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Pläne schlagen hohe Wellen

„Ich werde dafür kämpfen“: Kommt ein Integrations-Café in den Haager Zehentstadel?

In den Zehentstadel in Haag könnte schon bald ein Integrations-Café einziehen. Der Marktgemeinderat hat darüber beraten.
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Kommt in den Haager Zehentstadel ein Integrations-Café? Der Marktgemeinderat hat darüber beraten.

Für die einen ist es „der Dolchstoß“ – andere sehen die Chance, den Haager Ortskern zu beleben und gleichzeitig Menschen mit Behinderung zu integrieren: das geplante Café im Zehentstadel. Der Gemeinderat hat jetzt darüber beraten, wie es weitergeht.

Haag – Hohe Wellen haben die Pläne für den Haager Zehentstadel geschlagen: Im Ostteil des Gebäudes soll ein Café einziehen. Das hatte Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD) in der Sitzung im März bekanntgegeben. Doch für Angelika Müller-Czap und Günter Müller, die das „Czappuccino“ in Haag führen, stellt dieses Vorhaben ein großes Problem dar. Für sie wäre ein zweites Lokal direkt gegenüber „der Dolchstoß“, wie Müller-Czap im März verdeutlichte (wir berichteten).

Der Marktgemeinderat hat nun in seiner jüngsten Sitzung über die weiteren Planungen für den Zehentstadel gesprochen. Dazu war Markus Lutz, Geschäftsführer der Ecksberger Integrationsbetriebe (EIB), zugegen, um das Konzept des Cafés „InnLeitn“ in Mühldorf, das von der Stiftung Ecksberg betrieben wird, vorzustellen. Etwas Ähnliches könnte sich die Marktgemeinde auch im Zehentstadel vorstellen, erklärte Schätz. Angedacht sei auch, dass EIB die Lokalität in Haag betreiben soll.

„Die Stiftung Ecksberg ist eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung“, erklärte Lutz in der Sitzung. Insgesamt seien dort 90 Mitarbeitende angestellt, 25 davon mit einer schweren Behinderung. Das Café „Innleitn“ habe 18 Angestellte, davon sechs mit einem schweren Handicap, so der Geschäftsführer. Die Lokalität beinhalte eine Bäckerei, den Verkauf und ein Café. Geöffnet sei montags und von mittwochs bis sonntags. Dienstag hätte ein Ruhetag aufgrund von Personalmangel eingeführt werden müssen. Angeboten würden unter anderem Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen, Brotzeit und Snacks. Die Gäste seien Bewohner, Besucher, Radfahrer, Touristen und Einwohner aus Mühldorf. „Das ‚Innleitn‘ gibt es nun seit drei Jahren und ist sehr gut angenommen worden“, erklärte Lutz dem Gremium.

Zusammenarbeit fördern

Das Café werde von Menschen mit und ohne Handicap geführt. Das Ziel von EIB: Die Zusammenarbeit aller Mitarbeiter fördern und dauerhaft Arbeitsplätze zu den üblichen Marktbedingungen schaffen, so Lutz. Ebenfalls würde der Betrieb eine Beschäftigungsquote von 40 bis 50 Prozent von Menschen mit Behinderung anstreben.

„Im Zehentstadel könnte ich mir eine kleine Konditorei vorstellen, aber keinen Verkauf von Brot- und Backwaren. Bäckereien gibt es in Haag genügend“, meinte der Geschäftsführer. Außerdem sei neben dem Cafébetrieb ein Mittagstisch geplant, Bewirtung bei Abend,- Kultur- und Vereinsveranstaltungen, auch am Wochenende. Ebenfalls könne er sich einen Stehempfang für eine Hochzeitsgesellschaft vorstellen. Die Gäste für die neue Einrichtung sollen laut Lutz aus Besuchern, Einkäufern, Angestellten, Schülern, Einwohnern, Touristen und Vereinsmitgliedern bestehen.

