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Angriffe durch Hunde in Österreich und Mühldorf

Vor elf Jahren von Hund attackiert: Der Mettenheimer Gerhard Bauer leidet bis heute

Ein Kampfhund American Staffordshire hat in Oberösterreich eine Frau getötet. Auch im Landkreis kommt es immer wieder zu Attacken, wie Gerhard Bauer und sein Hund erfahren haben.
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Ein Kampfhund American Staffordshire hat in Oberösterreich eine Frau getötet. Auch im Landkreis kommt es immer wieder zu Attacken von Hunden, wie Gerhard Bauer und seine Ricky erfahren haben.

Ein Kampfhund beißt in Österreich eine Joggerin tot. Einen Tag später verletzt sich in Mühldorf eine ältere Dame, als ein Hund sie anfallen will. Wie lange Opfer unter solchen Attacken leiden, weiß der Mettenheimer Gerhard Bauer. Er erlitt vor elf Jahren schwere Verletzungen.

Mühldorf – Es war wie so oft: Gerhard Bauer geht mit seiner Ricky im Wald spazieren, als der frei laufende Hund eines Jägers auf ihn zustürzt. Er attackiert aber nicht den Mettenheimer. „Er wollte auf meinen Hund und ist von der Seite in mich hineingerauscht.“ Bauer stürzt, verletzt sich schwer. Der Mischling aus Schäfer- und Bernersennenhündin bleibt unversehrt.

Nicht gebissen und trotzdem schwer verletzt

Das Knie ist zertrümmert, das Bein gebrochen. „Er hat aber nicht gebissen“, sagt Bauer, die Folgen sind trotzdem gravierend. Es folgen drei Wochen Krankenhaus, vier Operationen, Reha. Ein Jahr lang war der Mettenheimer außer Gefecht. Elf Jahre ist das jetzt her und der heute 61-Jährige sagt: „Da geht nie ein Ende her.“ Er leidet noch immer körperlich unter dem Angriff. Angst, sagt er, Angst vor Hunden hat er aber noch immer nicht.

Das hat eine ältere Mühldorferin vielleicht noch vor sich, die am Dienstag, 3. Oktober, an der Eisenbahnbrücke über den Innkanal in Mühldorf Nord von einem Hund angefallen wurde. Der Besitzer konnte den Hund laut Polizei zwar festhalten, die Frau stürzte trotzdem und verletzte sich. Wie bei Bauer biss der Hund nicht.

Sieben Angriffe von Hunden auf Menschen in diesem Jahr

Der Vorfall ereignete sich einen Tag, nachdem in Oberösterreich eine Joggerin von einem American Stafford Terrier zu Tode gebissen wurde. Solch schwerwiegende Vorfälle gibt es im Landkreis Mühldorf nicht. Allerdings geraten Tier und Mensch immer wieder aneinander. Von sieben Attacken von Hunden auf Menschen in diesem Jahr spricht Mühldorfs Polizeivize Uwe Schindler. Fünf Angriffe gab es in Mühldorf, je einen in Niedertaufkirchen und in Oberbergkirchen.

In Waldkraiburg und Neumarkt-St. Veit liegt der Anteil der Kampfhunde bei einem Prozent oder höher. In Mühldorf ist ihr Anteil wesentlich geringer.

Die Waldkraiburger Polizei registrierte in ihrem Bereich nach Angaben von Kommissarin Franziska Stangl sechs Anzeigen nach Hundebissen. Dabei sei ein Opfer durch Bisse im Gesicht schwer verletzt worden.

Sogenannte Kampfhunde waren an diesen Angriffen nicht beteiligt, sie sind allerdings im Landkreis auch deutlich in der Minderzahl. In Mühldorf sind derzeit 967 Hunde angemeldet. Darunter ein Kampfhund, eine Mischung aus American Staffordshire-Terrier und American Bulldog. Als der mit seiner Herrin 2021 nach Mühldorf zog, wollte die Stadt die Haltung untersagen, scheiterte aber vor dem Verwaltungsgericht, berichtet Stadtsprecher Werner Kurzlechner. Der Hund sei mit damals neun Jahren schon alt und nicht aggressiv, hieß es von Seiten des Gerichts.

20 Kampfhunde in Neumarkt-St. Veit und Waldkraiburg

In Waldkraiburg gibt es viel mehr Kampfhunde, laut Stadtsprecherin Stephanie Till sind es 17. Auch in Neumarkt-St. Veit leben drei Kampfhunde. Das Problem mit aggressiven Tieren beschränkt sich aber nicht auf Kampfhunde, wie die Stadt Mühldorf zeigt. Dort gilt für vier Hunde Leinenzwang und die Pflicht zu einer ausbruchssicheren Unterbringung. „Bei diesen Tieren handelt es sich nicht um Kampfhunde“, sagt Mühldorfs Stadtsprecher Kurzlechner. Hinzu kommt ein weiterer Fall mit Leinenpflicht, der einen Hund mit Negativzeugnis betrifft – also auch ohne Kampfhundeeigenschaften.

Hundetrainerin: Den Menschen erziehen

Wer mit Sabine Rödig-Brauch spricht, bekommt den Eindruck, dass in erster Linie nicht die Hunde das Problem. „Ich mache Erwachsenenbildung“, scherzt die Hundetrainerin zu Beginn des Gesprächs. Denn wie sich ein Hund entwickelt, liege vor allem am Herrchen oder Frauchen. „Es macht ganz viel die innere Haltung des Hundebesitzers aus.“

Dazu gehöre es auch, den Charakter des Hundes zu erkennen. „Es ist seltsam, wenn man gar keine Anzeichen sieht“, sagt Rödig-Brauch über plötzliche Aggressionsausbrüche. „Es bahnt sich immer etwas an, das muss der Halter erkennen und in eine bestimmte Richtung lenken.“ Der für den Tod der österreichischen Joggerin verantwortliche Kampfhund war nach Aussage seiner Herrin ein ganz braver.

Hundeführerschein – auch auf kommunaler Ebene möglich

Weil das Problem in erster Linie der Mensch ist und nicht das Tier, plädiert Rödig-Brauch für einen verpflichtenden Hundeführerschein, den jeder Hundebesitzer ablegen muss. Und wenn es den schon nicht landes- oder bundesweit gebe, könnten Kommunen ihn einführen, schlägt sie vor. „Wer Sachkenntnis nachweisen kann, muss weniger Hundesteuer bezahlen.“

Mettenheimer leidet bis heute

Für den Mettenheimer Gerhard Bauer sind nicht nur die körperlichen Schäden bis heute spürbar. Er kämpft noch immer regelmäßig mit der Haftpflichtversicherung des Hundehalters. Die erkennt die Folgen der Attacke nur widerwillig an und muss immer wieder mit einem Anwalt konfrontiert werden.

Hundebesitzer geht einfach weiter

Ob die ältere Mühldorferin, die am Montag von einem Hund attackiert worden ist, je Schmerzensgeld erhält, ist noch viel fraglicher. Der Hundebesitzer machte sich samt Hund einfach davon.

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