Aktuell gilt ein Aufnahmestopp
Rehaklinik Bruckmühl will Mängel beheben – Angehörige äußern Beschwerden
Während die Bruckmühler Fachklinik für Geriatrische Rehabilitation derzeit festgestellte Mängel beheben muss, melden sich nun mehrere Angehörige zu Wort, die pflegerische Missstände beobachtet haben wollen. Wie die Einrichtung darauf reagiert.
Bruckmühl – Mit massiven Vorwürfen sieht sich die Fachklinik für Geriatrische Rehabilitation in Bruckmühl derzeit konfrontiert. Der Redaktion liegen verschiedene Erfahrungsberichte vor, in denen Angehörige von dort behandelten Patienten vermeintliche pflegerische und organisatorische Mängel beklagen.
Fakt ist: Unabhängig davon hat das Gesundheitsamt Rosenheim vergangene Woche einen Aufnahmestopp für die Fachklinik angeordnet. Dieser gilt zunächst mindestens bis zum 25. August. Auslöser war eine Überprüfung der Behörde, bei der „Mängel im Bereich Infektionshygiene, Patientenversorgung und Dokumentation gefunden“ wurden. Inzwischen hat es eine weitere unangekündigte Begehung in Folge einer Patientenbeschwerde gegeben.
Hauptvorwurf einiger Angehöriger, die sich inzwischen gegenüber dem OVB geäußert haben: Aufgrund von Personalmangel würden Leistungen nicht oder nur unzureichend seitens der Klinik erbracht. Außerdem, so behaupten Angehörige, seien teilweise Leistungen dokumentiert worden, die ebenfalls nicht oder nur in geringerem Umfang erbracht worden seien. Anschuldigungen, die Geschäftsführer Professor Dr. Nikolaus Netzer auf Nachfrage zurückweist.
Rehaklinik um Transparenz bemüht
Um Transparenz bemüht, schildert Netzer gegenüber den OVB-Heimatzeitungen zunächst die Kontrollen in der Bruckmühler Einrichtung. Nachdem das Gesundheitsamt die Klinik bereits vergangene Woche sowie am Dienstag, 8. August, mit mehreren Personen, darunter auch Mitarbeiter des MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) und der Regierung von Oberbayern, besucht hatte, sei einen Tag später „nochmals eine Begehung in Übereinstimmung mit dem Gesundheitsamt von uns mit der Klinikhygieneärztin Dr. Hoch initiiert“ worden, so Netzer.
Bei allen drei Begehungen seien keine Mängel der Patientenversorgung bei den Patienten selbst festgestellt worden. „Es wurden alle anwesenden Patienten untersucht“, so der Geschäftsführer. Ein Pflegepersonalmangel, wie er seitens einiger Angehöriger beklagt wurde, sei zu keinem Zeitpunkt, auch nicht bei früheren Abnahmen und Begehungen, attestiert worden. Das Gesundheitsamt habe die Empfehlung ausgesprochen, die Fachkraftquote zu erhöhen, insbesondere auch um Defizite in der Dokumentation in der hybriden Patientenakte auszugleichen. „Das hat nichts mit der Basispflege am Patienten zu tun, die auch von Pflegehelfern ausgeübt werden kann“, betont Netzer gegenüber dem OVB.
