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Mammutprojekt einen Schritt weiter

Eine große goldene Bar im Haager Zehentstadel: „Braucht‘s des?“

So sieht die einstige Turnhalle in der Renovierungsphase aus. Doch wie wird sie sich in Zukunft präsentieren?
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Der Zehentstadel in Haag: Das Großprojekt der Marktgemeinde nimmt Gestalt an. Links zu sehen ist die ehemalige Turnhalle.

„Alter Schulbus“, „Pommesbude“ oder „Bergkristall“: So könnte sie ausschauen, die Bar im umgebauten Haager Zehentstadel. Doch das war nicht der einzige Punkt, der im Gemeinderat stundenlange Diskussionen auslöste.

Haag - Lange Diskussionen gab es im jüngsten Haager Gemeinderat. Frieder Lohmann und Anna Kragler vom Büro Rieger Lohmann Architekten stellten dem Gremium die weiter entwickelten Planungen und das Nutzungskonzept für den Ostteil des Zehentstadels, also die ehemalige Turnhalle, vor. Der Entwurf beinhalte ein Café im südlichen Teil und eine multifunktionale Nutzung im nördlichen Bereich. Außerdem soll eine Bar, beziehungsweise eine Ausgabetheke entstehen. Auch eine Galerie in der Turnhalle wäre denkbar, so Lohmann.

In einer vorhergehenden Sitzung im November hatte das Architektenbüro drei verschiedene Varianten vorgelegt, darunter war auch eine bewegbare Café-Box. Mittlerweile haben die Planer die Idee einer solchen Box wieder verworfen, wie Kragler das Gremium informierte. Nachdem diese Variante „intensiv weiter ausgearbeitet“ worden sei, hätten sie sich dagegen entschieden, da sie doch zu viele Nachteile habe, erklärte die Architektin. „Eine Küche muss einwandfrei funktionieren, das stellt sich mit den flexiblen Schläuchen und der Elektrik schwierig dar“, erläuterte sie. Außerdem sei für einen optimalen Betriebsablauf eine direkte Verbindung zur Bistroküche/Bar unerlässlich. „Das ist bei dieser Variante nicht möglich“, so Kragler.

Raumunterteilung mit Vorhang oder Trennwand

Das Architekturbüro schlug folgende Planung vor: Auf der Südseite, wo sich auch der Eingang befinde, soll das Foyer Platz finden, dahinter - etwa in der Mitte des Raums - die festinstallierte Küche mit Zugang zur ehemaligen Turnhalle und zur Bar. Im nördlichen Bereich der Turnhalle werde die Bühne installiert, im südlichen Teil könne beispielsweise ein Café eingerichtet werden. Der Raum ließe sich unterteilen, beispielsweise durch einen Vorhang oder eine mobile Trennwand. Hier riet Lohmann zu einem Vorhang, da dieser einfach zu handhaben und die deutlich günstigere Variante sei.

Die Nebenräume im Ostteil des Zehentstadels könnten als Lager, Garderobe, Sanitäranlagen und als Künstlerbereich mit WC und Umkleide genutzt werden, so der Architekt. Im Foyer sei ein Sitzbereich denkbar, der temporär als Garderobe nutzbar wäre. Außerdem beinhalte die Küche Putz- und Kühlraum sowie eine Umkleide fürs Personal.

Eines der möglichen Szenarien für den Ostteil des Zehentstadels: „Café und Untergeschoss“. Zu sehen ist auch die Theke/Bar und die daneben eingezeichnete Treppe, die bei den Bauarbeiten freigelegt werden könnte.

Auch das Untergeschoss habe das Architektenbüro in die Planungen mit eingeschlossen. Hier gebe es eine historische Treppe, die bei den Bauarbeiten freigelegt werden könne, erklärte Lohmann. „Es wäre möglich, einen Zugang nach unten zu installieren, der temporär über eine Klappe geöffnet werden könnte“, meinte er. Dadurch könne das Untergeschoss vielfältig genutzt werden, zeigte sich der Architekt überzeugt. „Eine Kaffeerösterei, eine Bäckerei, ein Weinkeller, sogar zur Vermietung für Familienfeiern und Geburtstage stehen die Räumlichkeiten zur Verfügung. Auch Platz für ein Lager und weitere Sanitäranlagen wären denkbar“, erläuterte er.

Weiter schlug der Planer für die ehemalige Turnhalle eine offene Galerie über der Bar vor. Sie sei für die Öffentlichkeit über eine Treppe an der Südseite zugänglich und schaffe weitere Sitzplätze. Auch hier stellte Lohmann mehrere Varianten vor, beispielsweise die Galerie nur über der Bar zu installieren oder sie bis in den südlichen Teil der Turnhalle auszuweiten.

