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Seltener Einblick in Bilanzen der Landwirte aus Traunstein und BGL

Oha! „Absolutes Rekordjahr“ für unsere Milchbauern - was dahintersteckt und bedacht werden muss

Ludwig Huber vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein präsentierte die Bilanzzahlen der Milchbauern in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land.
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Ludwig Huber vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein präsentierte die Bilanzzahlen der Milchbauern in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land.

Was verdienen unsere Milchbauern im Vollerwerb? Das Amt für Landwirtschaft lieferte jetzt einen spannenden Einblick in die Bilanzen. Vor allem die größeren Betriebe konnten zuletzt Rekordgewinne verbuchen - wie die Zahlen ausschauen, woran es liegt, wie es den Kleineren geht und warum trotzdem nicht alles rosig ist:

Traunreut - Egal ob beim Gewinn pro Kuh, bei der verkauften Milch oder bei der Eigenkapitalbildung: Alle betriebswirtschaftlichen Zahlen der Milchbauern in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land gingen im Jahr 2022/23 deutlich nach oben und liegen sogar allesamt über dem Zehnjahresschnitt. „Das war ein Jahr zum Durchschnaufen, darüber darf man sich freuen“, so Ludwig Huber vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Vor gut 100 Bauern präsentierte er am Mittwoch (17. Januar) die neuesten Betriebszahlen der Branche im Gasthaus Namberger in Hörpolding - und sprach von einem „absoluten Rekordjahr“.

Hoher Milchpreis sorgt für Rekordgewinne bei Bauern

Der durchschnittliche Betriebsgewinn der Vollerwerbsbauern lag bei über 156.000 Euro und damit mehr als doppelt so hoch als vor zwei Jahren. Davon konnten im Schnitt 76.000 Euro ins Eigenkapital fließen. Der Grund: der Milchpreis war mit 57,6 Cent pro Kilogramm hoch wie nie. „Das hat vor allem mit dem Ukraine-Krieg zu tun“, erklärte Huber im Anschluss gegenüber chiemgau24.de. Der Handel hätte Angst vor leeren Regalen gehabt. Inzwischen sei der Milchpreis aber schon wieder auf rund 50 Cent gefallen. Der Gewinn pro Kuh lag für die Milchbauern unterm Strich bei 2115 Euro.

Entwicklung der Bilanzzahlen der Milchbauern in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land im Verlauf der vergangenen zehn Jahre. Ein neues Betriebsjahr beginnt immer am 1. Juni.

Weit über 60 Prozent der Milchbauern „nur“ im Nebenerwerb

Je größer der Betrieb, umso rentabler - vor allem dann, wenn der Milchpreis hoch ist. Auf diese Formel kann man es bringen. Aber: das AELF hat nur die Zahlen von 160 Kuhhaltern in den beiden Landkreisen ausgewertet, was knapp zehn Prozent entspricht. Allen voran von größeren Vollerwerbsbauern, denn die kleinen Nebenerwerbler müssen keine Buchführung machen. „Bei den kleinen sind die Zahlen deutlich schlechter“, so Huber. 60 Prozent aller Milchbauern, insgesamt weit über 1000, sind dabei Nebenerwerbler mit weniger als 30 Tieren. 260 Vollerwerbs-Milchbauern haben mehr als 60 Kühe, 74 von ihnen sogar über 90 Kühe.

Die Entwicklung des Milchpreises innerhalb des Geschäftsjahres 2022/23 verdeutlicht die Schwankungen, denen die Landwirtschaft ausgesetzt ist.

Die kleineren Betriebe hören auf, die großen werden umso größer

Damit verstärkt sich ein lange anhaltender Trend: Auch in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land wird der Tierbestand der Vollerwerbsbauern immer größer, so Ludwig Huber. „Und in der unteren Hälfte sortieren sich die Betriebe aus. Von den kleinen werden viele aufhören.“ Unsere Region sei aber trotzdem noch immer extrem klein strukturiert. In Nord- oder Ostdeutschland gehe es erst bei 100 Kühen los. Dort wird auch mit externen Angestellten gearbeitet. „Bei uns könnte man sich das nicht leisten. Das ist eine Besonderheit unserer Branche“, so Huber.

Ein Arbeitsaufwand, der vom Gesellschaftsleben ausschließe

Denn: Die Landwirtschaft sei mit anderen Wirtschaftszweigen kaum vergleichbar - und so müsste auch das hervorragende Wirtschaftsjahr 2022/23 gesehen werden. „Die Landwirtschaft unterliegt großen Schwankungen. Und vom Gewinn müssen Investitionen, Futter, Düngemittel, Versicherungen oder der Austrag gezahlt werden“, relativierte der Mann vom Landwirtschaftsamt. Die Maschinen- und Baukosten seien immens gestiegen. Dazu käme ein Arbeitsaufwand, der einen teils vom gesellschaftlichen Leben ausschließe. „Wer aus den Gummistiefeln nicht herauskommt, kann auch nicht Walzer tanzen“, umschreibt es Huber. Wenn mehr Arbeit da ist, dann mache man sie einfach.

Öko-Betriebe schneiden inzwischen schlechter ab

Zumindest bei den Milchviehbetrieben sei auch der Bio-Boom vorbei. Egal ob auf eine Kuh oder einen Hektar umgerechnet, „die Ökobetriebe schneiden inzwischen schlechter ab“, so Ludwig Huber. Denn der Milchertrag sei bei den ökologischen Landwirten kleiner und die Differenz der ausbezahlten Milchpreise inzwischen geringer. „Das machen auch die höheren Förderungen nicht mehr wett.“ Huber, der auch für die Landwirtschaftsschüler zuständig ist, berichtet, dass es kaum noch Neuanfänger in der Öko-Landwirtschaft gibt. „Wegen dem Geld steigt heute keiner mehr ein. Da muss man die Überzeugung haben.“ Aber: Auch die Bio-Bauern hätten voriges Jahr einen „vernünftigen Gewinn“ eingefahren.

xe

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