Bürgermeister und Polizei beziehen Stellung
Leser beklagt: Wird in Unterneukirchen ein Problem mit Rasern in der Tüßlinger Straße ignoriert?
Einer unserer Leser macht der Gemeinde Unterneukirchen Vorwürfe: Trotz Unterschriftensammlung und Briefen an die Gemeinde und den Bürgermeister würde nichts für die Verkehrssicherheit in der Tüßlinger Straße getan. Dort würden Raser und rücksichtlose Autofahrer für Probleme sorgen. Wir haben uns bei Bürgermeister Jochen Englmeier und der Polizei dazu erkundigt:
Unterneukirchen – „Ich könnte mich nicht daran erinnern, mit diesem Herrn schon einmal zu tun gehabt. Selbstverständlich haben wir die Problematik der Verkehrssituation dort im Blick. Es gab auch schon viel Austausch von mir und den Mitarbeitern unserer Gemeindeverwaltung mit den Anwohnern sowohl telefonisch als auch schriftlich“, meint Jochen Englmeier. 1. Bürgermeister der Gemeinde Unterneukirchen auf Anfrage unserer Redaktion, „Aber ich wüsste, wie gesagt, nicht, dass ich dabei schon einmal mit diesem Herrn zu tun gehabt zu haben. Auch nicht bei den Terminen vor Ort, die wir schon hatten, um uns, im Austausch mit den Anwohnern dort, ein Bild der Lage zu machen.“
Vor kurzem hatte die OVB-Heimatzeitung über die Verkehrssicherheit im Ortsteil Monham von Polling im Landkreis Mühldorf am Inn berichtet. Unter dem Artikel meldet sich im Kommentarbereich Franz B. zu Wort: „Das gleiche Problem haben wir in Unterneukirchen (Tüßlinger Straße) auch. Trotz Unterschriftensammlung und Briefen an die Gemeinde und den Bürgermeister passiert überhaupt nichts. Egal ob alter oder neuer Bürgermeister. Seit Jahren ist diese Straße sehr gefährlich, teilweise ist man nicht mal auf dem Gehweg sicher, da auf diesem mit Vollgas überholt wird.“
Leser beklagt: Wird in Unterneukirchen ein Problem mit Rasern in der Tüßlinger Straße ignoriert? - Bürgermeister und Polizei beziehen Stellung
„Es ist zwar ein Schild am Ortseingang, auf dem steht ‚Radarkontrolle‘, aber wir haben in den letzten zehn Jahren keine Kontrolle gesehen. Bei der Gemeinde stößt man auf taube Ohren und die Polizei kann ohne die Gemeinde nichts unternehmen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwas Schlimmeres passiert, da viele alte Menschen und Kinder hier unterwegs sind. Wäre schön, wenn sich da mal die Presse einschalten könnte“, so B. Auf Anmerkungen anderer Leser hin, ob die Lage wirklich so dramatisch sei, betont B. nachdrücklich, dass dies der Fall sei.
„In der Tüßlinger Straße befinden sich keine Gehwege. Es sind Seitenstreifen, die bei Bedarf auch überfahren werden dürfen. Das ist vielen Bürgern so auch nicht bekannt. Die Seitenstreifen wurden von Verkehrsplanern so geplant und absichtlich nur mit einer Bordsteinkante von 1,5 bis 2 Zentimetern Höhe ausgestattet, um ein Befahren zu ermöglichen“, entgegnet Jürgen Neumerkel, Polizeihauptkommissar und Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizeiinspektion Altötting. „Natürlich sollen sie im Normalfall von den Fußgängern benutzt werden und sind durch die Materialgestaltung mit Pflaster von der Fahrbahn optisch abgetrennt. Sie dürfen aber auch befahren werden!“
Polizei und Gemeinde stehen im Kontakt
Neumerkel und Bürgermeister Englmeier betonen, sie stünden im Kontakt wegen der Verkehrssituation in der Straße. „Wir haben wiederholt mit der Polizei gesprochen und mehrfach auch Halterfeststellungen gemacht. So konnte ich beispielsweise den Fahrer einer Corvette und den Fahrer eines Ford Mustangs ausfindig machen und persönlich ansprechen und ermahnen“, berichtet der Bürgermeister. „Wenn es vereinzelte Fahrzeuge sind, über die sich immer wieder beschwert wird, kann man den Halter ermitteln und ein verkehrserzieherisches Gespräch führen. Dies führt häufig schneller zu positiven Ergebnissen, als die Aufnahme eines Messbetriebes. So wurde dies von der Gemeinde hier durchgeführt“, ergänzt Neumerkel.
„Auch eine Anmerkung von mir in einer öffentlichen Gemeindezeitung mit dem Hinweis auf vorhandene Fotos führte zu einer deutlichen Verbesserung“, so wiederum der Bürgermeister, „Allerdings wurde ich hierzu auch massiv von einem Beteiligten zurechtgewiesen. Wobei auch hier eine persönliche Aussprache zur Einsicht führte. Seither hatten wir keine Beschwerden mehr, weder über viel zu schnelle und sehr laute Sportwagen und Raser noch hinsichtlich Verstößen von Lkw-Fahrern.“
„Ein einzelner Raser bedeutet nicht, dass das Geschwindgkeitsniveau grundsätzlich nicht passt“
„Aus Sicht der Polizei kann ich nicht bestätigen, dass in der Tüßlinger Straße in Unterneukirchen die Verkehrssicherheit durch Raser beeinträchtigt ist. Das Unfallgeschehen weist Folgendes aus: In den vier Jahren im Zeitraum vom 1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2023 gab es genau vier Unfälle. Dabei handelte es sich bei drei Verkehrsunfällen um Fälle, in denen beim Rangieren ein geparktes Fahrzeug beziehungsweise ein mal eine Dachrinne beschädigt wurde“, berichtet der Polizeihauptkommissar.
Fotos vom Unfall in Unterneukirchen am 7. Februar




„Ein richtiger Geschwindigkeitsunfall war ausfindig zu machen: Anfang Februar 2021 befuhr ein mittelalter Mann die Tüßlinger Straße in nördlicher Richtung und kam infolge überhöhter beziehungsweise nicht angepasster Geschwindigkeit innerorts rechts von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum. Der Fahrer wurde dabei schwer verletzt und am Auto entstand Totalschaden“, so Neumerkel, „Ein einzelner Unfall bedeutet aber, nicht, dass das Geschwindigkeitsniveau grundsätzlich nicht passt, denn einzelne Raser gibt es immer.“
hs
