Rücktritt nach 20 Jahren
Wasserburgs Frühlingsfest-Leiter Moritz Hasselt wirft hin: Welche „Einflüsse“ der Grund sind
Christkindlmarkt-Beleuchtung und Frühlingsfest: Diese beiden Wasserburger Events sind seit 20 Jahren mit einem Namen verbunden: Moritz Hasselt. Jetzt hat er sämtliche Vorstandsämter im Wirtschafts-Förderungs-Verband aufgegeben. Warum er hingeworfen hat: exklusive Einblicke.
Wasserburg – Er war seit seinem Beitritt zum Wirtschafts-Förderungs-Verband Wasserburg (WFV) im Jahr 2000 immer auch aktives Mitglied: als Beisitzer des Vorstands, stellvertretender Vorsitzender, Vorsitzender, seit 2021 wieder als Stellvertreter. Er hat die Weihnachtsbeleuchtung zum Strahlen gebracht und das Frühlingsfest als führender Kopf in die Erfolgsspur gebracht.
Doch nun mag Moritz Hasselt nicht mehr: Er hat alle Vorstandsämter niedergelegt, ein Schritt, den er bereits im Februar angekündigt hatte, jedoch erst jetzt vollzieht, weil er den WFV bei der Durchführung des Frühlingsfestes 2024 nicht im Stich lassen wollte. Hasselt ist jetzt nur noch einfaches Mitglied im Verband. Montag (17. Juni) vollzog er seine letzte Amtshandlung: die Übergabe des Festplatzes am Badria an die Stadt.
„Einflüsse, die nicht meiner Philosophie entsprechen“
Der Rücktritt habe einen konkreten Grund, erklärt Hasselt auf Nachfrage der Wasserburger Zeitung und von wasserburg24.de. Es gab nach seinen Angaben 2023 beim Christkindlmarkt „Einflüsse, die nicht meiner Philosophie einer modernen, nachhaltigen, weil energiesparenden Beleuchtung entsprechen“. Beim vergangenen Weihnachtsmarkt galt es bekanntlich, das Hüttendorf in der Altstadt mit der Eisbahn am Gries zu verbinden. Statt Beleuchtung mit LED-Lampen gab es Lichtprojektionen an den Gebäuden als Brücke zwischen Weihnachtsmarkt und Eislaufanlage. Er sei nicht in der Lage gewesen, im Vorstand die ihm wichtigen Veränderungen in Richtung seines Konzepts einer erweiterten nachhaltigen Beleuchtung zu erreichen, so Hasselt. Ein aggressiveres Auftreten für sein Anliegen sei nicht seine Art, „deshalb ziehe ich mich zurück“.
„Du musst da sein und dich kümmern“
Was Hasselt wichtig ist: „Mein Rücktritt hat nichts mit dem Frühlingsfest zu tun.“ Die Traditionsveranstaltung hat er 20 Jahre lang geleitet, ausschließlich im Ehrenamt. Er führte das Volksfest in neue Zeiten: als Festleiter, stets ansprechbar für Wirte und Schausteller. Er steuerte in der Gastro, wer wann wo wie lange öffnet, entwickelte feste Organisationsstrukturen, baute Netzwerke und Kontakte sowie eine große Datenbank für das Festbüro auf, berichtet der Uhrmachermeister. „So eine Festleitung ist kein Hexenwerk“, sagt er, „du musst da sein und dich kümmern, das ist das A und O des Erfolgs.“ Er war 20 Jahre lang jeden Tag auf der Wiesn präsent und ist als Festleiter tief eingetaucht in diese besondere Welt. Beim Wasserburger Frühlingsfest kennt ihn wohl jeder: von der Bedienung im Zelt bis zur Mandelverkäuferin, vom Schankkellner bis zum Sanitäter oder Karussellbetreiber.
„Heidenrespekt vor dem Beruf der Schausteller“
Eng sind seine Kontakte zu den Schaustellern. „Ich habe einen Heidenrespekt vor dem, was diese Profis machen“, sagt er. „Das muss man sich mal vorstellen: Alle 14 Tage starten die mit ihren Fahrgeschäften wieder neu an einem anderen Ort, das ist eine große logistische Meisterleistung“, betont Hasselt angesichts komplexer Vorgänge rund um Aufbau, Strom- und Wasseranschluss sowie Betrieb und Tourplanung. Außerdem gelte es jedes Mal, das rollende Zuhause der Schausteller zu integrieren. Von den Fahrgeschäftebetreibern und Wirtsleute hat er nach eigenen Angaben viel gelernt.
