Nach Turbulenzen in Tittmoning
Die Emotionen schlugen hoch: Stadtrat will Landesgartenschau – aber immer noch eine Hürde
Nach turbulenten letzten Wochen hat sich der Tittmoninger Stadtrat jetzt zu einem „Ja“ zur Landesgartenschau 2026 durchgerungen - jedoch nicht ohne hörbare Reibereien. Und womöglich tut sich noch eine weitere Hürde auf, die genommen werden muss.
Tittmoning - Die Entscheidung im Stadtrat ist nun endlich gefallen: Mit einer deutlichen Mehrheit votierte man am Dienstagabend (5. Dezember) für die Ausrichtung der Landesgartenschau 2026. 15 Ja-Stimmen standen sechs Ablehnungen gegenüber. Auch Bürgermeister Andreas Bratzdrum (CSU) stimmte dafür - doch seine Statements gegenüber der Presse, unter anderem chiemgau24.de, in der vergangenen Woche sorgten bei manchen für Verstimmung. Weil eine nicht-öffentliche Probeabstimmung im Stadtrat vorige Woche „nur“ mit 11:6 für die Landesgartenschau ausging, sollte man sie besser nicht ausrichten, so Bratzdrum.
„Große Chance für Tittmoning“: Stadtrat stimmt für Landesgartenschau
„Ich sehe eine große Chance für Tittmoning und erwarte mir einen Schub für Gastronomie, Gewerbe, Firmen oder Leerstände. Das wird man heute noch gar nicht beziffern können. So eine Chance bekommen wir nie wieder“, fasste es Annemarie Dandl (CSU) zusammen und traf damit wohl den Nerv vieler Stadträte. „Wir sind gewählt, um was zu tun und nicht, um uns wegzuducken“, warb auch 3. Bürgermeister Dirk Reichenau (SPD) um Ja-Stimmen. Das Konzept sei geschliffen, die Bevölkerung dafür und der rote Teppich ausgerollt, so Reichenau.
Auch Bürgerentscheid könnte noch kommen
Gegenstimmen kamen von Gottfried Ganisl (mitBürger), Max Schupfner (CSU), Barbara Danninger, Maria Kellner (beide FW), Michael Schörgnhofer und Hans Glück (beide Ökoliste). 2. Bürgermeisterin Danninger kündigte bereits an, dass der Antrag der Freien Wähler zur Durchführung eines Bürgerentscheids aufrechterhalten bleibt. Laut Bratzdrum soll in der nächsten Stadtratssitzung am 19. Dezember darüber abgestimmt werden. Dann läge das endgültige „Ja“ oder „Nein“ zur Landesgartenschau 2026 bei den Tittmoningern selbst. Auch für Hans Glück wäre das der „sauberste Weg“.
Am emotionalsten wurde Maria Kellner: „Mein Vertrauen ist kaputt“, so die FW-Stadträtin. Die wirklichen Kosten, die auf Tittmoning zukämen, seien weiterhin unklar. Die 80 Prozent Fördergelder beträfen schließlich nur förderfähige Maßnahmen - „aber wir würden beim Stadtplatz ja alles machen, was Sinn macht und nicht nur das, was förderfähig ist“. Auf Geheiß des Bürgermeisters hätte Kellner aus der Verwaltung keine Zahlen dazu bekommen. Überhaupt würden kritische Stimmen zur Landesgartenschau pauschal als „Fake News“ abgetan.
Landesgartenschau 2026 in Tittmoning: Viel Geld, wenig Zeit?
Über drei Millionen Euro würden der Stadt ohne Landesgartenschau durch die Lappen gehen, hieß es vom Bürgermeister. Denn all die Projekte werde man sowieso machen, nur mit weniger Fördergeldern. Eine Argumentation, die Hans Glück nicht gelten ließ: „Realistisch machen wir zwei der zehn Projekte, nämlich Stadtplatz und Gerberberg.“ Er befürchtete, dass für andere Projekte wie Bauhof, Feuerwehr oder Kanalisation dann kein Geld mehr da sei. Auch die Zeit war für Glück ein Problem: Frühestens in einem Jahr könne man mit den Arbeiten beginnen. „Ich will nicht, dass wir uns blamieren und zur Landesgartenschau alles eine Baustelle ist.“
Bürgermeister Bratzdrum selbst hielt sich in der Diskussion eher zurück. Nur einmal wurde er „pathetisch“, wie er es nannte: „1000 Kilometer östlich von uns haben die Leute ganz andere Probleme.“ Über die Presse habe er in den vergangenen Tage weder spalten, noch Kritiker verurteilen, sondern „falsche Behauptungen aufklären“ wollen. Mit 15:6 gibt es jetzt einen klaren, wenn auch keinen überdeutlichen Auftrag des Stadtrates für die Landesgartenschau 2026. Ein Bürgerentscheid, sollte er kommen, wäre wohl im Februar realistisch. Geht er positiv aus, könnten erst danach die ersten Aufträge für die Bauarbeiten vergeben werden. Die Zeit drängt so oder so.
xe