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Prozess um die Tötung von Hanna aus Aschau

„Auffällig blass und nervös“: Als der Angeklagte zur Polizei musste - als Zeuge

Der mutmaßliche Mörder von Hanna aus Aschau mit seinen Verteidigern Harald Baumgärtl (links) und Markus Frank.
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Der mutmaßliche Mörder von Hanna aus Aschau mit seinen Verteidigern Harald Baumgärtl (links) und Markus Frank.

Traunstein/Aschau im Chiemgau - Zweiter Tag im Prozess um die mutmaßlich ermordete Hanna aus Aschau im Chiemgau: Bisher gab es „nur“ eine Teilaussage eines Kripo-Beamten - doch heute werden auch Videos aus dem Club „Eiskeller“ gezeigt und Hannas Eltern sollen aussagen. Bleibt der Angeklagte bei seinem Schweigen?

Das Wichtigste in Kürze:

Update, 15.12 Uhr - Als der Angeklagte zum ersten Mal zur Polizei musste - als Zeuge

Völlig ahnungslos saß sie ihm knapp drei Wochen nach der Tat schon gegenüber: Eine Kriminalpolizistin berichtet jetzt, wie sie den Angeklagten zum ersten Mal vernahm – damals aber noch als Zeugen. Denn dass ein bestimmter Jogger zur Tatzeit am Parkplatz der Kampenwandbahn unterwegs war, sprach sich schnell herum. „Die Terminfindung mit ihm war damals schon schwierig“, berichtet die Frau. Als es dann klappte, sei der 21-Jährige „zusammengekauert“ vor ihr gesessen.

„Angeblich hat er nicht schlafen können und wollte für einen Halbmarathon trainieren“, deshalb sei er zwischen 2 und 3 Uhr nachts unterwegs gewesen. Sie ließ sich die Laufstrecke des Aschauers beschreiben. Das Opfer kenne er nicht, gab der Angeklagte damals an. Von einer Gewalttat habe er nichts mitbekommen und nur aus den Medien erfahren...

Am 10. November, gut einen Monat nach der Tat, dann ein weiterer Termin bei der Kripo. Wieder war der Mann nur als Zeuge geladen, „ganz ohne Tatverdacht“, so die Polizistin. Doch diesmal verhielt sich der mutmaßliche Mörder schon anders: „Er war auffällig blass und nervös. Aber alles, was er gesagt hat, konnte er begründen.“ Trotzdem: Sie hatte damals das Gefühl, der Aschauer sei froh gewesen, als die Vernehmung vorbei war.

Ein weiterer Kriminalpolizist sagt aus. Er war am 18. November 2022 im Haus des Angeklagten – einen Tag nach seiner Festnahme. Alles wurde durchsucht, vor allem mögliche Tatwerkzeuge und seine Kleidung aus der Tatnacht. Fotos aus dem Zimmer des jungen Mannes werden auf eine Leinwand im Gerichtssaal geworfen – sie zeigen ein einziges Chaos: „Es war sehr unordentlich“, berichtet der Kripo-Beamte. „Überall lag Kleidung am Boden, teils in mehreren Schichten.“ Auch Essensreste oder benutzte Kondome tauchten auf.

„Wollen Sie es uns vielleicht erklären, warum es bei Ihnen so ausschaut?“, fragt die Vorsitzende Richterin Jacqueline Aßbichler den Angeklagten. Doch Verteidiger Markus Frank ist schon zur Stelle: „Er wird sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern“, bleibt der Anwalt hart. Das Schweigen des Angeklagten geht also auch am zweiten Prozesstag weiter – kein Geständnis, kein Abstreiten, kein Entschuldigen.

Die Verhandlung wird für den heutigen Freitag unterbrochen. Am Dienstag wird der Prozess ab 9 Uhr vor dem Traunsteiner Landgericht fortgesetzt. Erwartet werden Zeugen aus dem Freundeskreis von Hanna, dazu auch ein weiterer Kriminalpolizist, der mit dem Gericht die Videoaufnahmen aus dem „Eiskeller“ auswerten soll.  

Update, 12.53 Uhr - Hannas Vater Andreas: „Das macht einen irgendwann kaputt“

Jetzt spricht Hannas Vater Andreas. Auch er findet nur die besten Worte über seine getötete Tochter. Beliebt muss sie gewesen sein, die 23-Jährige: „Sie hatte so viele Freunde. Bei uns daheim war es ein Kommen und Gehen.“ Genauso sei Hanna bei der Männerwelt recht beliebt gewesen: „Sie wurde umgarnt und hatte viele Verehrer.“ Binden wollte sich Hanna aber nicht. Ihre Mutter sprach davon, dass sie immer ihre Freiheit genossen habe.

