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Aschauer soll Medizinstudentin Hanna ermordet haben

In der Schule ein Außenseiter, zuhause ein Chaot: Weitere Einblicke in Sebastian T.s Leben

Der Angeklagte mit seinen beiden Pflichtverteidigern Harald Baumgärtl (links) und Markus Frank, sowie Wahlverteidigerin Regina Rick neben ihm.
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Es ist der 13. Tag, an dem der mutmaßliche Mord an Hanna W. vor dem Traunsteiner Landgericht verhandelt wird.

Man ist bei der Hälfte der ursprünglich angesetzten Prozesstage im „Fall Hanna“ - und noch immer wird hart verhandelt und der Ausgang scheint völlig offen.

Update, 14.27 Uhr - Weitere Einblicke in Sebastian T.s Leben

Zwei weitere Zeugen werden geladen, die jeweils aus ihrer Perspektive ihre Eindrücke über Sebastian T. schildern. Da ist zuerst ein 20-Jähriger, der den Angeklagten aus der 1. Klasse und von den Pfadfindern kennt. „Er war ein Außenseiter. Komisch, anders, introvertiert“, so der junge Mann. Die Lehrer hätten sich schwer mit ihm getan. In den fünf gemeinsamen Pfadfinder-Jahren sei Sebastian T. zwar nicht ausgegrenzt worden, „aber auch da hat man sich mit ihm schwergetan“.

Und dann berichtet eine Polizistin vom Zuhause des Angeklagten. Ihre Aufgabe war es, im November vorigen Jahres das Wohnhaus von Sebastian T. und seiner Familie zu durchsuchen. „Es war sehr unaufgeräumt und unordentlich.“ Vor allem das Zimmer des Angeklagten sei „extrem dreckig“ gewesen. Abfall und Wäsche seien überall am Boden gelegen. Fotos aus Sebastian T.s Zimmer wurden schon einmal vor Gericht gezeigt. Zu sehen war ein einziges Chaos. Ein Polizist berichtete da als Zeuge von Essensresten und benutzten Kondomen, die auftauchten.

Auch ein 33 Jahre alter Mann aus Baden-Württemberg taucht noch als Zeuge auf. Nach ihm suchte die Polizei lange, denn ihm sollte die spezielle Holzuhr gehören, die im Bärbach auftauchte. Von der Uhr erhoffte man sich Hinweise zur Tat. Doch damit hat der Mann überhaupt nichts zu tun. Im Rahmen eines Firmenausflugs sei man eine Woche zuvor an der Kampenwandbahn gewesen. „Beim Austreten bin ich versehentlich in den Bach gefallen. Und dann war die Holzuhr weg.“

Der Verhandlungstag wird für heute beendet. Am Donnerstag wird ab 9 Uhr am Traunsteiner Landgericht fortgesetzt. Erwartet wird dann ein Rechtsmediziner. „Ich empfehle den Nebenklägern nicht zu kommen“, sagt Richterin Jacqueline Aßbichler mit Blick zu Hannas Eltern. Zustimmend schüttelt Hannas Mutter mit dem Kopf. Es dürfte wieder ein besonders unangenehmer Prozesstag werden.  

Update, 11.30 Uhr - Woher kamen Unterarm-Kratzer des Angeklagten?

Zwei Mitarbeiter aus dem ehemaligen Betrieb von Sebastian T. werden als erste als Zeugen geladen. Sein Chef und sein Vorarbeiter. Der Angeklagte war bis zu seiner Verhaftung Lehrling in einem Betrieb für Heizung und Sanitär in Rosenheim. Ganz zentral für das Gericht: Wie war Sebastian T. am 6. und 7. Oktober 2022 drauf, welche Arbeiten hat er gemacht? Denn an den beiden Tagen nach der Tat war der Angeklagte krankgeschrieben.

Spülkästen demontieren in Hausham oder Rohre und Leitungen für eine Heizzentrale in Schechen verbauen. Das waren die Aufgaben des Angeklagten in den Tagen nach der Tat. Kann man sich da verletzen? Das Gericht will auf die Kratzer am Unterarm hinaus. Von diesen berichtete eine Zeugin bereits vorletzte Woche. Die Hausmeisterin des Aschauer Pfarrheims sah sie bei Sebastian T. am 7. Oktober. Genauer beschreiben konnte sie die Verletzungen aber nicht.

Kamen die Kratzer also vom Kampf mit Hanna oder vom Arbeiten?

