Tier-Drama in Schechen – Junge Frau verletzt
Tod von Kuschel-Hündchen „Ricky“: Amtsgericht Rosenheim entscheidet nach Kampfhund-Attacke
Der Angriff war schnell und brutal: Zwei Kampfhunde verletzten 2022 in Schechen eine junge Frau und zerfetzten ihren Kuschelhund. Nun hat das Amtsgericht Rosenheim sein Urteil gefällt.
Rosenheim/Schechen– Michael Spindler (57) war hinterher erleichtert. „Das war wichtig für uns“, sagte der Schechener nach der Verhandlung vorm Amtsgericht Rosenheim. Es ging um eine Straftat, offiziell. Wegen fahrlässiger Körperverletzung musste sich die Hunde-Nanny Martina P. verantworten, die am 9. März 2022 beim Gassigehen die Kontrolle über zwei Kampfhunde verloren hatte. Michael Spindlers Tochter war dabei am rechten Arm verletzt worden. Das Verfahren gegen Martina P. wurde eingestellt, gegen eine Auflage von 3000 Euro, anrechenbar auf ein noch zu bestimmendes Schmerzensgeld.
Familien-Liebling „Ricky“ wurde förmlich zerfetzt
Für Michael Spindler und seine Tochter (21) war es in der Verhandlung aber noch um weit mehr gegangen: Sie sprachen davon, was ihnen die Kampfhund-Attacke antat. Wie sehr sie heute noch darunter leiden. Und vor allem davon, wie sehr ihnen „Ricky“ fehlt: Der kleine Yorkshire-Terrier wurde bei der Attacke von den beiden Pitbull-Weibchen förmlich zerfetzt.
„Er hat doch gar nichts getan“, hatte Spindler in der Hauptverhandlung über den kleinen Ricky gesagt. „Er war so ein lieber kleiner Kerl, ein Familienmitglied.“ Das erst sechs Monate alte Hündchen habe schon kleine Kunststücke beherrscht. Angeschafft hatte die Familie das putzige Tierchen nicht zuletzt zur Aufmunterung von Tochter Michaela, sozusagen als fröhlichen Begleiter in nicht immer einfachen Phasen des Lebens. Und so schwerer wurde es für sie nach „Rickys“ gewaltsamem Tod.
Der Angriff, plötzlich und brutal
Am Nachmittag des 9. März 2022 gingen Michael Spindler, seine Tochter und „Ricky“ am Hochfeld in Schechen spazieren. Auf einmal hätten sie aggressives Hundegebell registriert, so schilderte es Michael Spindler als Zeuge. Michaela nahm „Ricky“ vorsichtshalber auf den Arm, da tauchten die beiden Kampfhunde auf.
Martina P. verlor die Kontrolle über die Kraftpakete, kaum dass die „Ricky“ erspäht hatten. Das eine Weibchen stürzte sich auf Michaela, riss sie um, während die junge Frau versuchte, „Ricky“ schützend in ihren Armen zu bergen. Das andere Tier riss den Yorkshire-Terrier aus ihren Armen. Michaela, damals 19, erlitt tiefe Bisswunden. Mit stockender Stimme erzählte sie von Taubheit und Schwäche des mittlerweile vernarbten Handgelenks.
Auch die Hunde-Nanny kämpfte mit den Tränen
Auch Hunde-Nanny Martina P. hatte mit Tränen zu kämpfen, ebenso wie Michael Spindler, der seine Schilderung immer wieder unterbrach. Der 57-Jährige sagte auch zu Gunsten der Angeklagten aus. Sie habe Anteil am Schicksal des kleinen Hundes genommen, sich mit einem Präsentkorb entschuldigt, sie habe aber auch schon während des Angriffs versucht, „noch schlimmeren Schaden zu verhindern“.
All das hielten Staatsanwältin und Richter der Angeklagten zugute. Sie muss nun 3000 Euro an die durch den Hundebiss verletzte Michaela zahlen. Noch nicht abgedeckt sind weitere Forderungen, etwa an Schmerzensgeld, für die Therapie von Michaela oder zur Deckung der Kosten der Einäscherung von „Ricky“. Dennoch wirkte auch Martina P. nach der Verhandlung erleichtert.
Noch ein Rattenschwanz an rechtlichen Fragen
Über die zivilrechtlich zu klärenden Kosten wird sich Martina P. eventuell auch mit der eigentlichen Besitzerin der beiden Kampfhunde auseinandersetzen müssen, der Lebensgefährtin eines hochrangigen Hells Angel. Dass die beiden Hunde schon zuvor aufgefallen waren, dass die Gemeinde Schechen deswegen Auflagen erteilt hatte: All das will Martina P. nicht gewusst haben. Für Michael Spindler liegt eine Teilschuld ohnehin bei der Gemeinde. „Was sind Auflagen wert, wenn ich sie nicht kontrolliere“, sagte er nach der Verhandlung dem OVB.

