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Der Kreis Altötting im „Rosenheimer Wochenblatt“

Bauernsohn will Rivalen „recht zerschneiden“, fensterlnder Schmied wird brutal verprügelt

 Das Titelblatt der Nummer 26. des vierten Jahrgangs des „Rosenheimer Wochenblatt“ am 27. Juni 1858.
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Das Titelblatt der Nummer 26. des vierten Jahrgangs des „Rosenheimer Wochenblatt“ am 27. Juni 1858.

Ein Bauernsohn aus Unterburgkirchen will seinen Rivalen „recht zerschneiden“, ein fensterlnder Schmied wird wegen des Neids eines Burschen aus Pleiskirchen brutal verprügelt und ein Trickbetrüger treibt in Altötting und Neuötting sein Unwesen. Das sind die Geschichten, die wir euch aus frühen Ausgaben der Jahre 1857 und 1858 des „Rosenheimer Wochenblatt“ herausgesucht haben.

Altötting - Joseph Haider ein 19 Jahre alter, „Bauerssohn von Unterburgkirchen“, beschrieben als „ein roher, rauflustiger Bursche“ und Joseph Haindlmaier, 31 Jahre alter, lediger Dienstknecht von Geratskirchen, „gut beleumundet“ mussten sich, laut einem Bericht in der ersten Nummer des dritten Jahrgangs des „Rosenheimer Wochenblatts“ vom 4. Januar 1857 vor dem vor dem Kreis- und Stadtgericht in Wasserburg verantworten. Am 1. November des Vorjahres hätten sie sich Nachmittags bis Abends mit dem Zimmergesellen Xaver Liedl aus Waltenberg, „einem guten Kameraden des Haider“, im Salzinger‘schen Wirtshaus in Tüßling aufgehalten. „Schon hier wollte Haider dem Liedl mit einem Stecken ein Paar hinaufgeben, weil dieser im Spaße gegen Haindlmaier geäußert hatte, dass er, Liedl, ihn, Haindlmaier, leicht zusammen stoßen könnte, wurde aber hiervon teils von Haindlmaier abgehalten, teils unterließ er es nach eigenem Zugeständnisse deshalb, weil er befürchtete, von dem Wirte durchgeprügelt zu werden.“ Als Liedl das Wirtshaus verließ, habe Haider beschlossen, ihm nachzugehen. Haindlmaier sei nur zögerlich mitgegangen.

Sie lauerten Liedl auf, den sie „nach dem Gange und dem Gepfeife“ erkannten. „Als Liedl an sie herankam, sprang Haider auf ihn los und schlug ihm mit einem Prügel über den Kopf, so dass Liedl auf den zweiten Streich zu Boden stürzte und dem Haider der Prügel entzwei brach. Haider lief zu Haindlmaier, welcher sich indessen vom Platze des Vorfalls entfernt hatte, zurück, erzählte ihm, dass er Liedl auf den zweiten Streich zu Boden geschlagen habe und fügte bei, dass er große Lust hätte, noch einmal zu Liedl zurückzukehren und ihn recht zu zerschneiden.“ Haindlmaier habe noch versucht, ihn abzuhalten. Doch Haider sei trotzdem noch einmal auf Liedl losgegangen und habe ihn mit Schlägen und Messerstichen attackiert. „In Folge der Misshandlung war Liedl 12 bis 14 Tage arbeitsunfähig.“ Haider habe sich schuldig bekannt. „Er wird wegen zweifach erschwerten Vergehens der Körperverletzung zu 12 Monaten und Haindlmaier wegen Vergehens der Hilfeleistung ersten Grades hierzu, zu 3 Monaten Gefängnisstrafe, sowie jeder in die ihn treffenden Kosten verurteilt.“ In beiden Fallen würde dies zunächst die Staatskasse übernehmen. Haider sei aber zu einer Rückzahlung verpflichtet worden.

Der Kreis Altötting im „Rosenheimer Wochenblatt“: Bauernsohn will Rivalen „recht zerschneiden“, fensterlnder Schmied wird brutal verprügelt

Vor 170 Jahren war erstmals eine Ausgabe des „Rosenheimer Wochenblatts“ erschienen. „Der ‚Amtliche Anzeiger für das Königliche Landgericht Rosenheim‘ enthielt vor allem Bekanntmachungen und Termine, unter anderem wurden die Daten für die öffentlichen Sitzungen am Kreis- und Stadtgericht Wasserburg veröffentlicht. Ein Preisvergleich der Schrannen, was das Getreide in der Region und bayernweit kostet, zeigt, dass der Anzeiger vor allem auch Informationen für die landwirtschaftliche Klientel bieten sollte. Neben amtlichen und privaten Anzeigen gibt es bereits ab der zweiten Ausgabe auch einen Fortsetzungsroman“, erläutert Natalie Frank in ihrem Beitrag für „Untold History Marketing“ in der Ausgabe des Oberbayerischen Volksblatts vom 13. Januar dieses Jahres anlässlich des Jubiläums.

