Fehlalarmierung und Besorgnis bei Bürgern
Der „Ätna von Burghausen“: OMV-Fackel sorgt für Verwirrung – weit über den Landkreis hinaus
„Alle Jahre wieder...“: Auch so könnte ein Bericht über die Raffinerie-Fackel der OMV in Burghausen starten. Aber was bei den „abgebrühten“ Anwohnern nur noch eine müde zur Kenntnisnahme hervorruft, sorgt in der Region für Sorge und Schrecken. So richten sich von Freilassing bis Tann und von Töging bis Ostermiething entsetzte Blicke auf „Mordor“. Eine Glosse.
Burghausen – Zugegeben: Wer nicht aus der Gegend stammt, könnte Schlimmes vermuten – gerade wenn man in den vergangenen Tagen die B20 zwischen Marktl und Burghausen nehmen musste. Auch gestern Abend (17. Januar) war es erstaunlich, was es dort zu sehen gab: Da wölbten sich Dampfwolken und dazwischen grollte und zischte ein Feuerball.
Schwarze Rauchsäulen über Burghausen
Schon Tage zuvor hatte sich eine tiefschwarze Rauchsäule über Burghausen aufgetürmt. Bis weit in den Landkreis Rottal-Inn hinein wurden Fotos geschossen und besorgte Anrufe getätigt. Zwar nahm die Rußbildung im Laufe der Tage ab, doch mit der aufziehenden Wolkendecke wurde auch das Grollen der Flamme lauter. „Ich höre heute schon die ganze Zeit laute Geräusche draußen, wie Turbinen“, sorgte sich eine Burghauserin in den sozialen Medien. Geduldig wurde sie von ihren Mitbürgern aufgeklärt: „Die OMV fackelt ab.“ Darunter Fotos von einem brennenden Himmel und Industrietürmen vor einem Feuerauge.
Mehrere Fehlalarmierungen
Bei der Feuerwehr in Burghausen waren gleich mehrere Brandmeldungen eingegangen: Feuer im Wald, hieß es, und: „Die Konradkirche brennt!“ Nachdem die ausgerückte Mannschaft aber keinen Brand finden konnte, war schnell klar, dass die OMV-Fackel wohl für Verwirrung sorgte. Auch die Feuerwehr in Überackern rückte aus: Sie wurde aber von dem Absetzer des Notrufs selbst wieder zurückgepfiffen. Besorgte Anrufe erhielten die Floriansjünger auch aus anderen Gemeinden. Und in den sozialen Medien rätselten die Nutzer bis weit ins Berchtesgadener Land hinein!
Fackel oder Sonnenaufgang?
Selbst Tiere scheint das Schauspiel zu verwirren: Der Hahn der Niedergerner Alpaka-Ranch muss den Feuerball wohl mit der aufgehenden Sonne verwechselt haben, denn zum Schlafen kam er nicht. Und während seine Menschenfamilie das Grollen der Fackel durch geschlossene Fenster und über das Babyphone hören konnten, ließ die Anden-Kamele das Feuerdrama völlig kalt. Unbeeindruckt kauten sie weiter an ihren Grashalmen, während sich menschlichen Beobachtern das Bild von Barad-dûr aufdrängte – der Festung Saurons und Heimat des destilliertem Bösen.
„Die OMV hat das Problem im Griff“
„Sie können sich sicher sein, dass die OMV das Problem im Griff hat“, erklärte ein Nutzer in den sozialen Medien „Eine kontinuierliche Destillation hat bloß keinen Ein- und Aus-Schalter wie Ihre Nachttischlampe.“ Die OMV schreibt: „Bei der Verarbeitung von Rohöl zu beispielsweise Mitteldestillaten und petrochemischen Produkten kommt es zur Bildung von sogenannten Prozessgasen. Ist ein Anlagenteil kurzfristig oder planmäßig außer Betrieb, werden die Prozessgase zunächst in ein Rückgewinnungssystem – den Gasometer – geleitet. Ist der voll, kommt die Fackel zum Einsatz.“
Klingt logisch – und völlig unbedenklich. Die Temperatur der 80-Meter-Fackel liegt auch nur bei mindestens 850 Grad Celsius: Sie ist völlig kontrollierbar und hält sich an alle umweltrelevanten Auflagen und gesetzlichen Bestimmungen. Man muss schon sagen: Da ist die Natur deutlich klimaschädlicher. So ein Vulkan, wie der Ätna zum Beispiel, hält sich schließlich nicht an das Bundes-Immissionsschutzgesetz. Und Sauron auch nicht.


