„So schlimm wie nie“
Stinkt zum Himmel und lockt Ratten an: Sauereien auf den Wasserburger Wertstoff-Inseln
Verdorbenes Fleisch im Glascontainer, Abfallberge, die aus Tüten quellen, Essensreste, die zum Himmel stinken und die Ratten anlocken: Die Wasserburger Wertstoff-Inseln wurden 2023 so schlimm zugemüllt wie noch nie zuvor. Was den Verursachern dieser Sauereien droht und wie die Stadt gegensteuern will.
Wasserburg – Eigentlich sind die Wasserburger vorbildlich in puncto Mülltrennung: Deshalb bleiben pro Einwohner im Jahr nur noch 89 Kilo Restabfall übrig. Zum Vergleich: bayernweit sind es 146 Kilogramm pro Einwohner im Jahr. Müll wird in Wasserburg also eher vermieden als produziert, Wertstoffe wie Glas, Papier, Leichtverpackungen, Bio- und Gartenabfälle fleißig der Wiederverwertung zugeführt.
Doch trotzdem zeigte sich Bernhard Schachner, Leiter des Amts für Abfallwirtschaft im Rathaus, im Umweltausschuss des Stadtrates sichtlich unzufrieden. Eine Gemütslage, die eigentlich nicht zu dem stets sachlichen Experten der Stadt passt. Was Schachner so sauer macht: die Vermüllung der 16 Wertstoff-Inseln mit Containern für Leichtverpackungen, Glas, Textilien/Schuhen. Katastrophal sehe es hier oft aus, so Schachner. „Es war noch nie so schlimm wie im vergangenen Jahr.“
Unwissen oder bewusstes Fehlverhalten?
Die Müll-Rowdys stellen auf den Freiflächen der Wertstoff-Inseln nicht nur ausgediente Haushaltsgeräte oder Möbelstücke ab, sondern auch tütenweise Restabfall, der eigentlich in die Mülltonne gehört. In die Container werden sogar Fleischreste hineingestopft. Es stinkt, ein Eldorado für Ungeziefer. Ist es Unwissen oder wird ganz bewusst so gehandelt? Werner Garner (SPD), der als Zweiter Bürgermeister die Sitzung des Umweltausschusses leitete, sieht ein „Riesenproblem“. Denn für die Reinigungen müssen alle mitzahlen, über die Müllgebühren.
Schachner ist ratlos, warum sich die Situation so zugespitzt hat. 650 Stunden lang habe die Stadt die Wertstoff-Inseln 2023 sogar überwachen lassen. Auch nachts und feiertags. 230 Anzeigen gegen Verursacher seien das Ergebnis, „ein neuer Spitzenwert“. 84 Müllrowdys wurden erwischt, die sogar außerhalb von Wasserburg wohnen. Verwarnungs- und Bußgelder in Höhe von 27.000 Euro habe die Stadt verhängt, so Schachner. „Ich habe hunderte Bilder von überquellenden Containern und verdreckten Flächen, auf denen sich der Müll stapelt. Da ist alles dabei: Bauschutt, Malerpinsel, Lebensmittelabfälle.“ „Untragbar“ nennt Schachner die Situation.
Dringender Handlungsbedarf
Er sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf bei den Containern für Leichtverpackungen, die auf den Wertstoff-Inseln stehen und besonders stark verschmutzt werden. „Kann dieses System so noch funktionieren?“, fragte auch Gartner. Der Gebührenzahler müsse die hohen Kosten für Reinigungen und den Einsatz von Detektiven mittragen.
Auch deshalb will die Stadt in die Debatte um eine gelbe Tonne einsteigen. Ob die Bürger sie auch wünschen, wird bei der Einwohnerbefragung zum Thema Abfallentsorgung im Mai herausgefunden.