Landratsamt attestiert richtige „Schritte“
Eine Sprecherin des Landratsamtes Rosenheim hatte indes auf Anfrage mitgeteilt, dass Mängel in der Basishygiene, in der Patientendokumentation und in der Patientenversorgung festgestellt worden seien. Allerdings habe die Klinikleitung „bereits ernsthafte Schritte unternommen, die bestehenden Mängel zu beseitigen und die Anordnungen des Gesundheitsamts umzusetzen“, erklärt das Landratsamt. Dazu passt eine Erhöhung der Fachkraftquote in der Bruckmühler Fachklinik, die laut Netzer schon in den letzten Wochen umgesetzt und und vom Gesundheitsamt registriert wurde. Netzer bedauert generell: „Unter dem Mangel an examinierten Pflegekräften leidet das gesamte Gesundheitswesen in Deutschland, jede Klinik und jedes Pflegeheim, und daran wird sich auch so schnell nichts ändern.“
Die festgestellten Mängel bezögen sich in puncto Hygiene auf die Lagerung von Medizinprodukten – verursacht durch den Wegfall von Räumlichkeiten in Folge des schweren Wasserschadens im Neubau Ende April und auf eine nicht zufriedenstellende Dokumentation in den Patientenakten und Pflegeberichten, stellt Netzer klar. „Eine vom Gesundheitsamt untersuchte Einzelbeschwerde zu mangelnder Pflege, vor allem zu geringe Duschfrequenz, bestätigte sich in dieser Form nicht.“ Zudem habe man die Rückmeldung erhalten, dass es zwischen Freitag und Dienstag bereits eine deutliche Verbesserung in der hygienischen Lagerung und Dokumentation gegeben habe. Grundsätzlich, so Netzer, unterliege die Klinik einem Qualitätsmanagement, welches jährlich von der Dekra auditiert werde.
Worüber sich Angehörige beschwerten
Ungeachtet dessen wurden an die Redaktion diverse Beschwerden von Menschen herangetragen, deren Angehörige zur Behandlung in der Rehaklinik waren und deren Reha sie aufgrund von vermeintlichen Missständen teilweise sogar frühzeitig abgebrochen hätten. Eine Kritik: Die Patienten hätten sehr lange in ihren Zimmern auf Pflegepersonal warten müssen, nachdem sie über den Rufknopf Hilfe angefordert hätten. Dabei war teils von über 30 Minuten die Rede. „Die Antwortzeit der Pflegekräfte bis zur Beantwortung des Rufs im Zimmer wird aufgezeichnet und beträgt nicht mehr als sieben Minuten“, entgegnet Netzer diesem Vorwurf. Das sei Standard in Gesundheitseinrichtungen.
Neben Kritik an der Klinik-Kommunikation, insbesondere mit Angehörigen, beschwerten sich diese auch teilweise über mangelnde Hilfe bei der Körperpflege. Den Vorwurf, eine Patientin sei mehrere Wochen lang nicht geduscht worden, kann Netzer jedoch nicht nachvollziehen. „Patienten erhalten täglich Hilfe beim Waschen. Einmal pro Woche werden die Patienten geduscht, auf Nachfrage auch häufiger“, so der Geschäftsführer. Dies werde auch dokumentiert. Zudem seien alle Duschen barrierefrei, sodass rollatorfähige oder rollstuhlfähige Patienten auch alleine zum Duschen gelangen könnten. Es komme auch vor, dass Patienten selbst das Duschen mit Pflegepersonal verweigern, etwa weil ihnen der Zeitpunkt nicht passt oder aus Schamgründen, wenn die Pflegekraft nicht das gleiche Geschlecht oder die gleiche Nationalität hat.
„Wir haben ein ausgeprägtes Beschwerdemanagement“
Ohne die Freigabe der ärztlichen Schweigepflicht kann sich Geschäftsführer Netzer indes nicht zu personenbezogenen Vorwürfen äußern. Grundsätzlich sagt er: „Wir haben ein ausgeprägtes Beschwerdemanagement und sind verpflichtet, jede bei uns ankommende Beschwerde von Angehörigen oder Patienten schriftlich zu beantworten.“ Alternativ, wenn Angehörige oder Patienten sich an die Ombudsfrau wenden, führe diese gegebenenfalls auch anonymisiert Protokoll und leite die Beschwerdepunkte an die Klinik weiter.
Generell zeigt sich Netzer verwundert über manche Beschwerdeführer, die sich jetzt an die Presse wenden, „ohne uns oder die Ombudsfrau zu kontaktieren oder je schriftlich uns oder die Krankenkassen kontaktiert zu haben“. Dem steht etwa eine Aussage von Angehörigen gegenüber, die auf ihre Beschwerde laut eigener Aussage keine Rückmeldung erhalten hätten. Das wiederum kann sich Netzer nicht vorstellen, wie er gegenüber dem OVB versicherte.
