Schlier und von Bredow reagieren auf Winhart-Kritik
Hallenbad statt Thermenhotel? Welche Reaktionen der AfD-Vorschlag in Bad Aibling hervorruft
Gerade erst beginnt das Bürgerbeteiligungsverfahren für den Bau eines Thermenhotels, da will die AfD nochmal alles auf den Kopf stellen. Doch geht das überhaupt? Wie die Beteiligten auf die scharfe Kritik reagieren.
Bad Aibling – In dieser Woche ist das Bürgerbeteiligungsverfahren in Bad Aibling gestartet, bei dem Bürger eigene Ideen einbringen können, die sie zur Umsetzung eines Thermenhotels mit anschließender Wohnbebauung haben. Ausgerechnet jetzt macht ein Vorstoß der Aiblinger Stadtrats-AfD die Runde, der das ganze Vorhaben noch einmal komplett auf den Kopf stellen würde. Doch wie wahrscheinlich ist das?
Klar ist: Der Stadtrat hat im Januar mit großer Mehrheit der Aufstellung eines Bebauungsplans zugestimmt und damit die Weichen für das Vorhaben neben der Therme gestellt, für das die Max von Bredow Baukultur Bad Aibling GmbH den Zuschlag erhalten hatte. Im Gremium waren sich letztlich alle einig – bis auf AfD-Stadtrat Andreas Winhart, der nicht nur lautstark Kritik äußerte, sondern auch dagegen stimmte.
Winhart will Hallenbad statt Thermenhotel
Nun, während der Prozess der Bürgerbeteiligung für ein Thermenhotel startet, geht Winhart noch einen Schritt weiter und fordert eine ganz andere Umsetzung. In einem Antrag für die kommende Stadtratssitzung, welcher der Redaktion vorliegt, schlägt Winhart vor, ein Sport-Hallenbad anstatt eines Hotels neben der Therme zu planen. In Bad Aibling fehle seit Jahren ein adäquates Schwimmbad für den Schul- und Vereinssport, „eher sogar im gesamten westlichen Landkreis“, erklärt Winhart.
Mit dem Quartier nördlich der Therme seien neue Flächen verfügbar, welche sogar Synergieeffekte zwischen der bestehenden Therme und einem Sporthallenbad bei der Beheizung oder Wasseraufbereitung und nicht zuletzt beim notwendigen Personal zulassen würden, so der Stadtrat. Gemäß seines Vorschlags solle die Max von Bredow Baukultur beauftragt werden, für den Standort ein Hallenbad anstatt eines Themenhotels zu beplanen, welches durch die Stadtwerke oder die AIB-Therm betrieben werden soll und das neben dem Sportangebot auch zu den restlichen verfügbaren Zeiten Besuchern der Therme zur Verfügung stehen soll.
Sozialer Standort anstatt einer „Hotelruine“?
Winhart sieht in seinem Vorschlag einen sozialen Mehrwert für die Bad Aiblinger Gesellschaft, während eine „Hotelruine“ negative Folgen für den Themenstandort der Stadt hätte. Angesprochen auf den AfD-Antrag reagierte Bürgermeister Stephan Schlier gelassen im Gespräch mit dem OVB. „Ich will hier nicht ein Thema gegen das andere ausspielen“, sagt der Rathauschef, der sich grundsätzlich ausdrücklich als Befürworter eines Hallenbades zeigt. „An dieser Stelle allerdings halte ich ausschließlich das Thermenhotel für richtig.“ Das Thema Hallenbad sei ihm persönlich unheimlich wichtig und für jenes sei der Sportpark als Standort vorgesehen.
Für das Quartier nördlich der Therme gebe es hingegen eine klare Beschlusslage aus dem Stadtrat. Und: „Ich halte es für fast ausgeschlossen, dass das Gremium jetzt plötzlich nochmal umschwenkt“, so Schlier. Wenn gleich ein „Umschwenken“ von Hotel zu Hallenbad an dieser Stelle theoretisch noch möglich wäre, schließlich wurde dort noch kein Baurecht geschaffen.
Von Bredow reagiert gelassen auf Antrag
Aber, und das macht Schlier hinsichtlich eines Thermenhotels deutlich: „Ich glaube, für Bad Aibling wäre es unglaublich wertvoll, eine solche Einrichtung zu haben.“ Man sei sich sicher, dass ein solches Vorhaben funktionieren werde. Nicht zuletzt würden diverse Gutachten eines Wirtschaftsinstitutes diese Annahme bestärken. Diese gehen vereinfacht ausgedrückt davon aus, dass das Thermenhotel auch der umliegenden Wirtschaft helfen würde, etwa weil ein Hotelbesucher auch noch in Bad Aibling essen geht und einkauft.
Wie Schlier geht auch der geschäftsführende Gesellschafter Max von Bredow selbst entspannt mit dem AfD-Vorstoß um. Er verweist auf die Planungshoheit des Stadtrates und die große Rückendeckung aus dem Gremium. „Solange die Mehrheit nicht plötzlich sagt, wir sollen etwas anderes machen, habe ich auch keinen anderen Arbeitsauftrag“, so von Bredow. Daran ändere zunächst auch der Hallenbad-Antrag nichts.
AfD unterstellt Stadt und Gesellschafter „Falschinformation“
Doch damit nicht genug. In einem weiteren Stadtrats-Antrag fordert Winhart die „Veröffentlichung der vorliegenden Pläne zum Quartier nördlich der Therme“. Bereits während einer Sitzung hatte der AfD-Stadtrat dem Bürgermeister und von Bredow vorgeworfen, sie würden „Falschinformationen“ verbreiten. Demnach suggeriere man vor allem Anliegern, dass noch keinerlei Planungen vorlägen. Winhart glaubt jedoch, dass längst konkretisierte Pläne geschmiedet und diese der Öffentlichkeit vorenthalten wurden. Seine Forderungen: Die Pläne sollen nun den Bürgern bei den Veranstaltungen im Rahmen der Bürgerbeteiligung vorgelegt werden, so die Forderung.
Und tatsächlich wurden diese nun im Kurhaus offengelegt. Allerdings versuchte von Bredow auch hier gegenüber dem OVB den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Natürlich gibt es Voruntersuchungen für das Grundstück“, sagt der Gesellschafter und nennt etwa geologische Untersuchungen oder die Frage, wie das Grundstück erschlossen werden könnte. Dies seien jedoch alles keine Planungen, sondern „absolute Basisuntersuchungen“.
Schlier: „Starten wirklich bei Null“
Auch Bürgermeister Schlier betont erneut, „dass die Bürgerbeteiligung wirklich bei Null startet“. Man wisse noch nicht, wie viele Baukörper es am Ende geben wird, wie diese aussehen oder wie die Fassade gestaltet werden soll. Dies ändere auch nichts an den besagten Voruntersuchungen, bei denen etwa auch Überlegungen zum Thema Stellplatzvoraussetzung gemacht wurden.
Die Tatsache, dass man diese Dokumente nun auch der Öffentlichkeit zeigt, soll jeden Zweifel ausräumen und deutlich machen, dass das Projekt wirklich auf einem, wie immer wieder im Stadtrat betont, weißen Blatt Papier beginnt. Ob die AfD-Anträge tatsächlich nochmal zu einem „Umschwenken“ führen könnten, wird sich nun in einer der nächsten Stadtratssitzungen zeige.