Unsere Reihe mit Blicken ins Zeitungsarchiv auf der Themenseite:

Alle bisher erschienen Artikel aus der jeden Samstag erscheinenden Reihe „In alten Zeitungsbänden gestöbert“, aber auch diverse zusätzliche Artikel über spektakuläre Kriminalfälle, bekannte Persönlichkeiten der jüngeren Zeitgeschichte sowie andere bedeutende Ereignisse, nacherzählt an Hand von alten Zeitungsartikeln findet Ihr ab sofort auf dieser Themenseite.

Auch ein Jahr nach dem eingangs geschilderten Fall findet sich noch einmal eine Verhandlung vor dem Wasserburger Gericht, in der es um ein sehr ähnliches Geschehen ging. Diesmal musste sich der 19-jährige Bauernsohn Jakob Oberauer aus Pleiskirchen verantworten. Dieser habe Johann Maier aus Regendorf, „einem fleißigen, als sehr ordentlich geschilderten Burschen“ schon länger eine Tracht Prügel verpassen wollen, erklärt der Bericht in der Nummer 26. des vierten Jahrgangs des „Wochenblatts“ am 27. Juni 1858. „Am 28. Mai vorherigen Jahres, Abends 10 Uhr sah ein Freund des Oberauer, der 19-jährige Bauernsohn Joseph Engelsberger von Pleißkirchen, den Maier zum Kammerfenster einer Dirne gehen, und begab sich dann zu Oberauer, mit der Meldung, dass der Schmied jetzt zu haben sei.“ Da der Schmied als stark bekannt sei, hätten sie mit dem 22-jährigen Xaver Bettstettner noch einen dritten dazu geholt. Das Trio habe Schmied dann nahe Bachleiten aufgelauert.

Trickbetrüger treibt in Altötting und Neuötting sein Unwesen

„Gleich am Eingang in das Holz sprangen sie aus dem Verstecke vor, hieben mit Stöcken auf Maier ein und ruhten nicht eher, als bis derselbe nach mehrmaligem Niederfallen, Wiederaufstehen und Bitten, ihn nicht weiter zu misshandeln, endlich bewusstlos liegen blieb. Oberauer versetzte ihm auch einen Messerstich.“ Maier habe eine Gehirnerschütterung erlitten und sei dann wochenlang arbeitsunfähig gewesen. „Diese rohe Tat, für welche keine andere Veranlassung angezeigt ist, als der Neid auf die bekannte Stärke des Maier, stellt sich als das durch verabredete Verbindung, Waffengebrauch und nächtliches Aufpassen dreifach erschwerte Vergehen der Körperverletzung dar. Sämtliche Angeklagte wurden dieses Vergehens schuldig erklärt. Die Strafe lautete für Oberauer auf 14, für Engelsberger auf 12, für Bettstettner auf 11 Monate Gefängnis. Auch hat jeder der Verurteilten die ihn treffenden Kosten zu tragen.“

Schließlich findet sich noch in der Nummer 20 des vierten Jahrgangs des „Wochenblatts“ vom 16. Mai 1858 die Geschichte von Johann Glöckl, „50 Jahre alt, lediger Steinhauer und Brunnenarbeiter von Tittmoning“. Dieser war mit einer Trickbetrugsmasche im heutigen Landkreis Altötting unterwegs: In Altötting und Neuötting tauchte er jeweils mit gefälschten Schreiben auf, die ihn als Gehilfen von bekannten Geschäftsleuten bezeichneten, verbunden mit der Bitte ihm, gegen spätere Bezahlung, in einem Fall Brunnenbauteile, im anderen eine Art Biergutscheine auszuhändigen. „Sein Leumund ist äußerst schlecht, er wurde wiederholt wegen Betrugs, unzählige Mal wegen Diebstahls und Unterschlagungen, dann Vagierens und dergleichen gestraft, auch die amtliche Rute und fünfmalige Einschaffung in das Zwangsarbeitshaus konnten ihn nicht bessern. Heute wurde er wegen Verbrechens des ausgezeichneten Betrugs zweiten Grades durch Privaturkundenfälschung, verübt an Kupferschmied Leiß, und wegen polizeilich strafbaren Betrugs an Geschmeidmacher Stuber, zu viereinhalb Jahren Arbeitshaus verurtheilt.“ (hs)

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