Heikle Fragen bleiben
Thermenhotel für Bad Aibling? Warum der spektakuläre Plan noch scheitern könnte
Der lang ersehnte Wunsch nach einem Hotel an der Bad Aiblinger Therme soll bald Wirklichkeit werden. Doch viele heikle Fragen bleiben noch unbeantwortet. Wie der Stadtrat zu dem Vorhaben steht und woran es noch scheitern könnte.
Bad Aibling – Dass Großbauprojekte emotional diskutiert werden, hat wohl Tradition in Bad Aibling. Dass auch die Pläne für ein langersehntes Thermenhotel hitzige Debatten nach sich ziehen, dürfte künftig also niemanden überraschen. Bislang ist das Echo bei den Entscheidungsträgern aber noch in weiten Teilen positiv.
Vor rund zwei Wochen hatten Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) und Max von Bredow dem OVB erste exklusive Einblicke in das Vorhaben gewährt. So hat die „Max von Bredow Baukultur GmbH“ mit dem Inhaber des Areals, das die Kommune für den Hotelkomplex ins Auge gefasst hat, Einigung über den Erwerb erzielt und will nun gemeinsam mit der Kurstadt das Thermenhotel realisieren.
Was die Stadtratsfraktionen von den Plänen halten
Schlier und von Bredow haben die im Aiblinger Stadtrat vertretenen Fraktionen bereits über die erfolgreichen Verhandlungen informiert. Klärungsbedarf wird es dennoch weiterhin geben. Etwa bei der Frage nach Wohnbebauung, die neben dem Hotel ebenfalls auf dem Teilstück der sogenannten Winhart-Wiese angedacht ist. Oder beim Thema Bürgerbeteiligung, da die Bad Aiblinger in diesem Fall „über das gesetzliche Maß hinaus“ an der Planung beteiligt werden sollen.
Klar ist: Der Bad Aiblinger Stadtrat wird durch seine Beschlüsse letztlich die Planungshoheit inne haben. Doch wie stehen die einzelnen Fraktionen zum jetzigen Zeitpunkt wirklich zu dem Vorhaben? Die CSU-Stadtratsfraktion jedenfalls steht voll hinter dem Projekt. „Ein Hotel neben der Therme wünscht man sich schon lange“, erklärt Fraktionsvorsitzender Markus Stigloher auf OVB-Nachfrage.
CSU-Fraktion mit klarer Position
Dieses würde die Attraktivität für die Therme und die Wettbewerbsfähigkeit für den Standort Bad Aibling erheblich steigern. „Also eine historische Chance für die Stadt, aber auch alles in allem eine Herkulesaufgabe für alle Beteiligten“, stellt Stigloher fest. So müssten Finanzierbarkeit, städtebauliche Integration, Zukunftsfähigkeit sowie die spätere Wertschöpfung schon in der Planungsphase berücksichtigt werden.
Die Abwägung, so Stigloher, wie viel Hotel und wie viel Wohnbebauung jeweils geschaffen wird, sei eines der Kernthemen, die von Investor und Stadtrat gelöst werden müssen. Das Nebeneinander von Leben, Erholung und Arbeiten müsse harmonieren, betont er. „Erfreulicherweise ist der Vorhabenträger schon in einem sehr frühen Planungsstadium mit der Stadt in offene und gute Gespräche gegangen.“
„Bereicherung des Kurorts Bad Aibling“
Offen zeigt sich auch die SPD. „Ein Thermenhotel wäre sicher eine Bereicherung des Kurorts Bad Aibling“, sagt Stadtrat Richard Lechner. Ob dies auch für die anderen Aiblinger Hotels gelte, könne er nicht beurteilen. „Architektonisch wäre die Gestaltung des Thermenhotels als Blickfang für die Therme zu wünschen, weil diese etwas versteckt hinter der Eishalle und dem Parkplatz liegt.“
Laut Lechner müsse sich die Stadt beim Bebauungsplan absichern, dass nicht nur attraktive Wohnungen gebaut und verkauft werden und das Hotel erst irgendwann – oder gar nicht. „Damit habe ich beim Investor volles Verständnis gefunden“, berichtet Lechner von einem persönlichen Gespräch.
Thalmayr: „Wird ein polarisierendes Vorhaben“
Für Martina Thalmayr (Grüne) ist eines klar: „Da es nicht nur um die Realisierung eines Thermenhotels geht, sondern auch neue Wohnbebauung entstehen soll, wird es sicherlich ein polarisierendes Vorhaben.“ Die „Max von Bredow Baukultur GmbH“ plane offenbar eine Bürgerbeteiligung, ein Vorgehen, dass sich die Grünen schon lange für Projekte in Bad Aibling wünschen, so die Stadträtin.