„Ich bin hineingewachsen in die Arbeit als Festleiter“, sagt er. Anfangs habe er sich sogar etwas schwergetan mit der Aufgabe, berichtet er lachend und nennt als Beispiel die Bierzeltmusik. „Mittlerweile mag ich als leidenschaftlicher Kirchenmusiker auch Partyhits.“ Denn die Musik sei ein wichtiger Bestandteil eines gelungenen Volksfestes. Wenn die Menschen auf den Tischen tanzen würden, reiße das auch ihn mit. „Zusammen glücklich feiern. Es hat mir viel Spaß gemacht, meinen Beitrag zu liefern, um dieses Ziel alljährlich wieder aufs Neue zu erreichen.“ Auch die strahlenden Kinderaugen am Karussell oder an der Zuckerwatte-Bude werde er niemals vergessen. „Das hat mir viel Erfüllung gegeben.“
Als das Lagerzelt in die Knie ging
Natürlich sei auch mal was schiefgegangen: Einmal sei aufgrund eines Unwetters mit Hagel ein kleines Lagerzelt in die Knie gegangen und er habe das Gerücht aus der Welt schaffen müssen, das Festzelt sei zusammengebrochen, erinnert sich lachend. Ganz am Anfang habe er auch nicht gewusst, dass er den Bauhof nach dem Feuerwerk um Säuberung des Platzes bitten müsse. Da wären er und sein Team selber angerückt, mit Eimer und Kehrschaufel, „das hat uns aber auch nicht geschadet“, sagt er schmunzelnd.
Vor acht bis zehn Jahren sei es trotzdem einfacher gewesen, ein Volksfest dieser Art und Größe auf die Beine zu stellen. Seit der Pandemie werde es immer schwieriger, denn Schaustellerbetriebe mit großen spektakulären Fahrgeschäften würden immer weniger. Viele hätten aufgegeben. Die Volksfest-Betreiber in Südostbayern stehen im Kampf um Betriebe deshalb in harter Konkurrenz zueinander. Außerdem werde der bürokratische Aufwand bei der Organisation einer solchen Großveranstaltung von Jahr zu Jahr größer. Die Auflagen für die Sicherheit würden ständig weiter steigen, die Kosten ebenso. „Jede Dienstleistung ist teurer geworden. Hinzu kommen die hohen Energiekosten“, bedauert Hasselt.
Der Gewinn wird immer kleiner
Trotzdem sei er bis zum Schluss mit großer Leidenschaft Festleiter gewesen. „Ein gut eingeführtes, traditionelles Volksfest wie in Wasserburg, das immer noch schwarze Zahlen schreibt, ganz ohne Subventionen, das gibt es nur noch selten“, unterstreicht er die Vorrangstellung der Wiesn. Trotzdem: Der Gewinn werde seit Jahren immer kleiner. Er sei aber wichtig, denn daraus finanziere sich der Christkindlmarkt und die Weihnachtsbeleuchtung. Die Terminverschiebung für das Wasserburger Frühlingsfest, das sich 2022, 2023 und 2024 mit mehreren Großveranstaltungen und Volksfesten in der Region überschnitt, sei für die Wasserburger Traditionsveranstaltung „nicht gerade förderlich“ gewesen, findet Hasselt. Er habe erfolglos vor dieser Vorverlegung gewarnt.
Ausschlaggebend für die Entscheidung, in beiden Funktionen, als Festleiter und Organisator der adventlichen Deko in der Stadt, aufzuhören, sei jedoch die Thematik Weihnachtsbeleuchtung gewesen. Hasselt war vor 20 Jahren der Vater des Konzepts, das in der Stadt bis heute als sehr gelungen gilt. Er verwandelte die Beleuchtung, vorher ein Flickerlteppich mit Fokus auf den Arkadenbögen, nicht vandalismussicher und aufwendig zu installieren, in ein gut umzusetzendes, homogenes Bild von Lichterketten, die sich über die Gassen, Plätze und Straßen spannen. Als eine der ersten Städte stellte Wasserburg vor 15 Jahren nach einem Konzept von Hasselt auf energiesparende LED-Lampen um. Für moderne, nachhaltige Lichterketten gibt es nach Überzeugung von Hasselt in Zeiten des Klimawandels keine Alternative.
Emotionaler Abschied von den Schaustellern
Wie es nun weitergeht ohne ihn als stellvertretenden Vorsitzenden und Festleiter sowie Manager der Christkindlmarkt-Beleuchtung, vermag er nicht zu sagen. Den letzten emotionalen Moment erlebte Hasselt beim Abschiednehmen mit den Schaustellern. 2019 hatte er schon einmal eine Funktion im Festmanagement aufgegeben: Damals war er das letzte Mal bei „Wasserburg leuchtet dabei“, eine Veranstaltung, die anfangs noch vom WFV organisiert worden war, später von einem extra gegründeten Verein. Mit dem Event nach der Pandemie habe er nichts mehr zu tun gehabt, betont er. Jetzt ist auch im Vorstand des WFV Schluss. Hasselt ist bereit für neue Aufgaben. Sie werden auch im Privaten liegen. „Ich werde im Herbst Opa“, freut er sich.

