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„Familien haben Recht auf Antworten“

Ermittlung gegen Ex-Chefärztin der Geburtsklinik: Romed-Aufsichtsrat Baumann erhebt schwere Vorwürfe

Das Wasserburger Romed-Aufsichtsratsmitglied Josef Baumann fordert Aufklärung, damit die betroffenen Eltern Gewissheit bekommen.
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Das Wasserburger Romed-Aufsichtsratsmitglied Josef Baumann fordert Aufklärung, damit die betroffenen Eltern Gewissheit bekommen.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Traunstein gegen eine Ex-Chefärztin der Geburtsklinik von Romed Wasserburg erschüttern die Region. Es steht der Vorwurf der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung im Raum. Der Wasserburger Romed-Aufsichtsrat Josef Baumann erhebt schwere Vorwürfe.

Wasserburg – „Die Eltern müssen wissen, was schiefgelaufen ist“, sagt Josef Baumann, Aufsichtsratsmitglied der Romed-Kliniken. Der Wasserburger Stadtrat empfindet nach eigenen Angaben sogar „eine gewisse Zufriedenheit, dass die strittigen Fälle jetzt juristisch aufgearbeitet werden. Denn die Familien haben ein Recht auf Antworten.“

Baumann warnt: Kinder möglicherweise für ihr Leben gezeichnet

Er kenne selbst ein Elternpaar, das eine Geburt erlebt hätte, die einen dramatischen Verlauf genommen habe, so Baumann. Wenn Kinder Schaden genommen hätten, seien sie möglicherweise für ihr Leben gezeichnet. Es gehe auch darum, finanzielle Ansprüche geltend zu machen. „Ich habe einem Vater gesagt: Unternimm alles, damit dein Kind dir später nicht vorwerfen kann, nicht genügend getan zu haben.“

Josef Baumann.

Romed-Aufsichtsrat Baumann: erste Hinweise Weihnachten 2022

Baumann betont, dass bereits um Weihnachten 2022 herum erste Hinweise aus dem Personal heraus und von Patientenfamilien zu hören gewesen seien, die auf eventuelle Vorfälle bei Geburten hingewiesen hätten. Auf diese Problematik seien auch Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März und Landrat Otto Lederer, die sich alljährlich im Aufsichtsratsvorsitz beim Romed-Verbund abwechseln, hingewiesen worden.

Der damalige Geschäftsführer des Romed-Verbunds habe daraufhin Aufklärung versprochen und einen externen Gutachter eingeschaltet. Dieser war, so das damals von der Romed-Geschäftsführung mitgeteilte Ergebnis, zu dem Urteil gekommen, es habe „keine Fehlentscheidungen“ gegeben. Baumann sieht die Art der Untersuchung jedoch kritisch: Nicht alle Fälle seien auf den Tisch gekommen, habe er aus gut unterrichteten Kreisen erfahren. Der Romed-Klinik-Verbund verweist über die Pressestelle auf Anfrage der Wasserburger Zeitung und von wasserburg24.de auf das damals mitgeteilte Ergebnis. Auf Fragen nach der Art des Gutachtens, der Vorgehensweise bei der Begutachtung und der Zahl der beurteilten Fälle gibt es keine Antwort.

Zusammenhang mit Entlassung von Christof Maaßen?

Baumann ist nach wie vor überzeugt, dass es zwischen der großen personellen Krise, die die Geburtsklinik von Romed Ende 2022 erreicht hatte und die in einer Kündigungswelle von Ärzten und Pflegekräften gipfelte, und der im April 2023 erfolgten Entlassung des damaligen kaufmännischen Leiters Christof Maaßen einen Zusammenhang gebe. Letzterer Schritt hatte im vergangenen Jahr eine weitere Krise in der Romed-Klinik Wasserburg ausgelöst, weil sich viele Mitarbeitende hinter Maaßen gestellt und für seinen Verbleib sogar eine Unterschriftenaktion organisiert hatten. Vor dem Arbeitsgericht Rosenheim kam es im Januar zu einem Vergleich.

Jetzt sei es an der Zeit, alles bis ins letzte Detail aufzuklären, fordert Baumann. Am wichtigsten sei es jedoch, „dass die betroffenen Eltern zu ihrem Recht kommen“. Sie hätten selbst tätig werden müssen, damit die Angelegenheit juristisch beleuchtet wird. „So können wir das wirklich nicht länger stehen lassen.“ Auch als Aufsichtsratsmitglied fordere er deshalb Aufklärung ein: „Denn ich sitze in dem Gremium nicht drin, um alles nur abzunicken.“

Keine Sorge um Ruf der Romed-Klinik Wasserburg

Baumann geht davon aus, dass der Ruf der Geburtsklinik von Romed durch die Ermittlungen keinen Schaden nimmt. Denn hinter der neuen Chefärztin Anja Britta Stopik habe das Haus seinen hervorragenden Ruf wiedererlangt. Die Geburtszahlen seien sehr gut. Es gebe Mitarbeitende, die ihre Kündigung als Folge der Auseinandersetzungen und Krisen in der Vergangenheit wieder rückgängig gemacht hätten. „Romed Wasserburg hat einen sehr guten Ruf“, sagt Baumann, „ich bin froh, dass es wieder so gut läuft“. Ihm liegt der Erhalt der Klinik, auch vor dem Hintergrund der Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, sehr am Herzen. „Wir brauchen das Haus für die Grundversorgung der Menschen im nördlichen Landkreis“, findet Baumann.

Wasserburgs Zweiter Bürgermeister Werner Gartner: „Ein Schock“

Auch Wasserburgs Zweiter Bürgermeister Werner Gartner sagt in Vertretung des in Urlaub befindlichen Rathauschefs Michael Kölbls, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft würden ihn „sehr betroffen“ machen. „Die neuesten Entwicklungen sind ein großer Schock für mich.“ Er könne inhaltlich zur Thematik nichts sagen, weil er damit nicht befasst sei, nur seiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass nun alles juristisch aufgeklärt werde. „Ich hoffe außerdem, dass unsere Klinik nicht Schaden nimmt von Dingen aus der Vergangenheit, bei denen wir derzeit noch nicht wissen, was dran ist.“ Romed sei in Wasserburg auf einem sehr guten Weg, dank des gemeinsamen Neubaus mit dem kbo-Inn-Salzach-Klinikums. Auch die gynäkologische Abteilung mit Geburtshilfe leiste sehr gute Arbeit, so Gartner.

Erste Reaktionen aus Rosenheim: „Es muss auf den Tisch, wer wann was gewusst hat.“

Der SPD-Fraktionsvorsitzenden in Rosenheim, Abuzar Erdogan, betont in einer Presseerklärung: „Für mich als Juristen ist wichtig zu betonen, dass bis zu einer etwaigen Verurteilung die uneingeschränkte Unschuldsvermutung gilt. Mit Blick auf die Aufklärung des Tatvorwurfs gilt den Ermittlungsbehörden und dem Rechtsstaat mein absolutes Vertrauen.“ Er fordere vom Aufsichtsrat, insbesondere von den beiden Vorsitzenden, dem Oberbürgermeister Andreas März und dem Landrat Otto Lederer, uneingeschränkte Mitwirkung bei der Aufklärung. „Es muss auf den Tisch, wer wann was gewusst hat.“

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