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„Der Ort, an dem wir groß geworden sind“

Drohendes Aus für Bad Aiblinger Jugendtreff: Was ein emotionaler Hilferuf jetzt bewirken soll

Die Tage für das Bergwerk sind gezählt.
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Die Tage für das Bergwerk sind gezählt.

Wenn nichts Überraschendes passiert, steht die Jugendinitiative Mangfalltal (JIM) in wenigen Tagen womöglich ohne ihre Bleibe im Bad Aiblinger Zentrum da. Eine bewegende Aktion von Ex-„Jimmies“ soll Aufmerksamkeit auf die Notlage lenken. Wie geht es weiter?

Bad Aibling – Es ist gut einen Monat her, als die Nachricht für eine große Überraschung in Bad Aibling sorgte. Nachdem die Pläne für das große Bauvorhaben „Rosengärten“, ein geplantes Wohn- und Geschäftshaus in der Rosenheimer Straße, im Laufe des Jahres zu hitzigen Diskussionen geführt hatten, kam im November dann alles anders. Denn wie das OVB erfahren hatte, wurde das Projekt mit sofortiger Wirkung gestrichen. Da die Vorstellungen des Stadtrates mit denen der Initiatoren in vielen Bereichen nicht übereinstimmten, wurde das Projekt seitens der Planer für „unwirtschaftliche“ erklärt.

Dadurch zogen die Projektinitiatoren Konsequenzen – mit weitreichenden Folgen. „Wir werden das Grundstück nun verkaufen“, teilte damals Martina Auer mit. Dies soll, so hieß es im November, kurzfristig noch in diesem Jahr geschehen und man wolle das Grundstück leer, ohne Mieter, an einen Käufer übergeben.

Schwere Folgen für „Jims Bergwerk“

Auswirkungen hat das in erster Linie auf „Jims Bergwerk“, den selbstverwalteten Jugendtreff der Jugendinitiative Mangfalltal (JIM), der auf dem Grundstück seit vielen Jahren mietfrei beherbergt ist. Grundsätzlich stand der Auszug zwar schon lange fest. Jedoch nicht zu einem so frühen Zeitpunkt. Sowohl die Stadt Bad Aibling als auch der Vorstand der Jugendinitiative betonten anschließend, dass man auf eine gute Lösung für alle Beteiligten hoffe. Sobald ein neuer Käufer feststeht, wolle man sich über die aktuelle Situation und die Möglichkeiten in den kommenden Wochen und Monaten austauschen.

Aktuell gibt es noch keine neuen offiziellen Informationen. Auf OVB-Nachfrage teilte der Vorstand der Jugendinitiative mit, dass man sich noch immer in der Warteposition befinde, man hoffe jedoch auf zeitnahe Gespräche mit dem potenziellen Käufer des Grundstückes.

Zuspruch für „Ich bin Jimmie“-Aktion

Dass der Jugendtreff also noch in diesem Jahr seine Zelte im „Bergwerk“ abbrechen muss, ist nach wie vor nicht auszuschließen. Indes sorgt eine Social-Media-Aktion von ehemaligen „Jimmies“ für Aufsehen. Unter dem Titel „Ich bin Jimmie“ rufen die Initiatoren dazu auf, auf die Bedeutung der Jugendinitiative Mangfalltal e.V. aufmerksam zu machen. „JiMs Bergwerk droht der Verlust ihrer Räumlichkeiten. Lasst uns sichtbar machen, wer in welcher Form mit der JIM groß geworden ist und warum die JIM uns zu den Menschen gemacht hat, die wir heute sind“, heißt es in dem Social-Media-Post.

Das Ziel: Möglichst viele Menschen sollen ihre persönliche Geschichte mit der Jugendinitiative veröffentlichen und damit sichtbar machen, „wie viele wir sind“. Eine der Initiatorin ist Fanni Rauchenecker. Die 26-jährige Production-Managerin war selbst seit dem Teenager-Alter viele Jahre in der Jugendinitiative tätig, saß auch im Vorstand. Als sie erfahren hat, dass das Bergwerk vor dem Aus steht, war das Entsetzen groß. „Ich habe selbst ein bisschen geweint, das ging mir schon sehr nahe“, sagt Rauchenecker.

Warum die Jugendinitiative so wichtig ist

Zusammen mit anderen ehemaligen „Jimmies“ wollte sie die 30 Jahre Geschichte der einzigartigen Jugendinitiative sichtbar machen und startete die Internet-Aktion. „Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, welchen Stellenwert die JiM hat.“ Denn junge Menschen könnten durch die Einrichtung viele wichtige Dinge mitnehmen. „Dazu gehört etwa Beteiligung, sich für etwas engagieren, Berufsorientierung, politisches Mitbestimmungsrecht.“

Und die Aktion stößt auf viel Zuspruch. Mittlerweile hätten schon über 50 ehemalige JIM-Mitglieder ihre Erfahrungen aufgeschrieben. In den sozialen Medien sind dazu viele bewegende Posts zu lesen. „Mein Mann und ich haben uns über die JiM kennengelernt“, schreibt etwa eine Frau und berichtet von zahlreichen unvergesslichen Erlebnissen. Und sie ergänzt: „Ich wünschte meine Kinder können in ein paar (vielen) Jahren auch so einen Ort finden und bleiben.“

Ort, an dem wir groß geworden sind

Ein weiterer Ehemaliger schreibt von einem „Ort, an dem wir groß geworden sind, der Ort an dem wir unglaublich viel gelernt, gelacht, geliebt, gestritten und uns wieder vertragen haben, der Ort, an dem jeder willkommen war und man immer gute Gesellschaft hatte“. Auch er habe seine Frau über die JiM kennengelernt. „Wir lassen uns nicht unterkriegen und hoffen auf eine schnelle Lösung für die JiM, damit mein Sohn auch irgendwann mal dort hin gehen kann.“

Andere ehemalige „Jimmies“ berichten von Freundschaften, die im Jugendtreff geschlossen wurden und noch bis heute halten. Eine Facebook-Userin richtet sich sogar an den Bürgermeister und schreibt: „Stephan Schlier, die Jugend von Bad Aibling und Umgebung braucht das Bergwerk.“ Viele schwärmen von ihrer dortigen Jugendzeit und wünschen sich für ihre Kinder ähnliche Möglichkeiten.

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