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Nach überraschendem Aus für „Rosengärten“-Bauprojekt

Jugendtreff muss Grundstück räumen: Jetzt spricht der Bad Aiblinger Verein

Die Vorstandsmitglieder (von links) Marinus Halbig, Benedikt Karl, Elisabeth Gareis und Raphael Schrank hoffen auf eine neue Heimat für die ugendinitiative Mangfalltal (JIM).
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Die Vorstandsmitglieder (von links) Marinus Halbig, Benedikt Karl, Elisabeth Gareis und Raphael Schrank hoffen auf eine neue Heimat für die Jugendinitiative Mangfalltal (JIM).

Anstelle eines umstrittenen Bauvorhabens gegenüber des Kellerbergs steht nun der Verkauf des Grundstücks bevor – mit Folgen für das dort beherbergte Jugendzentrum. Der Auszug muss sofort und damit viel früher als gedacht erfolgen. Was der Verein dazu sagt und wie dessen Zukunft aussehen könnte.

Bad Aibling – Dass der Tag kommen wird, war längst bekannt. Der Zeitpunkt jedoch kam für alle Beteiligten mehr als überraschend. Nachdem die Initiatoren kürzlich mitgeteilt hatten, dass das zentrumsnah geplante Großbauprojekt „Rosengärten“ in Bad Aibling abgeblasen wird und das Grundstück in der Rosenheimer Straße zeitnah verkauft werden soll, sind die Tage von „Jims Bergwerk“, dem selbstverwalteten Jugendtreff der Jugendinitiative Mangfalltal (JIM), gezählt.

Denn das Vereinsheim befindet sich auf genau diesem Grundstück, auf dem die Ehrenamtlichen seit Jahren mietfrei Jugendarbeit anbieten konnten. Klar war bislang, dass der Verein in den kommenden Jahren ohnehin für das geplante Wohn- und Geschäftshaus, das sich baulich an die bereits fertiggestellten Kellerbergterrassen am Ludwigskreisel anpassen sollte, weichen muss. Da die Vorstellungen der Planer und der Stadt Bad Aibling jedoch zuletzt zu weit auseinander lagen, zogen die Initiatoren die Reißleine. Mit der Konsequenz, das Grundstück noch in diesem Jahr ohne Mieter veräußern zu wollen.

Ist ein sofortiger Auszug überhaupt möglich?

Damit verbunden, so hieß es, sei auch der zeitnah erforderliche Auszug des Jugendzentrums. Bislang äußerten sich die Verantwortlichen der Jugendinitiative Mangfalltal zurückhaltend zu der neuen Entwicklung, da genaue Details, etwa zum Käufer oder zum Auszugsdatum, noch nicht bekannt seien. Im Gespräch mit dem OVB geht der Vorstand nun aber genauer auf die aktuelle Situation und mögliche Zukunftsszenarien ein. Und klar ist: „Wir wissen nichts Neues, der Auszug zum Jahresende steht im Raum, logistisch ist das aber eigentlich nicht möglich“, erklärt Vorstands-Mitglied Marinus Halbig.

Die selbst gestellte Ausstattung im Vereinsheim, zu der etwa Möbel, Theke oder Licht- und Soundanlagen gehören, könne man nur schwer mal eben irgendwo zwischenlagern, betont der 21-Jährige. Zwar könnte man sicher einen Lagerraum auftreiben. „Das kann aber nicht das Ziel für die Zukunft unseres Vereins sein“, so Halbig.

Die Vorstandsmitglieder (von links) Marinus Halbig, Benedikt Karl, Elisabeth Gareis und Raphael Schrank hoffen auf eine neue Heimat für die Jugendinitiative Mangfalltal (JIM).

Laut Vorstandskollege Benedikt Karl könne man aufgrund fehlender Informationen derzeit über viele Punkte nur spekulieren. Sein Wunsch: „Wir würden gerne so früh wie möglich mit dem Käufer in Kontakt treten, um über die weiteren Schritte zu sprechen.“ Denn laut dem 19-Jährigen gebe es einige Aspekte, die für eine neue Bleibe in Zukunft entscheidend seien. „Wir wollen irgendwo unterkommen, wo wir unser Umfeld nicht stören“, benennt Karl eine wichtige Voraussetzung. Anders seien etwa Konzerte, die eine gewisse Geräuschkulisse mit sich bringen, schwer vorstellbar. Zudem wünsche man sich eine Lösung, bei der der Verein wie bisher selbst mitgestalten könne.

„Wir wollen nicht auf der Straße landen“

Auch die Möglichkeit, eine Bühne aufzubauen, oder Platz zum Verstauen, sollte ein zukünftiges Vereinsheim idealerweise bieten, ergänzt Marinus Halbig. Doch bei aller Diskussion über mögliche Übergangslösungen sei jetzt vor allem eines wichtig: „Wir wollen nicht auf der Straße landen.“ Mit der Stadt Bad Aibling, die mehrfach signalisiert hatte, den Verein unterstützen zu wollen, stehe man in regelmäßigem Kontakt. Sollte die knifflige Suche nach einer neuen Unterkunft erfolgreich verlaufen, müssten dennoch verschiedene Fragen, etwa die nach der Finanzierung einer vermeintlichen Miete, erst geklärt werden. Unabhängig von den Bemühungen der Stadt hofft das Jugendzentrum, unter Umständen auch Gehör bei möglichen Grundstücksbesitzern zu finden. „Vielleicht gibt es ja jemanden, von dem wir nichts wissen, der aber passende Räumlichkeiten bieten kann“, so Halbig.

