Gasthaus Maier in Taufkirchen geht neue Wege
Vom Wirtshaus zum Bioland-Standort Gallenbach – was ein goldener Regenwurm bei Häußlers macht
„Gallenbach“ ist jetzt eine Marke: Bioland hat Claudia und Hilarius Häußler aus Taufkirchen mit dem „Goldenen Regenwurm“ für ihr öko-soziales Engagement ausgezeichnet.
Taufkirchen – „Wir haben das Haus in die Neuzeit katapultiert“, sagen Hilarius Häußler und seine Frau Claudia vom ehemaligen Gasthaus Maier, das heute Biohof Gallenbach heißt. Statt der typischen Dorfwirtschaft, in die man einst einkehrte, gibt es nach einer umfangreichen Renovierung ein neues Konzept: Events, Seminare, Workshops, Kurse und geschlossene Gesellschaften auf Anfrage.
Feiern und Wissen verbinden
„Wir verbinden Feiern mit Wissen“, erklärt Bio-Bauer Hilarius Häußler, der sich auf den Anbau von Urgetreide wie Emmer, Einkorn und Dinkel spezialisiert hat und Kräuterpädagoge ist. Seine Frau Claudia hat sich mit ihrer Leidenschaft für traditionelles Backen und Kochen weit um eine Fan-Gemeinschaft erarbeitet. Damit haben die beiden den ehemaligen Gasthof zu einer ökologisch-sozialen Begegnungsstätte ausgebaut und wurden jetzt von Bioland mit dem „Goldenen Regenwurm“ ausgezeichnet. Und Gallenbach ist nun einer von vier Bioland-Seminar-Standorten in Bayern.
Der Verband Bioland Bayern hat im Dezember 2024 ein Bildungswerk gegründet und „möchte Wissen nicht nur vermitteln, sondern auch erlebbar machen“, wie Lucia Gruber aus dem Vorstand vom Bioland-Bildungswerk erklärt. Martin Hermle ist Geschäftsführer des Bildungswerkes und sieht Bildung als Schlüssel. „So können wir ökologischen Landbau tiefer in der Gesellschaft verankern.“
Ziel sei es, neue Netzwerke zu knüpfen und Kitas, Schulen, Familien und Jugendliche ab 15 Jahren anzusprechen. „Wir wollen moderne und neue Bildungsformate mit Erlebnispädagogik und Bildung am Bauernhof“, sagt Thomas Lang, Landesvorsitzender von Bioland Bayern.
Und das alles gibt es in Gallenbach, Taufkirchen. „Claudia und Hilarius Häußler zeigen mit ihrem Biolandhof Gallenbach, dass Landwirtschaft mehr sein kann als nur Nahrungsmittelproduktion. Sie leben eine Vision, in der Ökologie, soziale Verantwortung und Gemeinschaft miteinander verschmelzen“, lobte Josef Braun, Mitglied im Landesvorstand von Bioland Bayern, bei der Preisverleihung in Kloster Plankstetten.
„Mit ihrer Leidenschaft für Urgetreide, ihrem Engagement in der Bioland-Tagwerkgruppe Dorfen und ihrer beeindruckenden Bildungsarbeit für Jung und Alt schaffen sie einen einzigartigen Ort. Ihr Hof ist ein Begegnungsraum, ein Lernort und eine Quelle der Inspiration. Ihre Leidenschaft, ökologische Landwirtschaft mit pädagogischen Ideen zu verbinden, verdient höchste Anerkennung“, so Braun in seiner Laudatio.
Die Häußlers verfolgen ihre Vision
„Dieser Preis ist eine große Ehre für uns und bestätigt unseren Weg“, sagt Hilarius Häußler. „Uns freut es, dass wir für die Menschen ein öko-sozialer Treffpunkt sind“, so der 50-Jährige. „Unsere Arbeit hört nicht bei der Bewirtschaftung der Felder auf. Unsere Vision für Gallenbach ist es, einen Ort zu schaffen, an dem Landwirtschaft, Bildung und soziales Engagement Hand in Hand gehen“, so Häußler.
Von Brotbackkursen mit Urgetreide, Koch-Events, Kräuterwanderungen, Bio-Frühstück für Geburtstagsgesellschaften, Hochzeiten oder Firmenveranstaltungen wie Fortbildung kombiniert mit Teambuilding – in Gallenbach schnüren die Häußlers das passende Paket.
Ihr Anliegen ist es, Menschen für gesunde Lebensweise und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. So zeigt Claudia Häußler in ihren Kursen, wie man Hausmittel herstellt oder Brot mit Urgetreide backt. Der nächste Kurs ist am 26. Mai.
Mit dem „Goldenen Regenwurm“ und der Listung als eines von vier Bioland-Bildungszentren in Bayern sehen die Häußlers positiv in die Zukunft. „Wir wollen jetzt mit Vollgas in die zweite Lebenshälfte“, sagt Hilarius und lächelt. Er ist 50, seine Frau Claudia wird 50. Seit 2011 bewirtschaften die beiden den Hof in Gallenbach mit ökologischem Landbau und geben ihr Wissen weiter, etwa in Kursen.
Der Abschied von der klassischen Gastronomie, die das zum Hof gehörende Gasthaus Maier zuletzt verkörperte, war für sie der richtige Schritt. Die ehemalige Tafernwirtschaft, die laut Häußlers seit dem 16. Jahrhundert bestand, wurde umfangreich saniert und modernisiert und mit einem neuen Konzept ausgestattet.
Die Gaststube hat eine Verjüngungskur bekommen, helle Hölzer sind verbaut und sorgen für eine freundliche Atmosphäre. Die alten Wirtshaustische und Stühle wurden renoviert. „Hier drin ist alles beweglich, sogar die Schänke steht auf Rädern und kann hinausgeschoben werden“, so Hilarius Häußler. So können die Tische so aufgestellt werden, wie es die jeweilige Veranstaltung gerade erfordert. Ein riesiger Bildschirm auf Rollen gehört auch zum Equipment.
Moderne Küche mit Holzofen
Claudias Küche wurde modernisiert, doch sie kocht nach wie vor auf einem Holzofen. „Bei so einem Event-Konzept habe ich Planungssicherheit, kann gezielt Waren einkaufen und Personal einsetzen. Das ist sehr viel wirtschaftlicher. Und ich kann mich voll auf die Gäste konzentrieren, für die ich koche oder auf meine Kursteilnehmer“, so die Taufkirchnerin. Das erleichtere am Ende auch Abrechnung und Buchhaltung.
Bei Feier-Gesellschaften bauen Claudia und ihr Mann das Büfett an verschiedenen Stationen und in mehreren Räumen auf, sodass die Gäste flanieren können. „Und sie melden uns zurück: Bei euch zu feiern, ist wie bei uns daheim im Wohnzimmer“, freut sich die Hausherrin. Bei den Farm-to-Table-Koch-Events gibt es eine Gartenführung und dann wird gemeinsam mit den Teilnehmern geerntet und ein mehrgängiges Menü gekocht. Hier punktet Hilarius mit Raritäten, die er selbst zieht, etwa seltene Tomatensorten.

