Von Thailand nach Wasserburg
Sie ließ sich nicht unterkriegen: Ratchaneewan Laforsch feiert 20 Jahre „Asia-Laden“ in Wasserburg
Neue Sprache, neue Kultur, neues Leben: Vor über 20 Jahren kam Ratchaneewan Laforsch aus Thailand nach Wasserburg. Eine Geschichte über einen schwierigen Neuanfang in einem fremden Land, den Weg in die Selbstständigkeit mit ihrem Asia-Markt und das Erfolgsrezept der Thailänderin.
Wasserburg – Seit vielen Jahren gibt es ihn bereits, er ist in Wasserburg ein Geheimtipp: der Asia-Laden mit Gastro in der Färbergasse. Zwischen 12 und 14 Uhr ist dort von Dienstag bis Samstag oft großer Ansturm. „Schüler, Lehrer, Mitarbeiter von vielen Unternehmen, darunter Angestellte der Firma Meggle und der Arztpraxen im Umkreis“, zählt Inhaberin Ratchaneewan Laforsch (48) auf. „Ich habe viele Stammgäste“, freut sie sich. Und das seit vielen Jahren – denn heuer feiert der „Siam-Markt“ sein 20-jähriges Bestehen.
Der Liebe wegen nach Deutschland gezogen
Die 48-jährige Thailänderin ist vor 22 Jahren der Liebe wegen nach Deutschland gezogen, erzählt sie. Ihren Ehemann habe sie über eine Bekannte kennengelernt. Nach zunächst längerem Kontakt über das Internet kam der Münchner sie dann persönlich in ihrem Heimatland besuchen. Drei Jahre Fernbeziehung später und nachdem Laforsch ihr Studium beendet hatte, entschied sie sich dazu, 2003 nach Deutschland zu ihrem Partner zu ziehen, berichtet sie. Die Heimatstadt ihres Mannes, München, sei beiden zu groß gewesen, weswegen sie direkt in das „schöne, kleine Wasserburg“ gezogen seien.
Noch im selben Jahr ergab sich für Laforsch die Möglichkeit, einen schon bestehenden Asia-Markt in der Altstadt zu übernehmen. Laforsch wagte den Schritt und übernahm das Geschäft. „Der Anfang war sehr schwierig für mich: neue Sprache, neue Kultur, einfach ein ganz neues Leben“, erinnert sich die 48-Jährige noch gut. „Ich hatte keine Erfahrung in dem Bereich und habe kein Wort Deutsch verstanden“, erzählt sie. In ihrem eigenen Laden habe sie zu Beginn aber Unterstützung durch einen Freund bekommen und sei „immer mehr“ in der Kleinstadt angekommen. „Ich liebe Wasserburg“, sagt sie heute, 22 Jahre später.
Straßenverkauf weckt Traum vom eigenen Lokal
Bei der Veranstaltung „Wasserburg leuchtet“ hat Laforsch dann vor 20 Jahren zum ersten Mal zusammen mit ihrer Freundin Wanwanat Edlbergmeier asiatische Gerichte angeboten. „Wir merkten, dass unser Essen wirklich sehr gut ankam und eine große Nachfrage an thailändischer Küche bei den Wasserburgern besteht“, erzählt Laforsch.
So entstand die Idee eines größeren Asia-Ladens mit eigener Küche, in dem sie täglich selbstgemachte Gerichte anbieten können. Um diese zu verwirklichen, besuchten Laforsch und Edlbergmeier zuerst einen Deutschkurs und machten sich anschließend auf die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. Es bot sich ihnen die Chance, den „Siam-Markt“ in der Färbergasse, nicht weit entfernt von dem alten Geschäft, zu übernehmen. Dort sind die beiden bis heute geblieben.
Während Edlbergmeier die Gerichte kocht, kümmert sich Laforsch um alle anderen anstehenden Aufgaben hinter der Theke. Und das Konzept kommt an, wie die langen Schlangen rund um die Mittagszeit beweisen. „Es ist jeden Tag sehr stressig“, sagt sie und lächelt dabei – ein gutes Zeichen in der Gastronomie.
Die größte Herausforderung in den vergangenen 20 Jahren sei neben der Anfangszeit die Phase gewesen, als ihre zwei Kinder noch klein waren. „Ich musste viel planen und organisieren, um das Lokal und sämtliche Termine unter einen Hut zu bekommen“, erinnert sich die zweifache Mutter. Heute wohnt die Familie in Reitmehring und der Ältere der beiden 10- und 18-jährigen Söhne hilft samstags tatkräftig im Lokal, erzählt sie stolz.
Auch wenn sich Laforsch in Wasserburg sehr wohlfühle, vermisse sie nach wie vor ihre alte Heimat Thailand und vor allem ihre Familie, berichtet sie. „Wenn möglich, fliege ich einmal im Jahr dorthin“, erklärt sie. Auch Edlbergmeier besucht ihr Heimatland regelmäßig, dann muss Laforsch auch mal selbst kochen. „Das überlasse ich sonst lieber meiner Kollegin“, stellt sie lachend fest.
Alles soll so bleiben, wie es ist
Damit ihnen die Möglichkeit bleibt, regelmäßig ihre Familien in Thailand zu besuchen, kommt für Laforsch nicht in Frage, dass sie ihren Imbiss einmal in ein Restaurant umwandelt, berichtet sie. „Das wäre mir zu viel Arbeit, dann müsste ich auch immer vor Ort sein“, sagt sie. Deswegen ist es der Wunsch der Reitmehringerin, dass alles, was sie sich mühevoll in den vergangenen 20 Jahren aufgebaut hat, „so bleibt, wie es ist“, betont sie. „Mein Asia-Laden ist mir sehr wichtig, ich erinnere mich noch gut, wie wir alles neu eingerichtet haben. So soll es auch bleiben“, meint die Besitzerin zufrieden.

