Randalierer im Löwen-Stadion
„Käfighaltung“? So kämpft Wasserburg gegen Vandalen
Eingetretene Banden, Scherben auf dem Spielfeld, zerstörte Möbel: Der Vandalismus im Altstadt-Stadion der Löwen ist ein Ärgernis. Im Sommer zerpflügte sogar ein Auto den Rasen. Jetzt wird gehandelt. Ob es hilft?
Wasserburg - Wasserburgs Sportreferent Markus Bauer (CSU) reicht es: Zum zweiten Mal hat er jetzt die nächtliche Sperrung des Sportplatzes an der Landwehrstraße beantragt. Das Fass zum Überlaufen brachte ein Vorfall im September: Ein Auto bretterte über den Rasen und hinterließ tiefe Spuren. Schaden: 2000 Euro, Verursacher: bis heute unbekannt. Der TSV stellte Strafanzeige bei der Polizei.
Schon im Oktober des vergangenen Jahres hatte sich der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates deshalb auf Antrag von Bauer mit der Frage beschäftigt, wie die Stadt einschreiten kann. Mehrheitlich fiel die Entscheidung, vorerst abzuwarten, ob sich die Lage wieder entspannt. Denn der Verdacht lag nahe, dass die Zerstörungen auch eine Folge der Frustration junger Leute sein könnten, die unter der Pandemie besonders stark gelitten haben. Von Schranken, Einfriedungen sowie Überwachungsdiensten wurde deshalb vorerst Abstand genommen.
Anfangs sah es in der Tat so aus, als würden die Vorfälle zurückgehen, so Bürgermeister Michael Kölbl (SPD). Bei einer ebenfalls vom Ausschuss geforderten neuerlichen Bewertung der Lage im September seien im Gespräch mit dem TSV keine weiteren Maßnahmen vereinbart worden. Nur wenige Tage danach dann ein neuer, krasser Vorfall: Diesmal bretterte ein Pkw nachts über das Spielfeld.
Sportreferent Bauer betonte im Ausschuss außerdem, dass der Eindruck, vor diesem Ereignis habe sich die Lage deutlich entspannt, trügen würde. Er sprach auch von vielen kleinen Vorfällen: Pizza werde am Mittelkreis verspeist, Bier auf dem Rasen getrunken und der Kronkorken einfach festgetreten - gefährlich für die Fußballer. Scherben, Müll, verbogene Torstangen: Auch das sei an der Tagesordnung. Der Schaden: im drei- bis vierstelligen Bereich. Er sei oft spätabends am Platz, um zu schauen, was dort passiere und finde nicht selten feiernde und uneinsichtige Menschen auf dem Rasen, ärgerte sich der Stadtrat.
„Wir sind nicht nur eine Kultur-, sondern auch eine Sportstatt“, so Bauer. Es gehe auch um die Sicherheit der Sportler - von der Jugend bis zur ersten Mannschaft, von Freizeitkickern bis zu Hobbyteams.
Öffentliche Anlage: Hier darf jeder kicken
Tatsache ist: Der Sportplatz an der Landwehrstraße ist eine öffentliche Anlage, hier dürfen alle kicken oder sporteln. Die Benutzerordnung sagt jedoch klar aus: nicht von 22 bis 6 Uhr.
Die Stadt hat nach Informationen des Bürgermeisters mehrere Möglichkeiten untersucht, die Anlage besser zu schützen: Ein Überwachungsdienst würde jährlich 8000 Euro kosten, eine Schranke an der Zufahrt zum Beach-Volley-Platz eine Investition von 5000 Euro erfordern. Kölbl machte klar: „Ich persönlich bin dafür, dass öffentliche Einrichtungen der Öffentlichkeit gehören.“ Deshalb sei er gegen große Einschränkungen mit Einfriedungen. Für eine Schranke könne er sich jedoch möglicherweise erwärmen. Der Rathauschef findet: „Wasserburg ist eigentlich kein Vandalismusschwerpunkt.“ Robert Mayerhofer, Leiter des Liegenschaftsamtes, betonte, der Vandalismus sei in den Parkhäusern der Stadt ausgeprägter als am Sportplatz. „Doch egal wo, es tut weh.“
„Ich bin gegen die Käfighaltung“
Bauer zeigte sich jedoch überzeugt, eine Schranke reiche als Maßnahme an der Landwehrstraße nicht aus. Diese halte lediglich Pkw vom Sportplatz ab. Von einem Tor mit Zaun erwarte er eine bessere abweisende Wirkung. Werner Gartner (SPD) sah in diesem Vorschlag jedoch den Trend, sich zu verbarrikadieren. „Ich bin gegen die Käfighaltung“, so seine Aussage. Oberstes Ziel sei es schließlich, dass niemand mit dem Auto reinfahren könne.
Edith Stürmlinger (Bürgerforum) betonte, öffentlich zugänglich bleibe die Anlage - nur von 22 bis 6 Uhr nicht. Es gehe darum, auch Ruhestörer abzuhalten, die ihren Müll auf dem Platz hinterlassen, gefährliche Gegenstände auf den Rasen werfen oder randalieren würden. Sie schlug deshalb zwei Tore vor. Als Lückenschluss sind dann noch einige Meter Zaun notwendig. Wie hoch darf dieser Zaun sein? Ist er zu niedrig, kann er mit Schwung gut überwunden werden, warnte Stürmlinger, ist er zu hoch, entsteht ein Bild der Abgrenzung, sorgte sich Kölbl. Heike Maas (Fraktionsvorsitzende von CSU-Wasserburger Block) ärgerte sich über den Begriff „Käfighaltung“, den Gartner bemüht hatte. Es gehe nicht darum, sich zu verbarrikadieren, sondern darum den Sportplatz für den Sport zu sichern und die Sportler zu schützen, so Maas. Der Rasen sei keine Picknickwiese. Auch sie warb für die Torlösung. Armin Sinzinger (Wasserburger Block) erinnerte daran, dass der Sportplatz schon einmal vor langer Zeit Tore gehabt habe. Eine Schranke reiche nicht aus, sie halte Moped und Rad nicht ab.
Steffi König (Grüne) warnte davor, den Vater, der mit seinem Sohn kicken wolle, vor einem verschlossenen Tor stehen zu lassen. Doch das Tor wird per Zeitschaltuhr gesteuert, so Kölbl. König zeigte sich trotzdem skeptisch, ob es gelingen werde, Vandalen abzuhalten. Der Bürgermeister sieht den Großteil der Fälle eher als Folge von Gedankenlosigkeit. Stürmlinger sprach von „Schlamperei“, sie führe zu achtlosem Umgang mit öffentlichen Einrichtungen.
Tatsache ist jedoch, die beiden nun geplanten Tore am Haupteingang und am Beach-Volleyball-Platz benötigen auch noch einige Meter Zaun als Lückenschluss. Richtung Realschule muss die Stadt mit dem Landkreis als Grundeigentümer reden. Fest steht auch: Zu hundert Prozent lässt sich Vandalismus vermutlich nicht verhindern, waren sich alle einig. Auch die Tore mit einer Höhe nicht über zwei Metern seien überwindbar, wenn es gewollt werde. Doch Bauer ist überzeugt: „Deppen gibt es immer. Wir werden es in Zukunft den Störern und Randalierern schwerer machen.“