„Wir freuen uns, wenn Dr. Max von Bredow hier seine Erfahrungen in Bad Aibling einbringt, denn zum Thema Bürgerbeteiligung können und müssen wir in Bad Aibling noch viel lernen.“ Thalmayrs Fraktion hofft, dass die Aiblinger Bürger die Chance wahrnehmen und sich in die Überplanung dieses „durchaus sensiblen Bereichs“ einbringen wollen.
ÜWG will sozialen Wohnbau berücksichtigen
Rudi Gebhart, Sprecher der ÜWG-Stadtratsfraktion, erklärt indes, dass man die Pläne für ein Thermenhotel befürworte. „Der geplante Platz dafür wäre ja ideal.“ Fraglich, so Gebhart, werde jedoch sein, zu welchem Preis. Das Hotel könne oder werde im „Verbund“ mit der Bebauung des anliegenden Areals entstehen. Gebharts Wunsch: „Eine moderate Bebauung wäre schön und sinnvoll, aber uns ist natürlich auch klar, dass Herr von Bredow den wirtschaftlichen Faktor sieht.“
Die ersten Gesprächen mit von Bredow hätten einen sehr guten Eindruck erweckt. So sei ein Gefühl entstanden, „dass hier was gemeinsames entstehen kann“, so Gebhart. Doch er frage sich gleichzeitig: Wo bleibt am Ende die Stadt? „Hier muss auch der soziale Wohnbau-Aspekt berücksichtigt werden. Wo sonst wenn nicht an diesem Ort.“ Seine Fraktion freue sich jedenfalls auf eine gemeinsame Umsetzung.
Sorge um das Gesicht der Stadt
„Grundsätzlich“, findet auch die Bayernpartei, „ist die Entstehung eines Hotels an der Aiblinger Therme zu begrüßen“. Laut Stadtrat Florian Weber könne dieses die Attraktivität der Therme und der Kurstadt erhöhen. „Problematisch ist aber die geplante massive Wohnbebauung, die im vorgesehenen Stil wie auch in Höhe und Dichte sich den umgebenden Wohnhäusern nicht anpasst.“ Ein weiteres Problem sieht Weber in der Belastung der Infrastruktur.
„Wir haben zum Beispiel bereits jetzt einen überbordenden Verkehr, bei dem das vorhandene Straßennetz an seine Grenzen stößt.“ Dieses Problem werde noch verstärkt durch das Fehlen von Einkaufsmöglichkeiten im Süden von Bad Aibling. „Leider fügt sich die geplante Wohnbebauung in eine Reihe von Projekten in Bad Aibling ein“, sagt Weber und verweist beispielhaft auf die Rosengärten, Harthausen-Ost oder Ellmosener Wies. All dies verändere das Gesicht der Stadt „sehr negativ“.
ÖDP zeigt sich skeptisch
Die Begeisterung für ein Projekt wie das Thermenhotel hält sich bei ÖDP-Stadträtin Anna Maria Kirsch in Grenzen. So führten diese Bauvorhaben stets „zum Verlust von Freiflächen durch Flächenversiegelung und Bodenverdichtung mit sämtlichen nachteiligen Auswirkungen in Bezug auf die Versickerung von Niederschlägen“. Auch das zusätzliche Verkehrsaufkommen und der erhöhte Bedarf an Infrastruktur bereitet Kirsch Bauchschmerzen. „Ich hoffe sehr, dass sich die Immoblienentwickler dieser Belastungen bewusst sind und größtmögliche Ausgleichsmaßnahmen unternehmen.“
Die beabsichtigte Bürgerbeteiligung hält sie indes für sehr wichtig und begrüßenswert. „Was ich unbedingt für die Planungen anregen möchte, ist die Berücksichtigung einer Nachnutzung, eventuell Wohnraum, sollte sich das Hotel einmal nicht mehr tragen“, so Kirsch. Außerdem bleibe zu hoffen, dass sich dieses Thermenhotel nicht negativ auf die angestammten Beherbergungsbetriebe auswirke.
Winhart: „Wirtschaftliche Schnapsidee aus der Ära Schwaller“
Ausschließlich negativ sieht es die AfD. „Bislang profitieren die Restaurants und Hotels in der Innenstadt von der Therme, da die Gäste abends dorthin gehen“, sagt Stadtrat Andreas Winhart. Mit dem Thermenhotel würden die Gäste gleich an der Therme übernachten und der Innenstadt folglich Kaufkraft entzogen.
Daher sei ein Thermenhotel „eine negative Entwicklung für viele Betriebe in Bad Aibling und vollumfänglich abzulehnen“. Winhart spricht von einer „wirtschaftlichen Schnapsidee aus der Ära Schwaller“, die jetzt mit politischem Druck umgesetzt werden solle, obwohl sich in den rund 15 Jahren seit Bestehen der Therme kein Investor gefunden habe.
