Neue Wirtsleute für die Dorfwirtschaft
Power-Paar bringt viel Erfahrung mit nach Asten: „Dorfwirtschaft soll weiter bleiben wie sie ist“
Schon ab März kann es in der Dorfwirtschaft weitergehen: Mit den neuen Pächtern scheint Asten einen wahren Glücksgriff gelandet zu haben, denn vom Kreuzfahrtschiff bis zur Sterne-Gastronomie, vom Volksfest bis in die gehobene Hotellerie – sie bringen top Erfahrung mit. Ihr Herz schlägt aber für die bayerische Traditionsgastronomie, und so soll die idyllische Dorfwirtschaft auch Dorfwirthaus bleiben.
Asten/Tittmoning – Nach eineinhalb Monaten Schließung wegen des anstehenden Pächterwechsels kann es in der Astener Dorfwirtschaft schon ab 1. März wieder weitergehen. Die „Neuen“, Roland und Christine Kiesenhofer, wurden bereits vor mehreren Wochen im Dorf willkommen geheißen: bei einem Frühschoppen des Helferkreises, der sich schon jahrelang für den Erhalt der Dorfwirtschaft starkmacht. Bei dieser Gelegenheit konnte der harte Kern sich ein Bild von dem Pächter-Paar machen und umgekehrt: Denn einen Einsatz, wie Asten ihn für sein Wirtshaus bringt, sieht man ja wirklich nicht alle Tage.
Von der Nachricht, dass der aktuelle Pächter, Manuel Fuchs, seinen Fünfjahresvertrag nicht verlängern würde, war man in Asten mehr als überrascht: Trotz Pandemie war das Geschäft sehr gut gelaufen, Fuchs‘ Konzept ging auf und auch Personalengpässe waren nicht zu beklagen. Maria Kellner, Vorstandsmitglied der Genossenschaft, die zum Erhalt des Wirtshauses gegründet wurde, kann die Entscheidung des Pächters dennoch nachvollziehen: Erst vor einem Jahr übernahm er zusätzlich den Augustinerwirt in Burghausen. Als sich im vergangenen Sommer während einer bomben Biergartensaison weiterer Zuwachs in der Familie ankündigte, musste Fuchs ein wenig kürzertreten.
Erfahrungen in der Sterne-Gastronomie
Für die Ehrenamtlichen der Genossenschaft begann damit eine ruhelose Zeit der Pächtersuche: Doch Gespräche und Aufrufe in den sozialen Medien blieben erfolglos. Allein dem Zufall ist zu verdanken, dass Maria Kellner an die Nummer der Kiesenhofers kam, die zeitgleich nach einer Wirtschaft suchten. Zwar kennen sich die beiden im Chiemgau aus, doch noch nie zuvor hatten sie von der Dorfwirtschaft gehört. „Es fährt keiner rückwärts“, lacht Maria Kellner: „Wer im Chiemgau wohnt, fährt meist auf die Berge zu und nicht von ihnen weg.“ Schon beim ersten Gespräch mit den Kiesenhofers sei der Funke übergesprungen, sagt Kellner. Ihr war schnell klar, dass es sich um einen Volltreffer handeln könnte.
Roland Kiesenhofer (43) der zusammen mit seiner Frau Christine (45) und den gemeinsamen Kindern (11 u. 15) in Traunstein lebt, stammt eigentlich aus dem Mühlviertel. Nach einer Ausbildung in Hotel- und Betriebsmanagement und zum Sommelier, arbeitete er ein halbes Jahr auf dem Schiff und anschließend sieben Jahre in der Residenz Winkler in Aschau, wo er auch seine Frau kennenlernte. Es folgten Stationen in den Egerner Höfen in Rottach-Egern sowie im Gut Steinbach in Reit im Winkl. 2015 übernahm er dann die Geschäftsführung im Parkhotel 1888 Traunstein und betreibt seit zwei Jahren in Trostberg einen Feinkostladen.
Dorfwirtschaft soll keine „Gourmet-Bude“ werden
Aus der Dorfwirtschaft in Asten soll aber ganz sicher keine „Gourmet-Bude“ werden, sagt Kiesenhofer. „Das Konzept steht und es soll auch so bleiben.“ Nach einer kurzen Gastro-Pause während der Pandemie und seinem Einsatz beim Herbstfest in Rosenheim wuchs in den Kiesenhofers die Lust, ein eigenes Restaurant zu betreiben. Nach dem Anruf von Maria Kellner habe man gleich ernsthaft über eine mögliche Übernahme der Dorfwirtschaft nachgedacht. Beim Anblick des Biergartens mit Alpenblick ließ die Zusage nicht lange auf sich warten.
Einen Monat brauchen die neuen Pächter nun, um ihre Eröffnung vorzubereiten: „Denn die Chance für einen ersten Eindruck hat man nur einmal“, so Kiesenhofer. Auch Personal soll noch eingestellt werden: Vier Vollzeitkräfte für Küche und Service sucht das Pärchen noch. „Einige Mitarbeiter bleiben uns auch erhalten“, sagt der künftige Dorfwirt, „wir übernehmen auch Auszubildende, Teilzeitkräfte und Minijobber. In Bezug auf die Speisekarte sollen die Klassiker auf jeden Fall erhalten bleiben – nur Spezialitätenwochen und eine Weinkarte soll es zusätzlich geben. An Montagen und Dienstagen sind Ruhetage geplant.
Maria Kellner ist auf jeden Fall glücklich, denn für sie ist mit der Unterzeichnung des Pachtvertrags die bange Suche nach dem richtigen Pächter abgeschlossen: Mit den Kiesenhofers als neue Dorfwirtsleute von Asten, blicken sie und die Genossenschaft optimistisch in die Zukunft.