Was sich seit der Bürgerbeteiligung getan hat
Nach Wirbel um Aiblinger Thermenhotel: Wie geht es mit dem Mammutprojekt jetzt weiter?
Nicht zuletzt die viel diskutierte Bürgerbeteiligung hat dem geplanten Thermenhotel in Bad Aibling viel Aufmerksamkeit beschert. Seitdem ist es in der Öffentlichkeit ruhiger geworden. Doch wie geht es mit dem Großprojekt eigentlich weiter und was hat es mit der kniffligen Stellplatz-Frage und einem „Bademantelgang“ auf sich?
Bad Aibling – Es ist ein Mammutprojekt, das seit Langem für viel Aufsehen sorgt. Das Vorhaben rund um ein Thermenhotel für Bad Aibling mit anschließender Wohnbebauung, was sich viele Entscheidungsträger gewünscht hatten, nimmt seit vergangenem Jahr konkrete Formen an. Der immens umfangreiche Prozess befindet sich zwar noch immer in den Anfangszügen. Doch schon jetzt gibt es Gesprächsbedarf. Zeit für einen ersten Zwischenstand.
Noch ist es eine grüne Wiese. Doch in nicht allzu ferner Zukunft könnten auf dem Areal, das direkt an den Außenbereich der Therme angrenzt und parallel zur Lindenstraße bis zur Sonnenstraße verläuft, die ersten Bagger rollen. Einen ersten wichtigen Schritt konnten die Planer 2024 mit der Durchführung der viel diskutierten Bürgerbeteiligung gehen, bei der sich die Aiblinger mit eigenen Ideen und Vorstellungen in die Planung mit einbringen konnten. Seitdem ist es in der Öffentlichkeit ruhiger geworden um das Großprojekt. Doch wie Bürgermeister Stephan Schlier nun gegenüber dem OVB mitteilt, werde seitdem auf Hochtouren gearbeitet.
Wichtige Frage nach dem „Bademantelgang“
„Ich finde es nach wie vor richtig klasse“, bewertet der Rathauschef das Vorgehen, bei dem die Bürgerschaft von Anfang an mit ins Boot geholt worden sei. Nach Abschluss der öffentlichen Beteiligung habe mit dem daraus resultierenden Planungsentwurf dann die Arbeit erst so richtig begonnen. Denn gerade in Anbetracht der zahlreichen Beteiligten – Nachbarn, Therme, Stadtwerke – gebe es noch viele offene Fragen und etliche „Detailpunkte“ zu klären, so Schlier. Zu Themen wie Emissionsschutz, Lärmwerte oder verkehrliche Erschließung wurden zahlreiche Gutachten eingeholt, die verschiedenen Verantwortlichen trafen sich zu regelmäßigen Terminen und arbeiteten vieles auf, betont der Bürgermeister. Auch der Stadtrat sei etwa in Form einer Klausurtagung auf dem neuesten Stand gehalten worden.
„Ein wichtiges Thema ist beispielsweise der geplante Bademantelgang“, erklärt Schlier. Dieser soll den Hotelgästen einen direkten Zugang zur Therme ermöglichen. Doch ob dieser ebenerdig, unterirdisch oder obergeschossig verläuft, ist noch unklar und gehört zu den vielen Fragen, die mit zahlreichen Beteiligten abgestimmt werden müssen. Wichtig sei hier beispielsweise, dass die Stadtwerke dort nicht negativ beeinträchtigt werden. Zwar entscheide letztlich der Stadtrat über die genaue Ausführung des Bademantelganges, derzeit tendiere man jedoch eher zu einer unterirdischen Verbindung, erklärt Schlier.
„Gute Nachrichten“ bei Stellplatzfrage?
