Gibt es Zukunftslösung für die „Jimmies“?
Vor einem Jahr drohte das „Bergwerk“-Aus: Was wurde aus der Angst um den Aiblinger Jugendtreff?
Als das Grundstück an der Rosenheimer Straße in Bad Aibling Ende 2023 überraschend geräumt werden sollte, stand der Jugendtreff „JiMs Bergwerk“ kurz vor dem Aus. Doch die Jugendinitiative ist geblieben und bis heute ist nichts passiert. Wie steht es also um die Bleibe der Jugendlichen und was sagt der Grundstückseigentümer zur künftigen Planung?
Bad Aibling – Eigentlich, so hatten es die Schlagzeilen im Winter 2023 deutlich verlauten lassen, hätten die „Jimmies“ ihre Bleibe in Bad Aibling längst verloren. Doch auch heute, über ein Jahr später, können die Jugendlichen ihr Vereinsheim in der Rosenheimer Straße noch immer nutzen. Dass der Tag des Auszugs kommen wird, war zwar stets klar. Nur wann genau muss die Jugendinitiative Mangfalltal (JIM) ihren selbstverwalteten Jugendtreff „Jims Bergwerk“ in Bad Aibling tatsächlich räumen? Und wie geht es danach weiter?
Ein kurzer Blick zurück: Nachdem die Initiatoren Ende 2023 mitgeteilt hatten, das zentrumsnah geplante Großbauprojekt „Rosengärten“ in Bad Aibling abzublasen und jenes Grundstück in der Rosenheimer Straße zeitnah zu verkaufen, waren die Tage von „Jims Bergwerk“, zumindest in der Plötzlichkeit überraschend, gezählt. Denn das Vereinsheim befindet sich auf genau diesem Grundstück, auf dem die Ehrenamtlichen seit Jahren mietfrei Jugendarbeit anbieten konnten.
Was ursprünglich geplant war
Geplant war ursprünglich, dass der Verein in den kommenden Jahren für das geplante Wohn- und Geschäftshaus, das sich baulich an die bereits fertiggestellten Kellerbergterrassen am Ludwigskreisel anpassen sollte, weichen muss. Da die Vorstellungen der Planer und der Stadt Bad Aibling jedoch zu weit auseinander lagen, zogen die Initiatoren die Reißleine. Mit der Konsequenz, dass das Grundstück kurz darauf ohne Mieter veräußert werden sollte. Und so kam die Angst auf, dass die „Jimmies“ ohne Aussicht auf eine neue Bleibe auf der Straße landen. Sogar eine bewegende Social-Media-Aktion von Ex-„Jimmies“ sollte daraufhin Aufmerksamkeit auf die Notlage lenken.
Doch die große Panik musste letztlich nicht aufkommen, eine Lösung wurde gefunden, durch die die „Jimmies“ Zeit gewannen und durch die sie bis heute im Bergwerk beherbergt sein können. Denn der neue Grundstückseigentümer Peter Greither plant dort ein Gebäude, das als Stadtmuseum für Kunst der Stiftung „Garten Eden – Greither-Lindner-Stiftung“ errichtet werden soll. Ein genauer Zeitpunkt für den Baubeginn war bislang nicht bekannt, somit konnten die Jugendlichen auch zunächst weiter machen wie bisher. Außer Frage steht jedoch weiterhin, dass das Bergwerk-Gebäude früher oder später für die Pläne des neuen Eigentümers weichen wird. Wie steht es also um die Suche nach einer neuen Unterkunft und damit um die Zukunft der Aiblinger Jugendinitiative?
Was sagen die „Jimmies“ zur aktuellen Situation?
„Es gibt nichts Neues, wir sind nach wie vor drin und es gibt aus unserer Sicht tatsächlich keinen neuen Stand“, erklärt Marinus Halbig, JIM-Vorstandsmitglied, auf OVB-Anfrage. Auch was einen möglichen Zeitplan oder ein endgültiges Auszugsdatum angeht, befinde man sich weiterhin im „Wartestand“. Halbig: „Wir warten letztlich einfach alles ab und machen so lange weiter wie bisher.“ Die Jugendinitiative organisiere sich also nach wie vor in gewohntem Maße und plane das eigene Jahresprogramm ohne Einschränkungen. „Natürlich werden wir dann irgendwann auf eine neue Entwicklung reagieren, aber jetzt in den Angstzustand zu verfallen, wäre die falsche Methode“, so Halbig.
