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Infektionshygiene und Patientenversorgung betroffen

Gesundheitsamt stellt „Mängel“ fest: Aufnahmestopp in Geriatrischer Fachklinik Bruckmühl

Die Fachklinik für Geriatrische Rehabilitation in Bruckmühl nahm im Dezember 2021 ihren Betrieb auf. Sie ist von den aktuellen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München II in der geriatrischen Rehaklinik in Lenggries nicht betroffen.
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Die Fachklinik für Geriatrische Rehabilitation in Bruckmühl nahm im Dezember 2021 ihren Betrieb auf. Sie ist von den aktuellen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München II in der geriatrischen Rehaklinik in Lenggries nicht betroffen.

Nachdem bereits Kritik von Angehörigen aufgekommen war, hat nun das Gesundheitsamt die Aufnahme von Patienten in der Bruckmühler Fachklinik vorerst gestoppt. Was das für die Einrichtung bedeutet, und welche Mängel zu der Maßnahme führten.

Bruckmühl – Das Gesundheitsamt Rosenheim hat einen Aufnahmestopp für die Fachklinik für Geriatrische Rehabilitation in Bruckmühl angeordnet. Auf OVB-Nachfrage bestätigte das eine Sprecherin des Rosenheimer Landratsamtes am Dienstagnachmittag (8. August). Der Aufnahmestopp gilt zunächst mindestens bis zum 25. August.

Bei einer Überprüfung am vergangenen Freitag (4. August) unter Beteiligung des Gesundheitsamtes Rosenheim und der Regierung von Oberbayern „wurden Mängel im Bereich Infektionshygiene, Patientenversorgung und Dokumentation gefunden“, erklärt die Sprecherin. Diese Mängel seien mit der Klinikleitung ausführlich besprochen worden. Der Klinik wurden zudem Auflagen erteilt, so das Landratsamt. Nach Abschluss des Aufnahmestopps soll eine erneute Begutachtung durch das Gesundheitsamt stattfinden. Sollte dann eine Freigabe durch die Behörde erteilt werden, könne mit der Patientenaufnahme wieder begonnen werden, erklärt die Sprecherin.

Wie sind die Mängel zu erklären?

Auf OVB-Nachfrage bestätigte auch Geschäftsführer Professor Dr. Nikolaus Netzer den Aufnahmestopp, der seit Beginn dieser Woche gelte. Er verwies auf die am kommenden Montag beginnende Sanierung eines großen Wasserschadens (entstanden in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai). Dieser sei durch eine Fehlinstallation der Frischwasserversorgung entstanden. „Im Zuge einer Begehung des Gesundheitsamtes wurde auch in Zusammenhang mit dem Wasserschaden stehende, durch Verlust an Räumlichkeiten verursachte, nicht mit den Hygienevorgaben für medizinische Verbrauchsmaterialien in Übereinstimmung befindliche Lagerung kritisiert“, teilt Netzer mit. Dem komme man in den nächsten 14 Tagen nach.

„Verbesserungswürdig war für das Gesundheitsamt auch die Übersichtlichkeit der pflegerischen und medizinischen Dokumentation in Hinsicht auf die hybride digitale und analoge Aktenführung“, führt der Geschäftsführer weiter aus. Dies sei leider eine Nebenwirkung der im Gesundheitswesen geforderten Digitalisierung, die das Personal noch teilweise überfordert. „Hier werden wir in den nächsten zweieinhalb Wochen die Zeit nutzen, um unser Personal besonders zu schulen“, so Netzer. Die mobile geriatrische Rehabilitation ist von der Maßnahme nicht betroffen.

Bislang kein Zusammenhang mit Reha-Fachklinik Lenggries

Bereits vergangene Woche hatte das OVB über die geriatrische Reha-Fachklinik Lenggries im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen berichtet. Diese muss auf Anordnung des zuständigen Landratsamtes in Bad Tölz zum 31. August schließen. Schon seit Mai ermittelt dort die Kripo Weilheim unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft München II wegen des Verdachts der vorsätzlichen Körperverletzung aufgrund pflegerischer Missstände. Betreiber der Klinik in Lenggries ist die Gesundheitsbetriebe Isarwinkel GmbH, der jetzt die Erlaubnis zum Betrieb einer Privatkrankenanstalt entzogen wurde.

Prof. Dr. Nikolaus Netzer ist laut eigenen Angaben Minderheitsgesellschafter (30 Prozent) einer Holding, deren Töchter die unterschiedlichen Betreiber-GmbH der Kliniken in Lenggries, Bruckmühl und der Mogere sind. Eine Alleinverantwortlichkeit für beide Kliniken habe Netzer deshalb in keinster Weise. Mehrheitsgesellschafter beziehungsweise Hauptinhaber der Holding und ihrer Töchter sei eine große holländisch-deutsche, milliardenschwere Investmentgesellschaft, so Netzer. Er selbst sei seit genau drei Jahren nur ein ganz normaler Angestellter und kein Einzelbetreiber.

Angehöriger spricht von „Skandal“

Netzer stellte bereits vergangene Woche gegenüber dem OVB klar, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Lenggries keinerlei Einfluss auf die Klinik in Bruckmühl haben. „Es sind zwei unterschiedliche Unternehmen.“ Dass die Bruckmühler Fachklinik nicht Gegenstand des geführten Ermittlungsverfahrens ist, bestätigte auch die Staatsanwaltschaft.

Doch auch vor Bekanntgabe des durch das Gesundheitsamt angeordneten Aufnahmestopps kam Kritik an der Bruckmühler Einrichtung auf. So hatten etwa Angehörige einer Patientin Missstände beklagt und mittlerweile sogar Anzeige erstattet. Der Sohn einer 79-jährigen Patientin sprach von einem „Skandal“ und nannte beispielsweise immense Unterbesetzung des Pflegepersonals.

„Engmaschige, unangekündigte Begehungen“

Das Gesundheitsamt führt die infektionshygienische Überwachung der medizinischen und pflegerischen Einrichtungen in Stadt und Landkreis Rosenheim durch. Auch die Geriatrische Fachklinik Bruckmühl unterliegt der Überwachung durch das Gesundheitsamt. „Seit der Eröffnung finden engmaschige, unangekündigte Begehungen statt“, sagt die Sprecherin des Landratsamtes. Diese Überprüfung sei unangekündigt durch ärztliche Mitarbeiter sowie Pflegefachkräfte erfolgt. Geprüft wurde die Situation in der Klinik in Bezug auf Infektionshygiene, baulich-funktionellen Zustand, personell-organisatorische Inhalte und mit besonderem Fokus auch die pflegerische und ärztliche Versorgung der Patientinnen und Patienten.

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