Klar, da und dort könnte mal eine Schraube oder ein scharfkantiges Rohr im Weg sein, berichtet der Vorarbeiter. Aber von einer Verletzung Sebastian T.s habe er nichts mitbekommen. Die Verteidiger wollen es genau wissen: Trug er einen Pullover? Waren die Unterarme zu sehen? War es warm bei der Arbeit? Man merkt, dass die Unterarm-Kratzer im Prozess eine gewisse Rolle spielen.

Richtig schlau werden Gericht und Verteidigung aus den Antworten des Vorarbeiters in dieser Hinsicht aber nicht. Anders als sonst verhalten habe sich der Angeklagten an jenen Tagen jedenfalls nicht.

2019 begann der Angeklagte die Lehre. Als ruhig, still, unauffällig und fleißig wird er vom Chef beschrieben. Aber auch eine Abmahnung habe es mal gesetzt. Sebastian T. verlor sein Berichtsheft. „Da hat er dann nur genickt, betrübt geschaut – und mich leicht angelächelt“, erzählt der Geschäftsführer, als er den Angeklagten zu sich zitierte. „Da kommt man sich schon komisch vor.“ Eine Spur von Reue oder eine Entschuldigung erkannte er dabei nicht.

Drei weitere Zeugen werden heute noch erwartet. Unter anderem ein Gleichaltriger, der mit dem Angeklagten die 1. Klasse und die Pfadfindergruppe besuchte.  

Vorbericht zum 13. Verhandlungstag im Hanna-Prozess

Traunstein/Aschau im Chiemgau - Es ist der inzwischen 13. Tag, an dem der mutmaßliche Mord an Hanna W. vor dem Traunsteiner Landgericht verhandelt wird. In kleinen Schritten versucht man, der Wahrheit näherzukommen: Hat Sebastian T., 21 Jahre alt und aus Aschau im Chiemgau, die junge Frau am 3. Oktober 2022 umgebracht? Am heutigen Dienstag (21. November) werden ab 9 Uhr weitere Zeugen erwartet - unter anderem der ehemalige Chef des Angeklagten. Er machte zuletzt eine Lehre zum Anlagenmechaniker.

13. Prozesstag um mutmaßlichen Mord an Hanna aus Aschau

Zuletzt wurden die Daten der Handys des Angeklagten und seiner engen Schulfreundin ausgewertet. Sie ließen Zweifel aufkommen: Seine Schulfreundin gab bisher an, Sebastian T. habe ihr noch am Abend des 3. Oktober 2022 von einer jungen ermordeten Aschauerin erzählt - damit hätte er Täterwissen offenbart. Auch am 4. Oktober hätten sich die beiden zu einem Spaziergang getroffen. Doch zuletzt wurde eine Sprachnachricht der Schulfreundin vom 5. Oktober publik: „Gestern“ hätte ihr der Angeklagte von dem „Mord“ in Aschau erzählt - das wäre der 4. Oktober gewesen und da war der Fall schon in groben Zügen öffentlich bekannt.

Außerdem bekam die Verteidigung von Sebastian T. Verstärkung: Zu den Rosenheimer Pflichtverteidigern Markus Frank und Harald Baumgärtl gesellt sich nun auch die bekannte Münchner Anwältin Regina Rick. Sie gilt als Spezialistin für schwierige Fälle und erreichte zuletzt einen Freispruch für Manfred Genditzki. Er saß wegen des „Badewannen-Mordes“ von Rottach-Egern 13 Jahre lang im Gefängnis - zu Unrecht. Ob sie auch im „Fall Hanna“ für entscheidende neue bzw. entlastende Erkenntnisse sorgen kann, muss sich erst noch herausstellen.

Sebastian T. wurde von Zeugen immer wieder als ruhig und schüchtern beschrieben. Auch als schwer integrierbarer und zurückgezogener Einzelgänger bezeichnete ihn schon ein Zeuge. Ein Mithäftling, der bereits vernommen wurde, meinte: Er hätte kein Sexualleben gehabt und von den Frauen öfter Körbe kassiert. Der Angeklagte hätte sich deshalb erniedrigt und verletzt gefühlt. Laut Staatsanwaltschaft hätten ihn sexuelle Motive zur Tat getrieben.

Am 3. Oktober vorigen Jahres soll er Hanna W. auf ihrem Heimweg vom Club „Eiskeller“ bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen und sie dann in den Bärbach nahe der Kampenwandbahn geworfen haben. Dort ertrank die damals 23-Jährige. Sebastian T. war anfangs für die Polizei nur als wichtiger Zeuge interessant, da er zur Tatzeit als Jogger gesehen wurde. Am 17. November wurde er jedoch festgenommen, sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die Anklage lautet auf Mord, mit einem Urteil wird vor Weihnachten gerechnet.

chiemgau24.de wird aktuell vom Prozess berichten.

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