Farbgestaltung trifft nicht Geschmack des Gremiums

Die Planungen des Architekturbüros stießen beim Gemeinderat grundsätzlich auf breite Zustimmung. Doch an einigen Punkten störte sich das Gremium. Hans Urban (CSU) schlug vor, die Küche und die Bistro-Theke außerhalb der Turnhalle ins Foyer zu verlegen. „Wir haben dann einen schönen Veranstaltungsraum und gleich daneben wird mit Geschirr geklappert, das stört doch“, so Urban. Dem stimmte Stefan Högenauer (CSU) zu. Eva Rehbein (SPD) fügte noch an, dass „die Theke im Haager Bürgersaal das beste Beispiel ist, wie es nicht sein sollte. Das Geklapper von Gläsern, Tellern und Besteck hört man immer bei Theateraufführungen“, sagte sie.

Lohmann erläuterte, dass es „nicht so einfach“ wäre, die Bistro-Theke zu verlagern. Sie müsste herausgebrochen werden. „Das wird im Foyer auch vom Platz her zu eng und es könnte Probleme geben wegen den Brandschutzbestimmungen “, entgegnete der Architekt. „Im Gespräch mit Küchenbetreibern wurde uns geraten: Lasst Küche und Theke zusammen“, erklärte er. Darüber hinaus sei die Bar ein „bespielendes Element des Raums“.

Högenauer sprach auch noch einen weiteren Punkt an, der ihm gar nicht gefiel: „Vielleicht bin ich da zu konservativ, aber optisch trifft die Bar meinen Geschmack gar nicht. Ich würde eine zurückhaltende Gestaltung besser finden “, erklärte er, wobei er sich auf die große, in Gold dargestellte Theke bezog. Rehbein meinte ebenfalls: „Ich finde es nicht harmonisch - es ist ein Hingucker, aber nicht unbedingt positiv. Ich finde, es sieht aus wie ein alter Bus oder eine Pommesbude“.

Eines der möglichen Szenarien für die ehemalige Turnhalle im Zehentstadel: „Veranstaltung“. Beanstandet wurde die große, in Gold gefärbte Bar.

Dem schlossen sich Dr. Florian Haas (PWG), Michael Haas (CSU) und Klaus Breitreiner (CSU) an. „Um Gerhard Polt zu zitieren: ‚Braucht‘s des?‘“, meinte Florian Haas. „Wir sind in Haag. Wir wollen einen Eyecatcher, aber nicht zu übertrieben“. Auch für Michael Haas sei „der Bergkristall“, wie er die Theke umschrieb, „kein Favorit“. Breitreiner beklagte, dass die „Box zu massiv ist. Dieser Kristall ist ein Fremdkörper im Raum. Wir sollten hier auch die Kosten im Blick haben“.

Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD) entgegnete, dass die Gestaltung „kein Luxus“ sei. „Ich denke nicht, dass sich die Bürger daran stören, wenn diese Farbgebung genauso teuer oder sogar günstiger ist als eine Holzkonstruktion.“ Egon Barlag (FWG) sprach sich ebenfalls dafür aus: „Es ist mit Sicherheit ein Hingucker, der die Leute anzieht“, sagte er. Hans Urban wünschte sich eine „historisch anmutende“ Planung der Theke, „wie in einem Pub, mit dunklem Holz“.

Lohmann wies darauf hin, dass die Präsentation „kein Gold“ zeige, sondern eine „bronzierte Bar“, sodass der Raum sich darin widerspiegele. „Aber das ist nur ein Vorschlag, die Gestaltung kann jederzeit geändert werden“, meinte der Architekt.

Wolfgang Obermaier (FWG) wies auf ein weiteres Problem hin: die Größe der Theke. „Diese Box ragt 2,20 Meter in den Raum hinein, daneben soll dann die Treppe aufgemacht werden, die ins Untergeschoss führt. Da muss ja sicherlich auch noch ein Geländer drumherum, das wird eng“, so Obermaier. Das sah der Architekt genauso. „Wir können mit der Box vielleicht noch 30 Zentimeter weiter an die Wand rutschen, aber grundsätzlich ändert es nicht viel. Es ist ein Abwägungsprozess“, erklärte der Planer.

Mögliche Konkurrenz

Laut der Rathauschefin steht fest, dass in den Ostteil des Zehentstadels ein Café einziehen soll. Die Verwaltung habe dafür schon Kontakt aufgenommen zu einem Integrationsbetrieb. „Hier steht der soziale Gedanke im Vordergrund und es wird staatlich gefördert“, erklärte sie. Als Beispiel nannte sie das „Cafesito“ in Wasserburg und das „Innleitn“ der Stiftung Ecksberg in Mühldorf. „Dort arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung“, so Schätz.