„Wir haben großes Interesse, das Café im Zehentstadel zu führen“, verdeutlichte der Geschäftsführer. „Aber nur, wenn der Wunsch nach einem positiven Miteinander mit Rathaus, Gemeinde, Nachbarn und Bevölkerung besteht“, so Lutz. „Wir sehen uns auch nicht als aktive Konkurrenz zu der bereits bestehenden Gastronomie und zum Bauernmarkt. Es kann ja auch eine Ergänzung sein. Das sieht man ja am Beispiel Wasserburg, dass verschiedene Lokalitäten miteinander funktionieren“, betonte er. „Die Frage ist: Wollen Sie ein Inklusionsunternehmen und stehen Sie dahinter?“ wandte er sich an den Gemeinderat.

Eva Rehbein (SPD) entgegnete, sie habe „das Konzept überzeugt. „Ich war selbst schon im Café ‚Innleitn‘ in Mühldorf. Es herrscht eine freundliche Atmosphäre. Den Kuchen mussten wir sogar mitnehmen, weil wir im Lokal keinen Platz bekommen haben“, sagte sie. Auch Florian Haas (PWG) lobte das Vorhaben. „Für mich stellt sich nur die Frage, ob es machbar ist. Die Konditorei war bisher nicht angedacht. Ich würde mir bei der nächsten Besprechung im Gemeinderat ein paar Eckpunkte in der Planung wünschen, damit es greifbarer wird“, so Haas.

Konkrete Rahmenbedingungen

Stefan Högenauer (CSU) meinte: „Wenn wir uns auf den Weg begeben, sollten wir trotzdem weiterhin nach links und nach rechts schauen. Ich bin nicht gegen den Vorschlag, aber die Rahmenbedingungen sollten konkreter sein. Dann müssen wir es im Nachhinein nicht zerreden.“ „Es dauert ja noch einige Jahre, bis das Café eröffnet werden kann. Es hat noch nicht einmal der Spatenstich stattgefunden. Wir sind schon wieder einen Schritt weiter“, fand Bernd Schneider (CSU).

Schätz entgegnete, dass das Konzept „von Input lebt“. „Die Architekten haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir jetzt schon einen Betreiber finden sollten. Dann können seine Vorstellungen mit in die Planungen aufgenommen oder geändert werden“, erklärte die Bürgermeisterin. Dem stimmte auch Rehbein zu: „Ich weiß nicht, welche Rahmenbedingungen noch abgesteckt werden müssen. Wir sollten uns ganz explizit dafür aussprechen. Wie Herr Lutz gesagt hat: Wir müssen alle dahinterstehen“.

Sabine Binsteiner-Maier (SPD), die auch die Inklusionsbeauftragte der Marktgemeinde ist, sprach sich deutlich für das Vorhaben aus. „Wir sollten uns jetzt für die Einrichtung positionieren und ein Zeichen setzen. Wir brauchen einen verlässlichen Partner. Die Pläne können ja auch nicht in sechs Wochen aus dem Boden gestampft werden“, sagte sie. Ihr Parteikollege Siegfried Maier schloss sich ihrer Meinung an: „Vielen Dank, dass Sie das Risiko wagen“, wandte er sich an Lutz. „Der Förderbedarf von Menschen mit Behinderung ist da. Wir wollen ihnen nicht nur eine Heimat bieten, sondern eine Chance, am Arbeitsmarkt teilzunehmen. Ich werde dafür kämpfen und würde mich freuen, wenn wir uns einig werden“, betonte Maier.

„Wir müssen froh sein, wenn wir einen Betreiber finden“

Herbert Zeilinger (WFH)

Herbert Zeilinger (WFH) zeigte sich ebenfalls von dem Konzept überzeugt. „Wir müssen froh sein, wenn wir einen Betreiber finden. Es gibt ja kaum noch Gastronomie, vor allem am Wochenende haben mittlerweile viele zu. Da sollten wir nicht lange überlegen. Wir finden sicher einen Weg, dass es für alle passt“. Wolfgang Obermaier (FWG) stimmte ihm zu: „Wir wollen ein Café, jetzt haben wir EIB. Wir sollten das Konzept ausarbeiten, mit Herrn Lutz zusammen – und Gas geben“, schloss er. Der Marktgemeinderat nahm das Konzept für ein Integrationscafé im Zehentstadel wohlwollend einstimmig zur Kenntnis.

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