Landrat Jubiläumsgast an seiner Aiblinger Schule
Schafkopfrunden und Faszination Astrophysik: Otto Lederer und seine Zeit am Gymnasium
Zu den prominenten „Ehemaligen“ des Gymnasiums Bad Aibling gehört auch Landrat Otto Lederer. Im Vorfeld der Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum blickt er im Interview auf seine Schulzeit zurück und verrät, welche Rolle das Schafkopfen, Astrophysik und Lehrerpersönlichkeiten dabei spielten.
Bad Aibling – Vor 34 Jahren hat er dort Abitur gemacht. In seiner Funktion als Landrat war er in den vergangenen Jahren immer wieder zu Besuch. Am kommenden Dienstag wird Otto Lederer zum Festakt anlässlich des 50-jährigen Bestehens am Gymnasium Bad Aibling einer der Redner sein. Im Interview mit dem Mangfall-Boten blickt der 53-jährige Ostermünchner auf seine Zeit an der Schule und deren Bedeutung heute.
Herr Lederer, „50 Jahre Gymnasium Bad Aibling“ – und auch Sie waren live dabei in den Jahren von 1981 bis 1990. Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an Ihre Schulzeit dort zurückdenken?
Otto Lederer: Im Grunde genommen bin ich eigentlich ganz gerne zur Schule gegangen, entsprechend sind es meistens die positiven Erinnerungen, die mir durch den Kopf gehen. Gerade im Rückblick kommt ja auch immer ein wenig nostalgische Verklärung dazu. Dennoch wird deutlich, was die eigene Schulzeit wirklich ausgemacht hat. Es waren die Begegnungen mit besonderen Menschen: prägende Lehrer-Persönlichkeiten, Schulkameraden, die zu lebenslangen Freunden werden, legendäre Klassenfahrten oder die schnelle Tischtennis-Runde vor dem ersten Gong.
Können Sie sich noch an Ihren ersten Schultag am Gymnasium erinnern - waren Sie sehr aufgeregt, hatten Sie „familiären Beistand“ oder war noch ein Kind aus ihrem Ort an Ihrer Seite?
Lederer: Natürlich war ich sehr gespannt auf die neue Schule, die Lehrer und meine Mitschüler. Familiären Beistand hatte ich nicht und in meiner Klasse war ich der Einzige aus meinem Ort. Aber ich fand schnell viele neue Freunde und habe mich gut eingelebt.
Welches waren Ihre Lieblingsfächer und warum?
Lederer: Meine Begabungen lagen eindeutig im naturwissenschaftlichen Bereich. Nicht umsonst habe ich nach der Schule Lehramt Mathematik und Physik studiert. Das waren auch meine Leistungskurse in der Oberstufe. Die klare Logik der Zahlen lag mir immer näher als der Umgang mit Sprachen. Ich konnte beispielsweise in der Mathematik meist problemlos einen Bezug zum Alltag herstellen, auch in den oberen Klassen. Und die physikalischen Zusammenhänge von den Elementarteilchen bis hin zur Astrophysik ziehen mich heute noch in ihren Bann.
Gibt es ein oder zwei nette Anekdoten aus dieser Zeit, an denen Sie uns teilhaben lassen wollen?
Lederer: Legendär waren unsere Schafkopfrunden vor, zwischen und nach dem Unterricht. Besonders einprägend war unsere Abschlussfahrt mit dem Leistungskurs Physik nach Hamburg. Die Besichtigung des Forschungszentrums DESY mit den dazugehörigen Teilchenbeschleunigern hat mich schwer beeindruckt. Aber auch das Rahmenprogramm mit Hafenrundfahrt, Fischmarktbesuch und sonstigen Hamburger Besonderheiten waren sehr interessant.
War zur Abschlussfeier Ihres Jahrgangs auch der Landrat persönlich gekommen?
Lederer: Damals wurde der Abschluss insgesamt kleiner gefeiert als das heute üblich ist. Politische Prominenz war, soweit ich mich erinnern kann, nicht dabei. Und auch die Ehrung der besten Abiturienten im Landkreis, wie wir sie inzwischen jährlich in Schloss Hartmannsberg begehen, gab es damals so noch nicht.
Wie ist es für Sie, wenn Sie nun in Ihrer Funktion als Landrat immer wieder einmal an die Schule zurückkommen?
Lederer: Interessanterweise ist es immer wieder ein besonderes Gefühl. Obwohl ich als Landrat für den Sachaufwand von 23 Schulen zuständig bin, schwingt beim Betreten der „eigenen“ Schule meist ein nostalgischer Flair mit und man erinnert sich immer wieder an Begebenheiten aus der eigenen Schulzeit.
Wenn Sie heute die drei Worte „Gymnasium Bad Aibling“ hören, was verbinden Sie damit aus Erwachsenen-/beruflicher Sicht?
Lederer: Das Gymnasium hat eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Zu meiner Zeit steckte die Schule fast noch in den Kinderschuhen, beziehungsweise war gerade mal Teenager. Heute mit 50 Jahren hat die Einrichtung einen bewegenden Werdegang vorzuweisen. So war sie mal das größte Gymnasium Bayerns. Was gleichgeblieben ist, ist die positive Stimmung im Haus, das engagierte Miteinander und der große Einsatz der Schulfamilie. Mich begeistert nicht nur, wie Unterricht inzwischen gestaltet wird, sondern auch das breitgefächerte Angebot drumherum. Ich denke hier beispielsweise an musikalische Aufführungen, das Engagement als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ oder die vielfältigen Schüleraustauschprogramme.
Welche Bedeutung messen Sie der Einrichtung für das Mangfalltal und eventuell auch darüber hinaus zu?
Lederer: Das Gymnasium Bad Aibling ist eine tragende Säule der Schullandschaft des gesamten Landkreises. Viele Aktivitäten und Initiativen der Schule haben eine Strahlkraft weit über das Mangfalltal und die Region hinaus. Ich denke hier etwa an das ERASMUS+-Projekt „Colours of Europe“ oder den Start der „Europa-Klasse“ im Schuljahr 2019/2020. Dafür und für das Engagement im Rahmen von ERASMUS+ wurde die Schule als einziges bayerisches Gymnasium mit der Europa-Urkunde der Bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet.
Der Landkreis Rosenheim hat die zukunftsorientierte Entwicklung des Gymnasiums immer stark unterstützt, beispielsweise während des Schulversuchs „Laptopklasse“ in den Jahren 2006 bis 2009 oder bei der Weiterentwicklung zur Seminarschule ab 2012. Jetzt, zum 50. Geburtstag, blicken wir mit Stolz auf das Erreichte und nehmen es gleichzeitig als Ansporn, mit Engagement und innovativen Ideen die positive Entwicklung in Bad Aibling und den anderen Schulen des Landkreises voranzutreiben.
Sie sind auch Redner beim Festakt zum Jubiläum. Ist das für Sie eine Rede wie jede andere oder gehen Sie an diese auf eine besondere Weise heran?
Lederer: Es ist tatsächlich ein besonderes Grußwort für mich. Ich kenne diese Schule aus vier Perspektiven – Schüler, Lehrer, Schülervater und Sachaufwandsträger. So einen 360-Grad-Blick haben wahrscheinlich nur die wenigsten auf ihre eigene Schule. All das in wenigen Minuten Redezeit miteinander zu verbinden wird eine große Herausforderung werden.

