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Gerüchte um mögliche Schließung

„Bitte mehr Vertrauen“: So will Klinikleiter Blanke das Haager Krankenhaus wieder auf die Beine bringen

Klinikleiter Stefan Blanke will das Haager Krankenhaus wieder auf die Beine bringen.
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Klinikleiter Stefan Blanke will das Haager Krankenhaus wieder auf die Beine bringen.

Haag hat kein richtiges Krankenhaus mehr. Das schmerzt. Stefan Blanke, Leiter der InnKliniken Mühldorf und Haag, findet aber, die Haager sollten den Kopf nicht hängen lassen, sondern die Veränderungen annehmen. Warum er der Entwicklung auch Positives abgewinnen kann.

Haag – Das Haager Krankenhaus hat im vergangenen Jahr stark Federn lassen müssen, darüber sind sich die Bürger und Kommunalpolitiker einig. Viel Kritik gab es deswegen am Vorstand des InnKlinikums Altötting und Mühldorf und auch an Landrat Max Heimerl.

Sind die Vorwürfe der Haager berechtigt? Stefan Blanke, Leiter der Kliniken Mühldorf und Haag, bestreitet das. „Wenn sich die Strukturen eines Krankenhauses ändern, ist das für alle erst einmal schwierig. Ein neues Konzept sorgt immer für Aufruhr. Für uns ist es auch eine komplett neue Situation“, erklärt Blanke. „Wir bemühen uns, das InnKlinikum Haag wieder auf die Beine zu bringen“. Er wünsche sich, dass sich die Bürger – allen voran Gemeinderäte und Rathauschefin – positiv zu den Plänen äußern würden, anstatt immer nur Kritik zu üben.

Natürlich könne von dem Begriff ‚Krankenhaus‘ nicht mehr die Rede sein, „doch das war vor der Umstrukturierung auch nicht anders“, verdeutlicht er. „Es gab nur noch eine Akutgeriatrie und eine geriatrische Reha vor Ort. Die Notaufnahme ist seit rund 15 Jahren dicht. Eine Versorgung wie in einem Krankenhaus, gibt es schon lange nicht mehr“, betont er.

„Kein allzu großer Verlust“

„Der Landkreis hat nichts verloren, auch nicht durch den Umzug der Geriatrie von Haag nach Mühldorf. Das ist für die meisten sogar die bessere Alternative“, ist Blanke überzeugt. „Klinikvorstand Thomas Ewald hat den Bürgern bei einer Veranstaltung die Vorteile aufgezeigt“, erinnert er. Selbst der Wegfall der Schmerztherapie sei kein „allzu großer Verlust“. „Es wären sechs teilstationäre Plätze gewesen. Wir hätten circa 80 bis 100 Patienten jährlich versorgen können“, erklärt er. Durch die Pflegeeinrichtung, die in den ersten und zweiten Stock des InnKlinikums Haag einziehen werde, könnten deutlich mehr Personen davon profitieren.

Die Kurzzeitpflege, die von der Tochterfirma „Inncare“ geführt werde, beinhalte 40 Plätze. Neben der vollstationären Betreuung für Pflegebedürftige gebe es außerdem einen neuen „Reha-Ansatz“. „Das beste Beispiel ist ein Patient mit einer Oberschenkelhalsfraktur“, erklärt Blanke das Konzept. „Nach dem Aufenthalt im Krankenhaus geht es nach Hause und von dort – möglicherweise erst nach Wochen – weiter zur Reha“, erläutert der Klinikleiter. „Um diesen Zeitraum zu überbrücken, können Patienten die Kurzzeitpflege in Haag nutzen. Sie werden stationär aufgenommen und erhalten dort Physiotherapie. Das ist außerordentlich wichtig bei Brüchen wie einer Oberschenkelhalsfraktur, vor allem bei älteren Personen“, weiß Blanke. In Haag sei dieser neue „Reha-Ansatz“ Alleinstellungsmerkmal in der Region, so der Klinikleiter.

Start im Mai 2024

Für die Kurzzeitpflege, die im April, spätestens im Mai 2024 eröffnen soll, benötigt das InnKlinikum 19 Vollzeitkräfte. Sollte bis dahin nicht genügend Personal gefunden werden, würde die Einrichtung mit „einer Teilöffnung“ starten. Die freien Stellen sollen sukzessive besetzt werden. Von der Schließung der Schmerztherapie in Mühldorf seien 21 Fachkräfte betroffen. „In den Gesprächen mit den Mitarbeitern haben wir versucht, für jeden einen Posten zu finden“, berichtet der Klinikleiter. „Es ist unser Ansinnen, unser Personal zu halten. Wir werden sicher einige Fachkräfte verlieren, aber nur, weil diese in der Schmerztherapie verwurzelt sind“, erklärt er.

