Wann der Ermittlungsbericht fertig sein soll
Holzuhr-Mysterium ist geklärt: Wie es im Fall Hanna nun weitergeht
Es war eines der großen Rätsel im Fall Hanna: Die Herkunft jener Holzuhr, von der sich die Ermittler eine heiße Spur im Mordfall erhofften. Nun ist das Mysterium gelöst. Damit einhergehend ist auch die Arbeit der Soko beendet - ermittelt wird dessen ungeachtet weiter.
Aschau – Eine auffällige Holzuhr, das Armband abgerissen – die heiße Spur im Mordfall Hanna? Eine ganze Weile gingen die Ermittler davon aus. Denn Mitarbeiter der Spurensicherung hatten die Uhr im Aschauer Bärbach gefunden –in unmittelbarer Nähe lag auch Hannas Ring. Nur ein paar hundert Meter entfernt vom „Eiskeller“, dem Club, in dem die 23-jährige Medizinstudentin in der Nacht zum 3. Oktober tanzte, feierte, lachte. Der Fundort liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen Club und Hannas Elternhaus. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Uhr und dem Tatverdächtigen, der seit November in Untersuchungshaft sitzt?
Nein. Die Sonderkommission „Club“ bei der Kripo Rosenheim hat jetzt den Besitzer der Uhr ermittelt – mit einem gewaltigen Aufwand. Über den österreichischen Hersteller fanden die Polizisten heraus, dass das seit Herbst 2019 erhältliche Modell an rund 1800 Kunden verkauft wurde – im Internet und in Geschäften. Weil die Käufer nicht immer die Uhrenbesitzer sind, kontaktierte die Polizei insgesamt knapp 2000 Personen. Zum Teil unterstützen Kollegen aus anderen Bundesländern die Rosenheimer Kripobeamten. Vor zwei Wochen dann die entscheidende Spur: Der letzte Besitzer der Uhr aus dem Bärbach ist ein 32-Jähriger aus Baden-Württemberg, der ein paar Tage vor der Tat wegen einer Firmenfeier in Aschau war. Er hatte die Uhr laut Polizei verloren. Das Armband war beschädigt worden, als er mit seiner Hand an einem Ast hängen blieb. Mit der Tat hat er nichts zu tun. „Die Kollegen in Baden-Württemberg haben seine Angaben überprüft – da gibt es keine Zweifel“, sagt Stefan Sonntag vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Doch warum meldete sich der Uhrenbesitzer nicht? „Er hat von der Tat einfach nichts mitbekommen“, sagt Sonntag – auch die TV-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“, in der die Uhr gezeigt wurde, hatte der Mann nicht gesehen.
Das Rätsel um die Uhr war eines der letzten großen Puzzleteile in dem Fall. Und deshalb wird die Soko nun auch aufgelöst. In der Spitze arbeiteten bis zu 60 Personen an dem Fall, zuletzt waren es noch etwa 30. Polizeisprecher Sonntag sagt: „Bei uns in Oberbayern kann ich mich an keinen Fall erinnern, in dem alle Teilbereiche so aufwendig waren.“ 500 Gigabyte Daten aus den Überwachungskameras mussten ausgewertet werden. Rund 700 Clubbesucher und damit laut Polizei nahezu alle, die an dem Abend im „Eiskeller“ waren, wurden ausfindig gemacht und vernommen. Dazu 300 Freunde, Bekannte, Verwandte von Hanna. Den Rest der Ermittlungsarbeit wird nun eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe abschließen. In einigen Wochen soll der Ermittlungsbericht an die Staatsanwaltschaft gehen, einige Gutachten stünden noch aus.
Offenbar sind sich die Beamten sicher, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um Hannas Mörder handelt. Rund sechs Wochen, nachdem der Leichnam der Frau einige Kilometer von Aschau entfernt im Flüsschen Prien entdeckt worden war, hatten die Ermittler einen Heranwachsenden zwischen 18 und 21 Jahren festgenommen. Er war der Jogger, der in der Tatnacht beim „Eiskeller“ gesehen worden war. Auch nach ihm war intensiv gesucht worden. Er sitzt weiter in Untersuchungshaft.