Erweiterung des Landkreis-Müllhofs in Raubling
35 Millionen Euro für die Müllabfuhr - aber warum gibt es Krach ums Dach?
Teilweise 70 Jahre sind mittlerweile die Gebäude in Raubling alt, in denen die Müllabfuhr des Landkreises Rosenheim untergebracht ist. Rund 35 Millionen Euro nimmt der Kreis in den nächsten drei bis vier Jahren in die Hand, um den Müll-Bauhof zu sanieren und zu erweitern. Das sind die Gründe, warum ein gut 80 Meter langes Dach auf Skepsis stößt.
Raubling - Bereits im Dezember 2016 hatte der Kreisausschuss der Maßnahme im Grundsatz zugestimmt. Dass sie erst gut sieben Jahre später in Angriff genommen werden kann, liegt an der Tatsache, dass es als Voraussetzung hierfür eines neuen Bebauungsplanes für das Gebiet bedurfte.
Der alte stammt aus dem Jahr 1981. Er bezog sich auf ein Mischgebiet, das durch Zuzug in der Umgebung mittlerweile den Charakter eines Wohngebiets aufweist. Die Landkreisverwaltung begründete die Notwendigkeit eines neuen Bebauungsplans vor allem auch mit „Konflikten hinsichtlich des Immissionsschutzes“ in den vergangenen 40 Jahren.
Als der Raublinger Gemeinderat im März 2021 mit der Verabschiedung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes „Gewerbegebiet Oberer Tännelbach“ einen gesicherten rechtlichen Rahmen für die Baumaßnahme geschaffen hatte, konnte der Landkreis mit deren Vorbereitung beginnen. Mit dem jetzt einstimmig gefassten Beschluss des Kreisausschusses, der sich vor der Abstimmung vor Ort ein Bild von dem Areal gemacht hatte, kann nun die Umsetzungsphase starten.
Genehmigungsverfahren wird eingeleitet
Das Gremium gab damit nicht nur grünes Licht für die vorliegende Planung des beauftragten Architekturbüros Farthofer aus Freilassing. Mit dem Votum verbunden ist auch der Auftrag an die Verwaltung, das Baugenehmigungsverfahren einzuleiten.
Neben dem Neubau einer Schlosserei und zwei kleineren Gebäuden, die als Lager- beziehungsweise Garagenhalle dienen, ist die Errichtung eines zentralen Hauptgebäudes Kernstück der Planung. Es ist 82 Meter lang, 26 Meter breit und acht Meter hoch. Hinzu kommt ein sogenannter „Laternenaufbau“ mit zwölf Metern Höhe, der von den Außenwänden zurückgesetzt ist.
200 Quadratmeter großer Schulungsraum
Im Hauptgebäude sind neben der Verwaltung und einer Werkstatt mit Kranbahn auch Waschhallen sowie ein rund 200 Quadratmeter großer Schulungsraum für die derzeit 90 Mitarbeiter untergebracht. „Wir haben uns gefragt, ob wir den eigenen Schulungsraum wirklich brauchen. Die notwendigen Weiterbildungen für die Beschäftigten machen diese Investition allerdings notwendig“, sagte Landrat Otto Lederer (CSU). Details dazu hatte dem Gremium zuvor Guido Hötzl, der Leiter des Müll-Bauhofs, erläutert.
„Ich würde an dieser Stelle privat niemals ein Flachdach errichten“, eröffnete der Landtagsabgeordnete Sebastian Friesinger (CSU) die Wortmeldungen aus den Reihen der Skeptiker, denen die geplante Bedachung des Hauptgebäudes missfiel. Sie hatten vor allem Bedenken, dass das Dach relativ schnell Schäden aufweisen könnte.
Architekt Ulrich Farthofer und einer seiner Mitarbeiter verwiesen jedoch auf die Notwendigkeit dieser Lösung, die auch mit den örtlichen Gegebenheiten zu tun habe. Die Planung umfasse ein rund 15.000 Quadratmeter großes Gelände, das großteils versiegelt sei. Man müsse sich auch auf kurzzeitige Starkregen-Ereignisse einstellen und den Abfluss des Oberflächenwassers für solche Szenarien gewährleisten.
Gerade weil die Versickerung vor Ort nicht zuletzt wegen des hohen Grundwasserspiegels stark eingeschränkt sei und verhindert werden müsse, dass der durch das Gelände fließende Tännelbach über die Ufer trete, biete sich ein begrüntes Flachdach als eine gute Möglichkeit an, Regenwasser eine gewisse Zeit zurückzuhalten.
Es ist Wahnsinn, wie viel Wasser wir bei einer Gebäudelänge von über 80 Metern zurückhalten müssen.
Während die vom Architekturbüro vorgeschlagene Lösung für den Raublinger Bürgermeister Olaf Kalsperger (CSU) „alternativlos“ ist, äußerte auch Sepp Hofer (Freie Wähler) Bedenken. „Ein Retentionsdach kostet viel Geld. Es ist Wahnsinn, wie viel Wasser wir bei einer Gebäudelänge von über 80 Metern zurückhalten müssen.“
Hofer bezweifelt auch, dass ein Flachdach und die auf ihm geplante Photovoltaikanlage - sie schlägt mit Kosten von rund 1,2 Millionen Euro zu Buche - starken Stürmen standhalten könnten. „Das haut es uns weg“, befürchtete er und plädierte für ein Satteldach. Das Architekturbüro solle nochmals darüber nachdenken, „wie wir die Wassermassen ebenerdig wegbringen“.
„Wir müssen schon auch beachten, dass wir nicht das ganze Regenwasser in den Tännelbach leiten können“, hielt Martin Rodemers, im Landratsamt unter anderem für den Hochbau zuständig, den Kritikern des Flachdachs entgegen.
Ich bin voll dafür, dass das so gemacht wird.
„Ich bin voll dafür, dass das so gemacht wird“, unterstützte CSU-Fraktionssprecher Felix Schwaller die vorliegende Planung. „Ich denke, das ist alles gut überlegt und passt so“, vertraute auch Dieter Kannengießer, Fraktionssprecher der Parteiunabhängigen/ÜWG, den Fachleuten.
Letztlich brachten auch die Kritiker dieses Vertrauen bei der Abstimmung zum Ausdruck. Dass das Votum auch die Errichtung der Photovoltaikanlage beinhaltete, erachtete der Landrat als ein besonders wichtiges Zeichen. „Ich denke, da hat der Landkreis auch ein Stück weit Vorbildfunktion.“