Ein Jahr nach dem schockierenden Tod
Mordprozess um getötete Hanna (†23) aus Aschau im Chiemgau - Mann (21) auf Anklagebank
Vor fast genau einem Jahr erschütterte der Tod von Hanna (†23) den beschaulichen Chiemgau. Die Studentin kam nach einem Clubbesuch nicht nach Hause - wurde Stunden später tot in dem Fluss Prien entdeckt. Kommende Woche beginnt der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter.
Aschau im Chiemgau - Ein Passant hatte am Nachmittag des 3. Oktobers des vergangenen Jahres die Leiche der jungen Hanna im Fluss Prien entdeckt. Sie hatte sich am frühen Morgen - gegen 2.30 Uhr - von einem Club in Aschau im Chiemgau auf den Heimweg gemacht - doch Zuhause kam sie nie an.
Eine abgerissene Armbanduhr, die unweit des Clubs und nahe bei einem Ring im Bärbach, ein Fluss entlang des Kampenwandbahn-Parkplatz, entdeckt wurde, schien eine Spur zu sein - aber sie verlief im Sande. Sechs Wochen nach der Tat wurde dann aber ein junger Mann festgenommen. Der inzwischen 21-Jährige muss sich von Donnerstag (12. Oktober) an wegen Mordes vor dem Landgericht Traunstein verantworten.
Hanna hatte in dem Aschauer Club „Eiskeller“ gefeiert und sich am frühen Morgen auf den Heimweg gemacht. Etwa zwölf Stunden später wurde ihre Leiche zehn Kilometer entfernt auf der Höhe von Kaltenbach, einem Ortsteil von Prien am Chiemsee im Fluss, entdeckt.
Der Angeklagte war zunächst als Zeuge vernommen worden, weil er in der Tatnacht in der Nähe des Clubs gejoggt war - die Polizei hatte sogar per Zeugenaufruf nach dem Jogger gesucht. Die Befragung lieferte jedoch zu Beginn keine sachdienlichen Hinweise.
Dann verdichteten sich aber die Anhaltspunkte auf eine mutmaßliche Täterschaft. Seit seiner Festnahme Mitte November 2022 sitzt der junge Mann in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die junge Frau auf ihrem Heimweg vom „Eiskeller“ verfolgt, aus sexuellen Motiven überfallen, auf den Kopf geschlagen und verletzt in den Bärbach geworfen zu haben, der in die Prien mündet. Die junge Frau soll ertrunken sein. Der Angeklagte äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen.
Das Gericht habe nun zu überprüfen, ob das, was die Staatsanwaltschaft seinem Mandanten vorwerfe, sich auch wirklich so zugetragen habe, sagte der Verteidiger des jungen Mannes, Harald Baumgärtl.
Die Ermittlungen hatten sich sehr aufwendig gestaltet. Eine bis zu 60-köpfige Soko „Club“ fahndete nach dem Täter und nach Beweise. Die Ermittlerinnen und Ermittler vernahmen nahezu 700 Besucher des Nachtclubs, die am Tatabend dort gefeiert hatten. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Gunther Scharbert, Sprecher der Staatsanwaltschaft Traunstein in der Zweigstelle Rosenheim, umfassen die Akten etwa 20.000 Blatt.
Anfang November 2022 bat die Polizei auch in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... Ungelöst“ bundesweit um Mithilfe von Zeugen. Unter anderem wurde fieberhaft nach dem Besitzer der Uhr gesucht, die mit abgerissenem Armband am Bärbach in der Nähe des vermuteten Tatorts gefunden worden war. Doch der Besitzer hatte nichts mit der Tat zu tun, wie sich wenig später herausstellte.
Die Gewalttat erschütterte die Gemeinde tief. Viele Menschen trugen sich im Rathaus in ein Kondolenzbuch ein. Bei der Trauerfeier für die junge Frau war die Pfarrkirche bis auf den letzten Platz gefüllt.
Ende Mai 2023 fand eine Spaziergängerin das Handy des Opfers in einem Fluss. Ermittler konnten das Mobiltelefon auslesen, wie das Gericht mitteilte. Inwiefern die Ergebnisse in dem Verfahren relevant sind, wollte das Gericht bei der Beweisaufnahme während des Prozesses prüfen.
mz/dpa