Doch bei aller Unsicherheit, die die kommenden Wochen und Monate mit sich bringen, steht für den Vorstand fest: Der Verein soll und muss erhalten bleiben. Wenngleich die Jugendarbeit ohne Vereinsheim zunächst erheblich erschwert würde. Seit 33 Jahren leisten die Mitglieder der selbstverwalteten Jugendinitiative Mangfalltal ehrenamtliche Arbeit. „Uns ist es wichtig, der Jugend ein Angebot zu machen und für Kunst und Kultur Freiraum zu schaffen“, sagt Marinus Halbig. So sei die Jugendinitiative nicht nur Treffpunkt, sondern auch Ausrichter für Konzerte und Events. Dabei könne sich jeder mit Ideen einbringen. Die Vereinsstruktur sichere etwa einen regelmäßigen Wechsel des Vorstandes. „Außerdem ist uns Inklusion sehr wichtig, wir grenzen niemanden aus und schaffen einen Raum für alle“, so Benedikt Karl.

Pläne für 2024 in der Schwebe

Und genau mit dieser Ausrichtung hatte der Verein auch für das Jahr 2024 diverse Veranstaltungen geplant, die durch die unklare Zukunft nun in der Schwebe hängen. So hatten die Ehrenamtlichen beispielsweise vor, die Kulturbühne im Freien „nochmal so richtig zu nutzen“, wie Vorstandsmitglied Elisabeth Gareis (16), betont.

Dort, wo in den kommenden Jahren eigentlich ein großes Wohn- und Geschäftshaus (Illustration links) geplant war, steht derzeit noch der Jugendtreff „Bergwerk“ – doch wie lange noch?

Nun müsse der Verein abwarten, wie es letztlich weitergeht. Und solange sich der Käufer nicht meldet, werde man die Füße still halten. „Mit der Stadt haben wir schon ein paar Gebäude abgeklopft“, versichert Halbig. Bislang ohne Erfolg. Deshalb hoffen er und seine Vorstandskollegen, dass sich vielleicht doch noch ein möglicher Interessent beim Verein meldet.

Das sagt die Jugendreferentin

Wie Bürgermeister Stephan Schlier steht auch Martina Thalmayr, Jugendreferentin des Aiblinger Stadtrates, in engem Austausch mit dem JIM-Vorstand. „Im Stadtrat steht die neue Heimat des Jugendtreffs seit Langem immer wieder auf dem Programm.“ Thalmayr selbst habe deshalb bereits vor Jahren auf das alte Bahnhofsgebäude verwiesen, direkt gegenüber also von der ehemaligen Unterkunft des Vereins. Die Jugendinitiative Mangfalltal (JIM) wurde 1990 gegründet, mit dem Ziel eines unabhängigen Jugendtreffs. Bevor sie 2011 ins „Bergwerk“ am Kellerberg umgezogen war, betrieb sie 18 Jahre lang das „Stellwerk“ am Aiblinger Bahnhof.

Das Bahnhofsgebäude gehöre der Stadt. Und auch wenn der Zustand nicht optimal sei, Teile der Räume erst hergerichtet werden müssten, so stelle der Bahnhof in ihren Augen einen gangbaren „Plan B“ für den Verein dar, so die Jugendreferentin. „Denn Stand jetzt wird eine unbezogene Übergabe des Grundstücks bevorzugt.“ Eine schnelle Lösung sei also womöglich unabdingbar. Plan A, so Thalmayr, bleibe aber eine Verlängerung der Auszugsfrist. „Wir hoffen schon noch, dass man mit dem neuen Käufer darüber sprechen kann.“

Darüber hinaus sieht die Stadträtin durchaus auch andere Lösungsansätze, etwa Gebäude in Zentrumsnähe, die in den kommenden Jahren leer stehen werden. „Wer etwas weiß, soll sich unbedingt bei der Stadt melden.“ So oder so müsse die wertvolle Arbeit „eines der letzten selbstverwalteten Jugendtreffs“ erhalten werden, betont Thalmayr. „Die Jugendlichen lernen dort, wie sie sich für ihre eigenen Ziele einsetzen können.“ Paradebeispiel sei hierfür das Aiblinger Kulturzentrum „Raum & Zeit“, das von ehemaligen „Jimmies“ auf die Beine gestellt wurde – und das mit seiner „Raumstation“ – einem „Jugendtreff für Erwachsene“ – im ersten Stock des alten Bahnhofsgebäudes beheimatet ist, direkt gegenüber des alten „Stellwerks“.

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