Die Familie der getöteten Hanna W. tritt im Mord-Prozess als Nebenkläger auf. Links Vater Andreas, in der Mitte Sohn Andreas und rechts Mutter Rosalie.

Wie stark die Belastung für das Ehepaar sein muss, lässt sich wohl nur erahnen. Vater Andreas bringt es auf den Punkt: „Wir haben seit dem Vorfall keine Nacht mehr geschlafen.“ Erst mit psychologischer Behandlung und durch Medikamente habe man nachts wieder zur Ruhe gefunden. „Das macht einen irgendwann kaputt, das zermürbt einen“, so der 51-Jährige.

Auch Hannas Bruder Andreas, mit 21 Jahren im gleichen Alter wie der Angeklagte, tritt vor Gericht: „Sie war tough, stand mitten im Leben.“ Er war mit Hanna in ihrer letzten Nacht in der Disco „Eiskeller“. Vor Gericht werden rund 20 Fotos auf einer großen Leinwand aus dem Aschauer Club gezeigt. Sie zeigen eine fröhliche 23-Jährige beim Tanzen und Lachen. Glücklich sieht Hanna aus. So soll man sie in Erinnerung behalten.

Thematisch wird es nun ganz anders weitergehen: eine Kriminalpolizistin wird als Zeugin erwartet. Sie vernahm den Angeklagten, als er noch völlig unverdächtig war. Denn nach der Tat gab es viele Hinweise, dass ein Jogger zur Tatzeit am Parkplatz der Kampenwandbahn unterwegs gewesen sein muss – für die Kripo war er damit einer der wichtigsten Zeugen. Später sollte sich herausstellen: der Jogger ist wohl derjenige, der Hanna um ihr Leben brachte.

Update, 11.41 Uhr - Hannas Mutter Rosalie: „Es ist nicht auszuhalten - wir müssen jeden Tag am Tatort vorbei“

Sie spricht offen, klar, kontrolliert – und erzählt begeistert von ihrer Tochter. Mutter Rosalie muss heute den Auftakt machen. Rechtsanwalt Walter Holderle nimmt neben ihr Platz, doch die 53-Jährige scheint keinen seelischen Beistand zu brauchen. „Sie hat ihr Leben so souverän gemeistert“, erzählt die Mutter. Sie berichtet von gemeinsamen Urlauben und täglichen Spaziergängen: „Wir waren nur glücklich. Bis zu diesem Augenblick.“

23 Jahre alt wurde ihre Tochter. Von einem guten Menschengespür berichtet die Mutter, ihr Medizinstudium habe Hanna geliebt und in Konfliktsituationen immer die Oberhand behalten. „Streiten konnte man mit ihr nicht.“ Von einer selbstbewussten und selbstständigen jungen Frau erzählt Rosalie W.: „Hanna hat es genossen, frei zu sein.“ Über Monate sei sie alleine durch Thailand, Neuseeland und Australien gereist. Die 1,86 Meter große Frau hätte manchmal auch gemodelt.

„Kannte Hanna den Angeklagten?“, will Richterin Aßbichler von Rosalie W. wissen: „Das kann ich definitiv ausschließen. Auch die Familien kannten sich nicht.“ Dann muss die Richterin fragen, wie es der 53-Jährigen heute geht – die vielleicht belastendste Frage, die die Mutter heute beantworten muss: „Ich vermisse die Hanna so unendlich! Ich habe noch immer keine Ruhe, kann noch immer nicht arbeiten.“ Jeder im Dorf leide mit der Familie. Immer wieder bekomme man Blumen vor die Tür gestellt oder erhalte mitfühlende Post.

Auch die Mutter verbindet mit dem Prozess, wie so viele andere, eine Hoffnung: „Ich will jetzt wissen, warum jemand sowas macht“, sagt sie. Und genau wie viele andere hätte auch sie wohl nie gedacht, dass sich in Aschau eine so schlimme Tat ereignen könnte. „Es ist für mich nicht auszuhalten, dass wir so nah am Tatort wohnen. Jeden Tag müssen wir daran vorbeigehen...“

Nun ist der Vater und der Bruder an der Reihe, auch sie werden befragt.  