„Wir forcieren hier ein Café im Zehentstadel. Vielleicht sollten wir uns das noch einmal überlegen. Es ist ja auch eine große Konkurrenz für das „Czapuccino“ in der Hauptstraße“, merkte Bernd Schneider (CSU) an. Josef Hederer (PWG) befürchtete, dass der Integrationsbetrieb möglicherweise „böses Blut“ schaffe. „Es ist schwierig für andere Betreiber, die keine Förderung erhalten. Dass die Marktgemeinde diesen Teil des Zehentstadels pachtfrei oder verbilligt hergibt, ist für viele Wirte schwierig“, war seine Meinung.

Sissi Schätz hielt dagegen, dass sie keine Konkurrenz in Haag sehe. „Wenn wir zwei Ärztehäuser vertragen können, dann sicher auch zwei Cafés“, meinte sie. „Außerdem hat das Czapuccino samstags nur bis Mittag geöffnet, sonntags gar nicht. Das sollte kein Problem darstellen“.

Abschließend regte Högenauer an, sich auf den Westteil des Zehentstadels, der das Pfarrheim und die Bücherei beinhalte, zu konzentrieren. „Hier sind wir mit den Verhandlungspartnern am weitesten. Wir wollen, dass es in absehbarer Zeit losgeht. Danach sollten wir einen Kassensturz machen, um zu schauen, was wir uns noch leisten können“, verdeutlichte er. Auch Breitreiner sorgte sich um die Finanzen. „Ich stelle mir nur die Frage: Können wir uns das leisten? Sollen wir das ganze Geld für den Zehentstadel verpulvern? Wir sollten den Westteil beenden, uns zwischenzeitlich anderen Projekten widmen und danach erst um den Ostteil kümmern“, war seine Strategie.

Rehbein entgegnete: „Wir haben den Zehentstadel vor Jahren gekauft. Er soll jetzt endlich fertig werden. Das verstehen die Bürger nicht, wenn wir den Ostteil einfach stehen lassen. Für mich hat das Projekt oberste Priorität“. Dem schloss sich auch Obermaier an: „Wir ziehen das jetzt durch“, bekräftigte er. Das stand auch für die Bürgermeisterin fest. „Das sieht ja fürchterlich aus, wenn wir nach dem Westteil aufhören, auch für die Außengestaltung“, sagte sie. „Außerdem werden wir immer wieder darauf hingewiesen: Wann geht es endlich weiter? Darüber hinaus sind die Kosten für das Projekt in den Haushalt eingestellt und es wird von der Regierung gefördert“, schloss die Bürgermeisterin.

Der Gemeinderat beschloss mehrheitlich mit 10:6 Stimmen die weiterentwickelte Planung und das Nutzungskonzept zu billigen. Vorausgehende entgegenstehende Beschlüsse, wie das Kino und das aufsteigende Gestühl, werden aufgehoben. Der Gemeinderat entschied sich mehrheitlich mit 14:2 Stimmen gegen die Galerie in der ehemaligen Turnhalle. Außerdem wurde der Antrag von Högenauer, den Ostteil zeitlich abgesetzt zum Westteil zu realisieren, mit 8 zu 8 Stimmen abgelehnt.

Szenarien zur Nutzung

Frieder Lohmann und Anna Kragler vom Büro Rieger Lohmann Architekten stellten dem Gemeinderat mehrere Szenarien zur Nutzung der ehemaligen Turnhalle im Zehentstadel vor.

Szenario I - Café und freie Nutzung: Bei diesem Szenario erfolge eine Abtrennung mit dem Vorhang, sodass der südliche Bereich als Café zur Verfügung stehe. Es gebe circa 30 bis 40 Plätze. Der nördliche Teil sei frei nutzbar, beispielsweise für Flohmärkte, Sektempfang, Kinderturnen, Ausstellungen oder ein Repair-Café.

Szenario II - Veranstaltung: Der Vorhang werde geöffnet und der gesamte Bereich könne für Veranstaltungen, wie Konzerte, Schulball oder Theater genutzt werden. Es gebe circa 100 bis 120 Plätze. Der Ausschank wäre über die Bar möglich.

Szenario III - Café und Kleinkunst: Der Vorhang werde geöffnet und der gesamte Bereich könne genutzt werden, für ein Eventbuffet, Auftritte von Solo-Künstlern oder eine „offene Bühne“. Es gebe circa 65 Plätze. Der Ausschank würde über die Bar stattfinden bei gleichzeitiger Bühnennutzung.

Szenario IV - Café und Untergeschoss: Der Vorhang werde geöffnet, der Ausschank finde über die Bar und Nutzung des Untergeschosses statt. Hier wäre Platz für 75 Personen. Mögliche Belegung der unteren Etage wäre beispielsweise eine Kaffeerösterei, Bäckerei oder Feinkost.

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