Im dritten Stock des Südflügels findet die Tagespflege ein neues Zuhause mit Platz für 20 bis 25 Personen. Für diese Einrichtung würden vier Vollzeitkräfte eingestellt. Geöffnet werde voraussichtlich Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr. „Wenn aber Bedarf da ist, können wir flexibel agieren und die Zeiten verlängern“, sagt der Klinikleiter. Es sei auch möglich, nur einzelne Tage in der Woche zu buchen oder einen festen Zeitraum. „Wir haben schon erlebt, dass sich richtige ‚Clubs‘ gebildet haben, die sich beispielsweise mittwochs in der Tagespflege treffen. Es wird zusammen gekocht und gebacken. Wenn viele Männer dabei sind, ist auch Fußball schauen beliebt“, weiß Blanke. Momentan sei er im Gespräch mit dem BRK Mühldorf, um einen Shuttle-Service zu organisieren, der die Patienten morgens abhole und nach 16 Uhr wieder nach Hause bringe.

Eröffnung der gastroenterologischen Praxis im Januar

Ab 1. Januar 2024 werde die gastroenterologische Praxis, die sich ins MVZ eingliedere, eröffnen. Dann könnten in Haag ambulante Magen- und Darmspiegelungen vorgenommen werden. Außerdem sei der Klinikvorstand noch im Gespräch mit Silvia Wolf, Betreiberin einer ambulanten Krankenpflege in Haag. Sie könnte sich eventuell vorstellen, in den Westflügel im Erdgeschoss einzuziehen. Weiter würde die Physiotherapie, die sich im Untergeschoss befinde, um die Ergotherapie erweitert.

So sei das Haus wieder „gut befüllt. Für ein so großes Objekt ein großer Erfolg“, meint Blanke. Es wären nur noch zwei Flügel frei, wobei der Klinikvorstand in einem davon über eine betreute Wohneinheit nachdenke. Er sei auch im Gespräch mit weiteren Ärzten, allerdings bisher mit wenig Erfolg, da die „nötigen Umbaumaßnahmen zu hohe Kosten verursacht hätte“, erklärt er.

Gerüchte um Schließung in zehn Jahren

Trotz des neuen Konzepts für das Innklinikum hält sich in Haag weiterhin hartnäckig das Gerücht einer möglichen Schließung des Krankenhauses. Für eine Generalsanierung des Gebäudes im Jahr 2004/2005 hat der Landkreis einen großen Zuschuss über mehrere Millionen Euro erhalten, wie auch Stefan Blanke, Leiter der Kliniken Mühldorf und Haag, bestätigt. Die Summe ist für 30 Jahre an die Bedingung gebunden, dass die Einrichtung „einem sozialstaatlichen Interesse“ dienen muss. Ansonsten wäre der Landkreis gezwungen gewesen, das Geld zurückzahlen.

Doch die Frist läuft in zehn Jahren – also im Jahr 2034/35 – aus. Ab diesem Zeitpunkt wäre eine Rückzahlung also nicht mehr notwendig. Viele Bürger befürchten, dass das Krankenhaus anschließend komplett geschlossen werden könnte.

Blanke weist diese Gerüchte jedoch zurück. „Das ist absolut unsinnig“, verdeutlicht er. „Wir bemühen uns nach Kräften, das InnKlinikum in Haag zu erhalten. Wir bauen kein gut funktionierendes Konstrukt auf, um es in zehn Jahren wieder zuzusperren. Wir sind weiterhin an dem Standort interessiert, ansonsten hätten wir auch gleich dichtmachen können“, betont er.

Außerdem befinde sich der Landkreis in einer Art „Bringschuld“ gegenüber der Förderbehörde. „Wir müssen das neue Konzept für das Krankenhaus und Änderungen daran permanent vorlegen. Wenn wir das ‚sozialstaatliche Interesse‘ nicht mehr erfüllen würden, müssten wir die Summe sofort begleichen“, verdeutlicht Blanke.

Die „dramatische Entwicklung“ rund um das InnKlinikum und die Versetzung des Personals im Herbst 2022 von Haag nach Mühldorf, „war auch für uns kein Spaß“, unterstreicht der Klinikleiter. „Ich kann es nur noch einmal verdeutlichen: Wir wollen den Standort Haag erhalten und ihn nach vorne bringen. Dahingehend wünschen wir uns mehr Vertrauen von den Bürgern, Gemeinderäten und der Rathauschefin“, so Blanke.

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