Eine weitere wichtige Frage konnte indes laut Schlier bereits geklärt werden. Nämlich die nach den nötigen Stellplätzen. Hier wurde im Vorfeld gemutmaßt, inwiefern der angrenzende Thermenparkplatz womöglich beeinträchtigt werden könnte. „Der Wunsch war ganz klar, dass wir wegen der sehr guten Auslastung der Therme hier nichts verlieren“, so Schlier. Und es gebe hierzu „gute Nachrichten“. Denn auch in Abstimmung mit dem ebenfalls involvierten Bergbauamt sei nun klar geworden, dass alle erforderlichen Stellplätze, sowohl für das Thermenhotel als auch für die spätere Wohnbebauung, auf dem eigentlichen Baugrundstück selbst Platz finden können. Insgesamt bilanziert Schlier, dass das Bauprojekt sehr komplex und aufwendig sei, man jedoch auch viel Spaß daran habe und zuversichtlich auf das weitere Prozedere blicke.
„Das ist wohl das Kniffligste, was ich bisher in einem Bebauungsplanverfahren gemacht habe“, blickt auch Bauherr Dr. Max von Bredow, geschäftsführender Gesellschafter der „Max von Bredow Baukultur GmbH“, gegenüber dem OVB auf die zurückliegenden Monate zurück. Doch gerade, weil Bauen „sehr irreversibel“ sei, spüre man die Verantwortung, alles bis ins kleinste Detail auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Komplexität des Projektes zeige sich dabei etwa beim Thema Schall. „Denn hier muss beispielsweise ein Besuch der Therme mit einem gleichzeitig stattfindenden Eishockeyspiel berücksichtigt werden, das ist gar nicht so einfach.“
Möglicher Ausbau der Therme berücksichtigen
Wie Schlier betont auch von Bredow die enge Zusammenarbeit mit den Stadtwerken, allen voran mit Werkleiter Stefan Barber. So betrachte man Therme und Thermenhotel immer als eine Art Symbiose. „Denn klar ist auch, dass sich die Therme in Zukunft, in Anbetracht der vielen Besucher, erweitern wird.“ Und ein möglicher Anbau der Therme werde schon jetzt auch mit Blick auf das eigene Großprojekt berücksichtigt. Und so müsse freilich auch die reibungslose Thermalbohrung weiterhin gewährleistet werden, was eben auch eine enge Abstimmung mit dem bayerischen Bergbauamt erfordere. Und laut von Bredow könne man bei vielen Detailfragen, etwa bei der nach dem Bademantelgang, „von Glück“ reden, dass die architektonische Gestaltung des Hotels in den Händen von Behnisch Architekten liegt, welche ebenfalls die Therme gestaltet haben.
Und auch zum künftigen Betrieb des Thermenhotels kann Dr. Max von Bredow ein erstes Zwischenfazit ziehen: „Seitens der Hotelbetreiber führen wir fortlaufend Gespräche und da gibt es ein sehr großes Interesse.“ Das vorgelegte Konzept komme gut an und auch mit regionalen potenziellen Betreibern sei man, wenn auch noch in einer Kennenlernphase, in gutem Austausch. „Alles in allem befinden wir uns bei der Klärung der Detailfragen auf der Zielgeraden“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter. Doch wie geht es danach weiter?
Wann greift der Stadtrat erneut ein?
Der nächste große Schritt wird die erneute Beteiligung des Aiblinger Stadtrates sein. Hier rechnet Schlier mit einem Termin im „späten Frühjahr“, bei dem er auf eine breite Zustimmung des Gremiums hofft. Wird der erste Entwurf des Bebauungsplans gebilligt, werden in einem Beteiligungsverfahren die Abschnitte des Aufstellungsverfahrens benannt. Dabei werden die Öffentlichkeit allgemein sowie im Besonderen betroffene Bürger, Träger öffentlicher Belange oder Nachbargemeinden über die Planungsabsichten informiert und zur Stellungnahme aufgefordert. Da die Beschlüsse von zahlreichen Faktoren abhängig sein werden, ist ein genauer Zeitplan kaum absehbar. Bis die Bagger auf die grüne Wiese rollen und gar mit einer Fertigstellung des Thermenhotels zu rechnen ist, werden jedoch gewiss noch einige Jahre ins Land ziehen – und tausende Besucher, die nicht von Vornherein im Bademantel gekleidet kommen, in die Therme strömen.