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Traunsteiner (30) am Landgericht angeklagt

„Unglaubliche Summen“: Prozess um Wucherzinsen und Menschenraub regionaler Hells Angels

Ein 30-jähriges, angebliches Mitglied der „Hells Angels“ soll vor allem im Raum Rosenheim und Waldkraiburg Spielsüchtige erpresst haben.
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Ein 30-jähriges, angebliches Mitglied der „Hells Angels“ soll im Raum Rosenheim und Waldkraiburg Spielsüchtige erpresst haben.

Traunstein/Rosenheim/Waldkraiburg - Die Anklage erinnert an Mafia-Methoden: Zuerst ein Darlehen mit irren „Strafzinsen“, später wechselten dann sogar Autos und ganze Häuser den Besitzer - ein Traunsteiner, angeblich Mitglied der „Hells Angels“, steht vor Gericht. Durch ein „Klima der Angst“ soll er spielsüchtige Männer in Rosenheim und Waldkraiburg übel erpresst haben.

Update, 16.26 Uhr – Wucher, räuberische Erpressung und erpresserischer Menschenraub

„Die Summen klingen unglaublich“, sagt jetzt auch der Ermittlungsführer der Kriminalpolizei im Zeugenstand. Vor allem zwei Männer sind es, die zum Opfer des Angeklagten, ein 30-jähriger Traunsteiner, geworden sein sollen. Heute geht es allein um die „Darlehen“ an einen der beiden.

Im Herbst 2021 habe alles mit den ersten 35.000 Euro angefangen. Der Angeklagte habe erfahren, dass der Opfer spielsüchtig ist und bereits Schulden hat. Dann wurde das Darlehen in Waldkraiburg fixiert. „Und das Geld stamme aus der Club-Kasse der Hells Angels“, nennt der Kripo-Mann auch gleich das Druckmittel, das dem Schuldner genannt worden sein soll.

Die Zinsen: 5000 Euro monatlich. Im November 2021 habe der Geschädigte dann um weitere 25.000 Euro angefragt – und er habe sie bekommen. Aber diesmal für 12.500 Euro Zinsen monatlich. Als die Fristen abliefen, habe es dann noch Strafzinsen in Höhe von 1000 Euro am Tag gesetzt. „Die Summen klingen unglaublich. Und der Angeklagte wusste, dass er sie nie zurückzahlen kann“, so der Kriminalpolizist.

Immer wieder konnte der Geschädigte ordentliche Summen zurückzahlen. Dazu zitierte ihn der Angeklagte laut Kripo-Mann ins Hinterzimmer eines italienischen Restaurants im Rosenheimer Raum: „Das Lokal ist uns als Treffpunkt der Hells Angels schon bekannt.“ Unterm Strich habe der Geschädigte mehr als das Doppelte zurückgezahlt, als er zuvor bekam – und lieh sich dann wieder Geld.

Vor allem „Crowdfunding“ im Bekanntenkreis habe er deshalb getrieben. Und der 30-Jährige auf der Anklagebank habe, zusammen mit einem Komplizen, als „Sicherheit“ immer wieder den Porsche Cayenne des Schuldners einbehalten. Aber auch der war eigentlich noch gar nicht abbezahlt. „Für den Geschädigten war der Porsche jedoch ein wichtiges Prestigeobjekt“, so der Kriminalpolizist.

Kampfhund bei Geldübergabe dabei

Der Kripo-Beamte meint: Der Geschädigte war immer fest davon überzeugt, das Geld zurückzahlen zu können. „Er war an einer Firma beteiligt, die Corona-Tests durchführte.“ Die Firma bekam wohl ordentliche Finanzen von der Kassenärztlichen Vereinigung. „Das ist ja super für die weiteren Ermittlungen“, wurde Vorsitzende Richterin Heike Will hellhörig.

Doch als Druckmittel habe der Angeklagte mit seinem Komplizen nicht nur Wucherzinsen, den Porsche oder die Hells Angels aufgefahren. Man wollte auch angeblich auch an ein Mehrfamilienhaus, das dem Geschädigten gehört. Bei Geldübergaben war seitens der mutmaßlichen Täter auch schon mal ein Kampfhund dabei.

Und dem Mann wurde wohl gedroht: Mit Gewalt gegen ihn („Finger abtrennen“) und seine Familie („mit dem Auto überfahren“). Außerdem könne man ihn in die Türkei verschleppen, habe der Angeklagte und sein Komplize ins Feld geführt. Für den Prozess sind noch über 20 Prozesstage bis in den Dezember terminiert. Der Angeklagte hab sich bisher nicht geäußert. 

Vorgeworfen werden dem Angeklagten besonders schwerer Wucher, räuberische Erpressung und erpresserischer Menschenraub.

Erstmeldung

Die Anklage ist ellenlang und liest sich wie das Drehbuch eines Mafia-Streifens - das aber im Dreieck Rosenheim-Waldkraiburg-Salzburg spielt. Am heutigen Mittwoch (17. Juli) steht ab 14 Uhr wieder ein 30-Jähriger vor dem Landgericht Traunstein. Seit gut einem Jahr sitzt er in Untersuchungshaft, zuletzt wohnte er in Traunstein. Kurz gesagt soll er, zusammen mit einem Bekannten, zwei Spielsüchtige erpresst haben und dabei mit üblen Methoden vorgegangen sein.

Der Angeklagte habe Darlehen im fünfstelligen Bereich mit völlig überhöhten Zinsen vergeben - bis es irgendwann „Verzugszinsen“ in Höhe von 1000 Euro täglich gesetzt habe. Als zusätzliches Druckmittel habe sich der 30-Jährige als Mitglieder der Rocker-Gruppe „Hells Angels“ ausgegeben, mit üblen Körperverletzungen oder einer Verschleppung in die Türkei gedroht. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem „Klima der Angst“.

Der finanzielle Druck sei für die Opfer so groß geworden, dass auch Autos und ein Haus den Besitzer wechselten. In weiterer Folge wurden auch die Familien der Geschädigten finanziell ausgepresst, so die Staatsanwaltschaft. Treffen fanden unter anderem in Rosenheim, Waldkraiburg, Bayerisch Gmain und Salzburg statt. Vorgeworfen werden dem Angeklagten besonders schwerer Wucher, räuberische Erpressung und erpresserischer Menschenraub. Ein Urteil wird erst im Dezember erwartet. (xe)

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