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Drohender Bürgerentscheid gibt Landesgartenschau den Rest

Stadt gibt auf! Wie Bürgerinitiative und Bürgermeister auf das LGS-Beben in Tittmoning reagieren

Links Reinhard Koller und Hubert Rauschecker von der Bürgerinitiative, die einen Bürgerentscheid über die Landesgartenschau 2026 in Tittmoning erzwingen wollte. Rechts Bürgermeister Andreas Bratzdrum.
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Links Reinhard Koller und Hubert Rauschecker von der Bürgerinitiative, die einen Bürgerentscheid über die Landesgartenschau 2026 in Tittmoning erzwingen wollte. Rechts Bürgermeister Andreas Bratzdrum.

In den letzten Tagen spitzte sich alles zu, jetzt hat der Stadtrat die Notbremse gezogen: Weil eine Bürgerinitiative auch noch Unterschriften sammelte, hat Tittmoning die Landesgartenschau 2026 endgültig gekippt. Wir haben mit beiden Seiten - Hubert Rauschecker von der Bürgerinitiative und Rathauschef Andreas Bratzdrum - über das LGS-Beben gesprochen.

Tittmoning - Die Landesgartenschau 2026 wird nun doch nicht in Tittmoning stattfinden. Am Dienstagabend (30. November) wurde das in nichtöffentlicher Sitzung vom Stadtrat entschieden - einstimmig, wie Bürgermeister Andreas Bratzdrum (CSU) gegenüber chiemgau24.de verrät. Erst im Dezember sprach sich der Stadtrat noch für die Landesgartenschau (LGS) aus. Doch schon da war der Zeitplan bis 2026 äußerst eng gestrickt. Ein drohender Bürgerentscheid mit ungewissem Ausgang ließ die Stadt jetzt die Reißleine ziehen.

Wie sich die Ereignisse in den letzten Tagen überschlugen

Die Sache hat sich in den letzten Tagen zugespitzt: Nächste Woche hätte die Stadt die ersten Planungsleistungen für die Landesgartenschau vergeben müssen. Zeitgleich war die Bürgerinitiative (BI) „Tittmoning gestalten“ fleißig am Unterschriften sammeln. Das Ziel: Knapp 500 Unterschriften, um einen Bürgerentscheid über die Großveranstaltung zu erzwingen. „Das hätten wir sicher erreicht. Wir waren schon bei 470 Unterschriften“, so Hubert Rauschecker von der BI im Gespräch mit chiemgau24.de. Alles hätte sich noch mehr verzögert. „Wir hätten dann erst im April oder Mai mit der konkreten Planung beginnen können“, so der Bürgermeister.

Auch wenn der Zeitplan von Haus aus sportlich war: Hat Tittmoning mit der Entscheidung pro LGS zu lange gewartet? Das Angebot von der Landesgartenschau GmbH, 2026 für Schweinfurt einzuspringen, kam Ende Juli 2023. Im Oktober wurden die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Stadtrat wurde dann lange das Für und Wider eines Bürgerentscheids diskutiert, die Entscheidung für die LGS verschoben auf Dezember - ohne zusätzlichen Bürgerentscheid. „Wir wollten den Beschluss keinem überstülpen und allen Bürgern alle Infos geben. Und das dauert nun mal“, sagt Bratzdrum rückblickend.

„Und dass da noch ein Bürgerbegehren kommt, das hatten wir nicht in der Hand“, meint Bratzdrum. Womöglich wäre es dazu aber gar nicht gekommen, hätte sich der Stadtrat gleich für einen Bürgerentscheid ausgesprochen. Auch Bratzdrum stimmte offiziell dafür, „aber unser Wahlamt meinte auch, der Bürgerentscheid wäre erst Mitte Februar möglich gewesen“. Die Zeit wäre weiter davongelaufen. Außerdem betont der Rathauschef nach wie vor: In etlichen, gut besuchten Workshops waren die Tittmoninger ohnehin von Anfang an eng in die Planungen fürs Konzept eingebunden.

Bürgerinitiative: Haben Tittmoning vor drohender Kostenexplosion bewahrt

Bei Hubert Rauschecker von der BI herrscht unterdessen Erleichterung: „Wir haben Tittmoning vor einer drohenden Kostenexplosion bewahrt. Jetzt können die sinnvollen Projekte koordiniert umgesetzt werden.“ Zuletzt taxierte man die Investitions- und Durchführungskosten auf 14,6 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Stadt sollte auf vier Millionen gedeckelt werden. Während die BI an der Höhe der Fördergelder zweifelte, beklagt Andreas Bratzdrum, dass viele Projekte die Stadt jetzt teurer kämen - weil das Geld von außen fehlen wird. Zum Beispiel müsse man die Sanierung der Krankenhausbrücke jetzt komplett selbst bezahlen. Mit LGS wären 80 Prozent der Kosten übernommen worden.

Überrascht von der plötzlichen Absage zeigte sich auch Rauschecker. „Wir hatten gehofft, dass unser Bürgerbegehren den Stadtrat zumindest nochmal zum Nachdenken bringt. Und anscheinend gab es noch Gesprächsbedarf.“ Er selbst habe jetzt „gemischte Gefühle“. Man wollte die Landesgartenschau nicht „als solches“ verhindern. Doch der Zeitrahmen habe ihn ins Grübeln gebracht und auch im Bekanntenkreis habe deshalb bei vielen die Skepsis überwogen. Außerdem seien zu viele konkrete Fragen zur Umsetzung der LGS noch immer unbeantwortet geblieben, meint Hubert Rauschecker.

Bratzdrum: Jetzt Gräben zuschütten - und Thema Stadtplatz angehen

Bürgermeister Bratzdrum hält dagegen: „Mich bedrückt die Art und Weise, wie die BI vorging. Behauptungen aufzustellen, ohne Fakten anzuerkennen.“ Jetzt hofft er, dass in Tittmoning wieder „vernünftig miteinander umgegangen“ und zur Normalität zurückgekehrt wird. „Ich bin enttäuscht, aber das Leben geht weiter.“ Bei Festen, Veranstaltungen und der Vereinsarbeit gebe es wieder genügend Gelegenheiten, die Gräben zuzuschütten, die sich in den letzten Wochen und Monaten aufgetan haben. Dass die Stadt in absehbarer Zeit nochmal das heiße Eisen LGS anpackt, hält er für unrealistisch: „Unsere Chancen stünden bei der LGS GmbH jetzt ohnehin schlecht.“

Jetzt, wo die Landesgartenschau beerdigt ist, müssen die Haushaltsberatungen wieder neu aufgenommen werden. „Im Frühjahr“ könne mit dem Haushalt 2024 gerechnet werden. Und: Die Umgestaltung des Stadtplatzes, Herzstück des LGS-Konzepts, behalte höchste Priorität. Grüner, barrierefreier und autofreier soll er werden. Auch wenn das erste Konzept für die Landesgartenschau 2026 jetzt nicht wie geplant umgesetzt werden kann: umsonst war es in Bratzdrums Augen nicht. „Es wird uns für die künftige Stadtentwicklung weiterhin helfen.“

xe

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