Exklusiv: Neuer Geschäftsführer Jens Brockmann im Interview
Missstände aufgedeckt: So arbeitet die Fachklinik Bruckmühl auf kompletten Neustart hin
Die Fachklinik Bruckmühl hat auf die Anfang August bekannt gewordenen Missstände reagiert und einen neuen Geschäftsführer eingesetzt. Wie Jens Brockmann (50) die Einrichtung zu einem „Top-Standort“ machen will und welche „Rolle“ dem bisherigen Geschäftsführer bleibt.
Bruckmühl – Mit einem neuen Geschäftsführer und einem neuen Reha-Konzept will sich die Fachklinik Bruckmühl, die in den vergangenen Wochen wegen diverser Missstände Schlagzeilen gemacht hatte, für die Zukunft rüsten. Das bestätigte der neue Geschäftsführer Jens Brockmann (50) im Gespräch mit dem OVB. „Wir wollen wieder Vertrauen in der Bevölkerung aufbauen“, so der 50-Jährige, der unter anderem 18 Jahre in der Verwaltung der Stadt Osnabrück gearbeitet hatte und nach eigenen Angaben die Sanierung des dortigen Klinikums begleitet hatte. „Dabei ist mir Transparenz besonders wichtig.“
Mängel laut Gesundheitsamt „weitgehend abgestellt“
Nach einer unangekündigten Begehung durch das Staatliche Gesundheitsamt Rosenheim Anfang August, bei der unter anderem zum Teil erhebliche Missstände bei der Basishygiene, der Dokumentation sowie der Patientenversorgung aufgedeckt worden waren, verhängte die Aufsichtsbehörde einen Aufnahmestopp für die Einrichtung, der zunächst bis 25. August Bestand hatte. Bei einer erneuten Begehung am Freitag, 25. August, bescheinigte das Gesundheitsamt der Einrichtung dann, dass die festgestellten Mängel „weitgehend abgestellt“, die Anforderungen umgesetzt worden seien. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachklinik haben in den vergangenen Wochen in einem großen Kraftakt Strukturen, Prozesse und Ausstattung deutlich verbessert“, teilte ein Behörden-Sprecher mit.
Angaben, ob der Aufnahmestopp damit aufgehoben sei, machte die Behörde am 25. August jedoch nicht. Stattdessen verwies der Sprecher auf eine Pressemitteilung, die seitens der Fachklinik noch am selben Tag veröffentlicht werden sollte, was allerdings nicht geschah. Auf Nachfrage teilte der Behördensprecher daher nun mit, „dass sich die Fachklinik für einen Zeitraum von rund sechs Wochen einen freiwilligen Aufnahmestopp ab Montag, 28. August, auferlegt“ habe, um dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen im Zuge eines Wasserschadens durchzuführen.
Angaben, die der neue Geschäftsführer jetzt gegenüber dem OVB bestätigte und konkretisierte. „Für mich ist ganz klar, dass auf einer laufenden Baustelle keine medizinische Versorgung betrieben wird“, so Brockmann in Hinblick auf die Sanierung, die seit Mitte August im Gange sei. Derzeit würden noch zwei Patienten in der Einrichtung versorgt und betreut, „weil wir die ja nicht ohne adäquate Versorgung entlassen können“. Bis zum Abschluss der Bauarbeiten würde jedoch kein neuer Patient aufgenommen. „Ich gehe davon aus, dass die Arbeiten mindestens zwei Monate dauern werden.“
Neuer Geschäftsführer widerspricht bisheriger Darstellung
Wobei Brockmann allerdings Berichten, der vom Gesundheitsamt ausgesprochene Aufnahmestopp sei aufgrund der entdeckten Mängel verhängt worden, widerspricht. Eine derartige Mängelliste könne zwar, sollten die Vorgaben des Gesundheitsamtes nicht umgesetzt werden, zu harten Konsequenzen wie beispielsweise der Schließung von Stationen führen. Dennoch habe in diesem Fall der Verdacht eines Krankenhauskeims, der sich letztlich aber nicht bestätigt habe, zum Aufnahmestopp geführt. Brockmann: „Das ist ein übliches und vorgeschriebenes Vorgehen.“
Die Zeit der Sanierung will die Fachklinik Bruckmühl nutzen, um „das Reha-Konzept auf den Prüfstand zu stellen und ein neues Konzept zu erarbeiten“. Dazu soll unter anderem einer der führenden Reha-Mediziner Deutschlands – nähere Angaben machte Brockmann nicht – nach Bruckmühl geholt werden. Doch nicht nur das: Für Anfang Oktober plant der neue Geschäftsführer, der als Vertraute seine Assistentin Linda Hammerl (27) mit nach Bruckmühl gebracht hat, einen runden Tisch mit Vertretern verschiedener Unternehmen und Behörden, unter anderem des Gesundheitsamtes sowie von Krankenkassen. Diese sollen in die Entscheidung über die neue Ausrichtung der Klinik eingebunden werden. Des Weiteren ist die Einsetzung eines Beirats im Gespräch, der die Arbeit der Klinik begleiten und überwachen soll.
Professor Dr. Netzer? „Er ist hier weiterhin als Arzt beschäftigt.“
Verhalten äußert sich der 50-Jährige hingegen zum zukünftigen Aufgabengebiet des bisherigen Geschäftsführers Professor Dr. Nikolaus Netzer. Er habe zwar weiterhin die Position eines Geschäftsführers inne, übe „die operative Geschäftsführung aber nicht mehr aus“, wie es Brockmann gegenüber dem OVB formuliert. „Er ist hier weiterhin als Arzt beschäftigt“, so der neue Geschäftsführer weiter. „Derzeit ist er auch noch medizinischer Leiter.“ Die Kommunikation mit ihm sei „sehr gut“. Dessen frühere Aussagen, derartige Mängel, wie in Bruckmühl seitens des Gesundheitsamtes aufgedeckt, seien in vielen Klinik zu finden, könne Brockmann allerdings „nicht bestätigen“.
Zurückschauen auf die vergangenen Wochen will der neue Klinik-Chef nach eigenen Angaben nun aber nur noch, „um die Mängel zu reflektieren“. Sonst sei für ihn einer der wichtigsten Aspekte, die Mitarbeiter in den kommenden Wochen „mitzunehmen und einzubinden“ – beispielsweise durch Fortbildungen in der Zeit, in der kein regulärer Klinikbetrieb herrsche. „Es muss niemand Angst um seinen Job haben“, sagt der neue Geschäftsführer, der betont: „Wichtig ist, dass die Mitarbeiter Spaß haben.“ Denn das merke man schließlich beim Umgang mit den Patienten.
Das übergeordnete Ziel sei letztlich, „so viele Menschen wie möglich wieder mobil zu machen“, zumal er die Fachklinik Bruckmühl in puncto Einrichtung und Ausstattung als „die modernste Einrichtung dieser Art, die ich je gesehen habe“ bezeichnet. Einen ersten Erfolg konnte die Einrichtung nach Angaben von Brockmann bereits verbuchen. Bei einer Überprüfung verschiedener Standards durch die Dekra am Montag (28. August) sei die Qualität der Einrichtung als „wirklich gut“ beurteilt worden. Sein klares Ziel für die Zukunft: „Wir wollen einer der Top-Standorte für die geriatrische Rehabilitation in Deutschland werden.“