Mietverhandlungen beendet
„Auf Zielgeraden gescheitert“: Wie geht es weiter mit dem Haager Zehentstadel?
Seit knapp 25 Jahren plant Haag an der Renovierung und Wiederbelebung des Zehentstadels. Die Nutzung im Westteil schien nun endlich geklärt. Doch jetzt sind die Verhandlungen mit der Kirche als potenzielle Mieterin doch gescheitert. Wie geht es nun weiter?
Haag – Seit knapp 25 Jahren wird in der Markgemeinde Haag über die Renovierung und Wiederbelebung des Zehentstadels diskutiert. Dass die Pläne im Ostteil noch längst nicht ausgereift sind, ist bekannt. Die Nutzung im Westteil schien jedoch so weit geklärt. Ab 2025 werde das Pfarrheim untergebracht, oben drüber soll die Bücherei einziehen, diese werde dann von der katholischen Kirche in die Hand der Gemeinde übergeben, so lautete der Plan. Bis jetzt. Denn nun sind die Vertragsverhandlungen über den Mietvertrag gescheitert.
Haager Zehentstadel: Verhandlungen mit der Kirche beendet
In einer Pressemitteilung teilte Bürgermeisterin Sissi Schätz die Entwicklungen mit. „Der Marktgemeinderat Haag hat in seiner nichtöffentlichen Sitzung vom 04. Juli beschlossen, die Mietvertragsverhandlungen mit der Kirche über das Pfarrheim im Zehentstadel zu beenden“, heißt es darin. Es ist eine überraschende Entwicklung, hieß es Ende vergangenen Jahres doch noch, dass die Verhandlungen beinahe abgeschlossen seien.
30 Jahre sollte die Pfarrgemeinde hier einziehen, geplant waren ein Pfarrsaal und mehrere kleinere Räume für Büros und Gruppen. Dass nun nichts daraus wird, bezeichnet die Bürgermeisterin als „schockierend.“ Der Grund für das Scheitern der Verhandlungen: Ein Streit um die Mietpreiserhöhungen. Denn eine regelmäßige Mieterhöhung nach dem Verbraucherpreisindex habe das Ordinariat im Frühjahr 2023 abgelehnt. „Dabei hatte das Ordinariat diese Form der Erhöhung 2017 selbst vorgeschlagen“, erklärt Schätz verständnislos. „Es ist traurig, dass man sich auf so etwas nicht mehr verlassen kann.“
Schätz: „Es war am Ende zermürbend“
Es ist nicht der erste Konflikt, den die Gemeinde mit der Kirche bei den Plänen rund um den Zehentstadel auszutragen hat. Wie Schätz erklärt, hatte das Ordinariat vor 2017 zunächst geplant, den Westteil selbst zu erwerben und auszubauen, das habe sich dann zerschlagen. Stattdessen sei die Baulast an die Gemeinde übergegangen, die Kirche habe mit Pfarrheim und Bibliothek einziehen wollen. Dann habe das Ordinariat erklärt, die Bücherei nicht mehr weiterführen zu wollen. Nun seien auch noch die letzten Verhandlungen gescheitert. „Es war am Ende zermürbend“, gibt Schätz zu.
Die Situation ist schwierig für Haag, erklärt die Rathauschefin. Immerhin wurde seit sechs Jahren an einem Konzept gearbeitet, das auf die Pfarrgemeinde zugeschnitten war. Dennoch möchte der Gemeinderat an der bisherigen Raumplanung festhalten, auch um nicht noch mehr in zeitliche Verzögerungen zu kommen. Eine konkrete Nutzung sei noch nicht geklärt, doch es gebe bereits Ideen. Der Pfarrsaal könne zu einem allgemeinen Bürgersaal werden, in den Gruppenräumen könne man sich eine Beratungsstelle etwa in Zusammenarbeit mit der Caritas oder anderen sozialen Einrichtungen vorstellen. Problematisch könne zudem die Tatsache werden, dass das Foyer und die Sanitäranlagen auch von der Bücherei genutzt werden müssten. „Die Nutzung muss also auf die Bibliothek abgestimmt sein.“
Dennoch gilt: Es soll nicht noch einmal von Neuem mit der Planung begonnen werden. Auch an den Konzepten im Ostteil wolle der Gemeinderat wohl festhalten, so Schätz.
Ordinariat sieht Forderung als „finanziell nicht tragbar“
Das Erzbischöfliche Ordinariat traf die Nachricht der gescheiterten Verhandlung derweil unvorbereitet. „Das hat uns überrascht“, erklärt Pressesprecherin Ursula Hinterberger auf Anfrage. „Bis zuletzt liefen enge Absprachen mit den Beteiligten vor Ort, vorrangig mit der Kirchenverwaltung als künftige Mieter.“
Hinterberger betont zudem, dass die Verhandlungen nicht „an der Forderung nach einer regelmäßigen Mieterhöhung, sondern an der Höhe der Mietpreissteigerung, die von Seiten des Gemeinderates vorgeschlagen wurde“, scheiterten.
So könne eine Staffelmiete nach Verbraucherpreisindex (VPI) allein schon aufgrund der aktuellen Marktsituation und der Inflation stiftungsaufsichtlich nicht mitgetragen werden. Der Vorschlag seitens der Gemeinde sei finanziell aber noch weniger tragbar gewesen. „Vom Gemeinderat wurde der Kirchenstiftung und dem Erzbischöflichen Ordinariat der Vorschlag einer Mietpreissteigerung von jährlich 4 Prozent unterbreitet.“ Daraufhin seien vom Erzbischöflichen Ordinariat mehrere Alternativvorschläge unterbreitet worden, diese habe der Gemeinderat jedoch allesamt abgelehnt.
Wie es nun mit dem Pfarrheim weitergeht, ist noch offen. „Man ging bis jetzt von einem Gelingen des Gemeinschaftsprojektes Zehentstadel aus. Durch die neue Sachlage sind nun zunächst mögliche Alternativen zu prüfen und die Zukunft des bestehenden Pfarrheimes zu klären“, so Hinterberger. Pfarrer Pawel Idkowiak bedauert die neue Situation sehr. „Wir müssen schauen, ob wir in unserem jetzigen Pfarrheim sanieren können.“