Update, 10.06 Uhr - Ganze Familie des Angeklagten verweigert Aussage

Zweiter Prozesstag am Landgericht Traunstein. Welche neuen Erkenntnisse und Details wird er zur Tötung von Hanna aus Aschau bringen? Wieder haben sich knapp 20 Prozessbeteiligte rund um den Zeugentisch versammelt: Richter, Staatsanwälte, Schöffen, Sachverständige, Verteidiger – und natürlich auch die Eltern von Hanna, die hier die Rolle der Nebenklage einnehmen. Auch Hannas Bruder ist heute erschienen. Ihre drei Aussagen werden heute mit großer Spannung erwartet.

Auch aus der Familie des Angeklagten sind heute weitere Zeugen geladen: eine Schwester des 21-Jährigen und die Tante. Sie werden als erstes von Richterin Jacqueline Aßbichler in den Gerichtssaal gerufen – doch auch sie wollen keine Angaben machen, berufen sich auf ihr Aussageverweigerungsrecht. Bereits gestern verweigerten die Eltern und eine weitere Schwester ihre Aussagen.

Es scheint, als würden sich die Familien völlig gegensätzlich verhalten. Außerdem wurde bereits bekannt: Die Familie des Angeklagten hat sich seit der Tat nie bei Hannas Eltern gemeldet. Kein Gespräch, keine Kontaktaufnahme. Auch der mutmaßliche Mörder wohnte in Aschau. Nun ist Hannas Mutter Rosalie an der Reihe. Jetzt muss sie über ihre Tochter aussagen, die sie vor gut einem Jahr verloren hat. 

Vorbericht

Für die Eltern von Hanna W. werden es am heutigen Freitag vermutlich die schwersten Stunden im ganzen Mord-Prozess vor dem Traunsteiner Landgericht: Sie sind Nebenkläger in dem Verfahren und sollen heute selbst als Zeugen aussagen. Außerdem sollen vor Gericht die Videos aus der Aschauer Disco „Eiskeller“ gezeigt werden. Dort war die junge Frau feiern, bevor sie am 3. Oktober 2022 getötet wurde. Acht Überwachungskameras waren in dem Club installiert, die die Kriminalpolizei in ihren Ermittlungen auswertete. Jetzt soll sie auch die Öffentlichkeit und die Gerichtsbeteiligten sehen.

Vorne links der Angeklagte, im Hintergrund die Rechtsanwälte Harald Baumgärtl (links) und Markus Frank.

So lief der erste Prozesstag im Fall Hanna aus Aschau im Chiemgau

Unter großem Medienrummel und Zuschauerinteresse startete am Donnerstag (12. Oktober) der Prozess gegen einen 21-Jährigen. Er ist ebenfalls aus der Gemeinde im südlichen Landkreis Rosenheim und soll die Medizinstudentin ermordet haben. Bisher machte der Angeklagte keine Angaben. Auch seine Eltern beriefen sich auf ihr Aussageverweigerungsrecht. Umso ausführlicher berichtete dagegen der Ermittlungsführer der Kriminalpolizei - sage und schreibe 1173 Zeugen habe man vernommen. Rund 60 sollen im Prozess zu Wort kommen. Mit einem Urteil wird kurz vor Weihnachten gerechnet.

Dass der Leichnam in der Prien von Hohenaschau bis in den Priener Ortsteil Kaltenbach trieb und dort zufällig gefunden wurde, das war schon vor dem Prozess bekannt. Zum Prozessauftakt verriet der Kriminalpolizist, dass der Leichnam aber nicht identifizierbar war - über einen „Eiskeller“-Stempel, eine Halskette und Fotos der vorangegangenen Party-Nacht verdichteten sich die Hinweise auf Hanna W., damals 23 Jahre alt. In der Disco selbst sei alles normal verlaufen: „Nach den Angaben ihrer Freunde war es ein schöner Eiskeller-Abend“, so der Beamte.

Hannas letzter Hilferuf per Telefon schlug fehl

Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein

Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein © xe
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein © xe
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein © xe
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein © xe
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein
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Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein © xe
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein © xe
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein © xe
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein
Mord-Prozessauftakt zu Hanna aus Aschau im Chiemgau am Landgericht Traunstein © xe

Doch die Aschauerin machte sich allein auf den rund 900 Meter langen Heimweg und traf am Bärbach, nahe des Parkplatzes der Kampenwandbahn, dann auf den Täter. Eine Anwohnerin hörte wohl Schreie, außerdem habe Hanna noch versucht, ihre Eltern anzurufen - vergebens. Noch 26 Verhandlungstage sind am Traunsteiner Landgericht angesetzt, um zu zeigen, ob der richtige auf der Anklagebank sitzt: Ein 21-jähriger Lehrling, ebenfalls aus Aschau im Chiemgau.

chiemgau24.de wird aktuell vom Prozess berichten.

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