Auch Bürgermeister Stephan Schlier stellt gegenüber dem OVB klar, dass bisher keine Lösung für die Zeit nach dem Bergwerk-Auszug gefunden wurde, wenngleich die Stadt sich natürlich um eine gute Lösung bemühe. So standen bereits diverse Überlegungen, etwa ein späterer Umzug in eine derzeit noch bewohnte Wohnung im städtischen Besitz, eine Container-Lösung oder auch eine Kooperation mit dem Jugendtreff an der Westendstraße bereits im Raum. Diese hätten bislang jedoch nicht zu einem für alle Seiten zufriedenstellenden Ergebnis geführt.
Schlier ergänzt, „dass unserer Information nach der Jugendtreff so lange auf dem aktuellen Grundstück verbleiben darf, bis dort auch tatsächlich mit dem Bau begonnen wird, und dass eine der angedachten Lösungen am Ende schon noch greifen könnte“. Die Stadt wolle für den Jugendtreff jedenfalls eine Lösung, die gut funktioniert, betont Bürgermeister Schlier.
Städtische Jugendbeauftragte: „Echt schlimm“
Einen neuen Stand kennt auch Bad Aiblings Jugendbeauftragte Martina Thalmayr nicht. Dass man ungeachtet des unklaren Zeitplans jedoch noch keine konkrete Zukunftslösung für die Jugendinitiative im Auge hat, findet sie „echt schlimm“. Zwar seien die genannten Vorschläge, bei denen sie sich selbst immer wieder eingebracht habe, nicht vom Tisch. „Aber es besteht einfach die Gefahr, dass man wieder dazu neigt, das Problem aus dem Gedächtnis zu verlieren.“ Und so sehe sie es auch als ihre Aufgabe an, immer wieder nachzuhaken.
Thalmayr fürchtet eine gefährliche „Routine“ bei Themen, die einen größeren Vorlauf benötigen. „Denn selbst wenn wir jetzt wüssten, dass wir eine neue Bleibe in zwei Jahren für die Jugendlichen bekommen würden, wäre das schon mega.“ Doch diese Perspektive fehle zum jetzigen Zeitpunkt. „Keiner will schließlich wieder in eine Art ‚Kurzfrist-Panik‘ verfallen“, so die Jugendreferentin, die ein lediglich formales Existieren der „Jimmies“ ohne feste Bleibe fatal einordnen würde. „Die Jimmies sind wirklich etwas Besonderes und sie bieten eine so wichtige Anlaufstelle für junge Leute“, sagt Thalmayr. Ihr zufolge könne niemand ein Interesse daran haben, dass Jugendliche alternativ wieder am Bahnhof herumlungern oder auf diversen Festen in einen Alkoholrausch geraten.
Grundstückseigentümer mit klarer Aussage
Doch bei allen Sorgen und Wünschen hängt die nahe Zukunft des Bergwerks in erster Linie vom aktuellen Grundstückseigentümer und dessen „Garten Eden – Greither-Lindner-Stiftung“ ab. Diese ermöglicht es den „Jimmies“ nach wie vor kostenlos auf dem Areal zu sein. Auf Nachfrage teilte nun Brigitte Lindner von der Stiftung mit, dass es auch seitens der Grundstückseigentümer derzeit keinerlei Neuigkeiten zu vermelden gebe.
„Momentan bleibt erstmal alles so, wie es ist“, sagt sie und verweist darauf, dass es in Sachen möglichem Baubeginn noch keinen neuen Stand gebe. Heißt für die „Jimmies“? „Dieses Jahr können sie bestimmt noch bleiben“, sagt Lindner. 2026 müsse man dann weiter sehen, ob es für die Jugendlichen eine Veränderung geben müsse beziehungsweise wie es in puncto Bauantrag weitergehe. Generell, sagt Lindner, ermögliche die „Greither-Lindner-Stiftung“ die mietfreie Bleibe für die Jugendinitiative gerne. Wenngleich man sich auch über mehr Dialog mit den „Jimmies“ oder der Stadt freuen würde. Immerhin sei es ein freiwilliges Zugeständnis, welches man der Jugendinitiative durch die Grundstücksnutzung mache.