Nach bitterem Streit um Bauvorhaben in Bad Aibling
Paukenschlag: Großprojekt „Rosengärten“ abgeblasen – Sofortige Folgen für Jugendtreff?
Lange stritten Planer und Stadt über ein Großbauprojekt am Tor zum Bad Aiblinger Zentrum. Nach zähem Ringen ziehen die Initiatoren jetzt überraschend die Reißleine und kündigen Konsequenzen an. Mit massiven Folgen für den dort beheimateten Jugendtreff „Jims Bergwerk“.
Bad Aibling – Es ist eine dicke Überraschung. Nachdem die Pläne für das große Bauvorhaben „Rosengärten“, ein geplantes Wohn- und Geschäftshaus in der Rosenheimer Straße, in den vergangenen Monaten zu hitzigen Diskussionen geführt hatten, kommt nun alles anders. Wie Martina Auer gegenüber dem OVB mitteilt, ist das Projekt mit sofortiger Wirkung gestrichen. „Unter diesen Bedingungen ist es unwirtschaftlich“, betont sie und verweist dabei auf Vorstellungen des Stadtrates, die nicht mit denen der Initiatoren übereinstimmen.
Streitpunkt war unter anderem die Anzahl der Geschosse. Die „Rosengärten“, welche neben dem fertiggestellten Großprojekt „Kellerbergterrassen“ entstehen sollten, hatten die Gemüter zuletzt immer wieder erhitzt. Im Gremium wurde etwa die „Wuchtigkeit“ des geplanten Gebäudes kritisiert. Auch würde sich der Bau, bei dem die Planer vor allem auf Nachhaltigkeit setzten, gerade an dieser prominenten Stelle – „am Tor zur Stadt“ – nicht in die Umgebung einfügen. Einige Stadträte sprachen gar von massiven Abweichungen von der Aiblinger Gestaltungssatzung. Nach dem zähen Ringen haben die Initiatoren jetzt überraschend die Reißleine gezogen.
Was passiert jetzt mit dem Grundstück?
Laut Martina Auer habe letztlich der jüngste Beschluss des Stadtrates im Oktober den Ausschlag für die Entscheidung gegeben. Nachdem man auf Wunsch des Gremiums ohnehin schon ein Geschoss gestrichen hatte, forderte der Stadtrat zudem noch eine Verkleinerung der Fläche in den oberen Geschossen. Dadurch aber fehle die „Grundlage der Wirtschaftlichkeit“, erklärt Auer. Und so sei der Schritt unumgänglich.
Bei allem Bedauern betont sie, dass es durch diese unerwartete Entwicklung nun keinen Groll zwischen ihr und der Stadt geben soll. „Der Stadt obliegt die Planungshoheit, es ist das gute Recht des Gremiums.“ Diese Voraussetzungen zwingen die Projektinitiatoren jedoch selbst zu Konsequenzen. „Wir werden das Grundstück nun verkaufen“, sagt Auer. Dies soll kurzfristig noch in diesem Jahr geschehen und man wolle das Grundstück leer, ohne Mieter, an einen Käufer übergeben.
Schwere Folgen für „Jims Bergwerk“
Auswirkungen hat das in erster Linie auf „Jims Bergwerk“, den selbstverwalteten Jugendtreff der Jugendinitiative Mangfalltal (JIM), der laut Auer auf dem Grundstück seit vielen Jahren mietfrei beherbergt ist. Allein dadurch habe man das Jugendzentrum immer unterstützt. „Deshalb ist es sehr schade, dass diese ungünstige Situation jetzt auf dem Rücken des Bergwerks ausgetragen werden muss“, betont Auer. Wie den Bürgermeister habe sie auch den Vorstand des Bergwerks bereits über die Entscheidung informiert. Man sei immer im Austausch gewesen und es war klar, dass der „Tag X“ irgendwann komme. Dass der Jugendtreff nun aber schon in den kommenden Wochen ausziehen muss, sei nie beabsichtigt gewesen.
