Standort: Auf Höhe der Klärbecken
Größe der einzelnen Container für die eingesetzten Batteriestapel: 12 mal 2,40 mal 2,60 Meter
Leistung pro Container: Rund 4 MW
Benötigt: Fundament und Nähe zu einem Umspannwerk
Finanzierung und Umsetzung soll durch einen Projektpartner, voraussichtlich ein Energieunternehmen, möglichst aus der Region erfolgen.
„Ich kann die allgemeine Euphorie nicht verstehen!“, beklagte Günther Vogl (AfD). Er rechnete vor, dass durch ein solches Projekt der Strom für den Endverbraucher letztlich teurer würde. Dem widersprach Professor Denk: „Natürlich soll durch die Differenz bei den Strompreisen beim Einspeichern und wieder einspeisen ins Netz ein Gewinn erzielt werden.“ Vogls Behauptung, dass der Bürger, unter anderem durch die Einspeisevergütung, draufzahle, sei aber unzutreffend. Auch treffe nicht zu, dass der an der Börse gehandelte Strompreis dann unmittelbar auf den Endkunden umgeschlagen würde. „Der hat natürlich in einem normalen Vertrag weiter entsprechende Fixpreise!“
Batteriespeicher-Projekt auf Gelände von Kläranlage Altötting-Neuötting vorgestellt
Schon seit einiger Zeit wird die Idee eines Batteriegroßspeichers auf dem Areal der Kläranlage Altötting-Neuötting in Untereschlbach verfolgt. Bei dieser Gelegenheit soll auch ein Ersatz für das bisherige Dieselnotstromaggregat der Anlage gefunden werden. Vor allem aber soll es eine Speicherlösung für Überschüsse aus der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien bieten, die anschließend wieder in das Netz eingespeist werden können. Ein erstes Konzept dazu wurde nun durch das ISE aus Oberschleißheim erarbeitet. Dieses übernimmt aktuell auch das Prozessmanagement für die kommunale Wärmeplanung der Stadt Altötting. Daneben nennt es verschiedene Projekte, beispielsweise in Markt Reisbach, Landshut und Stuttgart in seinen Referenzen.
„Wer finanziert das und setzt es um?“, wollte Alfred Kanizsay (CSU) wissen, „Und würden unsere bestehenden Blockheizkraftwerke (BHKW) nicht für den Bedarf als Notstrom-Erzeuger ausreichen? Und brauchen wir nicht am Ende doch ein Aggregat, für den Fall, dass die Speicher leer sind?“ Die Umsetzung werde voraussichtlich durch ein Energieunternehmen, möglichst aus der Region erfolgen. „Da braucht es jemand mit dem entsprechenden KnowHow.“ Die BHKWs seien nicht ausreichend. „Allerdings sollte es möglich sein, eine Lösung einzurichten, bei der immer genug Strom für den Notfall im Speicher verbleibt.“ Gleichzeitig würde aber das bestehende Kraftwerk auf dem Betriebsgelände der Kläranlage dafür sorgen, dass dieses als „Gebiet für Stromerzeugung“ ausgewiesen sei.
„Bisher gab es Gottseidank noch nie einen längeren Blackout, außer Testläufen war das Aggregat also bislang noch nicht im Betrieb“, bemerkte Bürgermeister Stephan Antwerpen (CSU) auf Nachfrage. „Wie würden sich denn die Kosten im Vergleich zum Aggregat verhalten?“, wollte Umweltrefent Anton Dinglm (FW) wissen. „Etwas teurer, aber auf keinen Fall im Bereich des Faktors Zwei oder sogar mehr“, betonte Professor Denk. Sie verwies auch darauf, dass in Holzkirchen bereits seit einer Weile ein ähnliches Projekt verfolgt werde. Alles in allem überwog das Wohlwollen für das Projekt und der Stadtrats sprach sich schließlich mit einer Gegenstimme des AfD-Vertreters, dafür aus. (hs)