Über genaue Details, etwa über den Kaufinteressenten beziehungsweise den Käufer, kann Martina Auer zu diesem Zeitpunkt noch keine Aussagen machen. Doch wie geht es jetzt mit dem Bergwerk weiter? Seit längerer Zeit wird bereits nach einer neuen Bleibe gesucht, bislang ohne Erfolg. Dass der Auszug nun in wenigen Wochen stattfinden soll, kommt auch für den Vorstand überraschend. Da noch nicht viele Einzelheiten, etwa ein genaues Auszugsdatum, bekannt seien, konnte JIM-Vorstands-Mitglied Marinus Halbig auf OVB-Nachfrage noch nicht viel sagen. Klar sei aber, dass ein zeitnaher Umzug für logistische Herausforderungen sorgen würde. „Es ist prinzipiell natürlich schlimm, wenn wir dann kein Haus mehr haben“, sagt Halbig. Den Verein sollte es aber seiner Ansicht nach weiterhin geben.
Bürgermeister Schlier spricht von „größerer Brisanz“
Was die Suche nach einer neuen Unterkunft für den Jugendtreff angeht, sei die Stadt Bad Aibling der „Hauptansprechpartner“, so Halbig. Wie den Vorstand hatte Martina Auer auch Bürgermeister Stephan Schlier Ende vergangener Woche über die gestrichenen Rosengärten-Pläne informiert. Gegenüber dem OVB zeigt sich der Rathauschef „durchaus überrascht“ von der Entscheidung. Auch wenn die Pläne im Stadtrat kritisch diskutiert wurden, sei ihm nicht klar gewesen, dass die letzte Entscheidung im Gremium das Projekt unwirtschaftlich gemacht hätte, so Schlier. „Auch wenn es uns als Stadt nicht gefällt, ist es das gute Recht der Initiatoren, eine Veräußerung anzustreben.“ Über das Telefonat mit Martina Auer habe er die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates informiert.
„So rückt das Bergwerk natürlich jetzt noch mehr in unseren Fokus“, erklärt Schlier. Da der Zeitplan anders gedacht war, erhalte das Thema eine „größere Brisanz“. Auch wenn die Stadt rein rechtlich keine Verantwortung für die Einrichtung und deren neue Bleibe trage, unterstütze man das Bergwerk gerne und habe sich schon frühzeitig nach einer Alternative umgesehen. „Wir sind bemüht Ersatz zu finden, haben bislang aber noch nichts gefunden“, stellt Schlier klar. In seinen Augen erweise sich die Suche ohnehin als schwierig, da der nötige Radius, in dem das Bergwerk zuhause sein sollte, begrenzt sei. „Eigentlich müsste es im Zentrum fußläufig erreichbar sein und auch noch für die Nachbarn passen.“
Jugentreff leistet „gigantische“ Arbeit
Dennoch rät der Bürgermeister dazu, sich jetzt nicht verrückt machen zu lassen. „Wir müssen jetzt erstmal abwarten, wer der neue Eigentümer wird und dann werden wir versuchen, ins Gespräch zu kommen.“ Ob es dann trotzdem zu einem sofortigen Auszug des Jugendtreffs kommen muss, könne er noch nicht beurteilen. Ob der neuen Situation will Schlier jedenfalls Auer „nicht den schwarzen Peter“ zuschieben. „Man muss erstmal jemanden finden, der die mietfreie Nutzung auf dem Grundstück so lange ermöglicht.“
Dass sich die Stadt aber freiwillig für die Zukunft des Bergwerks einsetzt, hält Schlier für wichtig und richtig. Denn: „Die Stadt, der Stadtrat und ich persönlich finden die ehrenamtliche Arbeit, die dort geleistet wird, wertvoll, toll, ja gigantisch.“ Er selbst habe das Angebot der Jugendinitiative Mangfalltal schon als Schüler geschätzt – und die Institution des Jugentreffs müsse weiterhin erhalten bleiben.
Ein ausführlicher Bericht über das Bergwerk, seine Historie und die Bedingungen für ein Weiterbestehen folgt in Kürze.