Gemeinde in Angst, Behörden machtlos
Brutale Attacke in Schechen: Kampfhund zerfetzt Yorkshire-Terrier und verbeißt sich dann in junge Frau
Kampfhunde haben in Schechen einen Vater mit seiner Tochter angegriffen. Die Tiere töteten den Yorkshire-Terrier der beiden, auch die Tochter wurde verletzt. Es war nicht die erste Attacke dieser Art in Schechen, doch die Verwaltung ist derzeit machtlos.
Rosenheim – Es ging wohl alles ganz schnell: Am Mittwoch vergangener Woche attackierte, wie jetzt bekannt wurde, ein Kampfhund nahe des Waldkindergartens in Schechen einen Vater mit seiner Tochter. Beide waren mit ihrem Yorkshire-Terrier unterwegs, der diesen Vorfall mit seinem Leben bezahlte.
Nicht nur ein Zwischenfall
Es geht um Kampfhunde in Schechen – und es geht um die Frage, inwiefern deren Halterin diese Tiere weiterhin anvertraut bleiben dürfen. Denn nicht nur einmal ist es in der Gemeinde zu Zwischenfällen gekommen, an denen die Tiere der Frau beteiligt waren. So bestätigt dies auch Schechens Bürgermeister Stefan Adam, dessen Verwaltung spätestens seit Mittwoch vergangener Woche alarmiert sein dürfte.
Es dreht sich um eben jenen Angriff, welchen die Tochter bis heute noch nicht überwunden habe, wie der Vater schildert. Zwei Kampfhunde habe seine Tochter erspäht, einer sei auf sie zugerannt, der andere gefolgt. Abgesehen hatte sie es wohl auf den Yorkshire-Terrier. Die 18-Jährige, berichtet der Vater gegenüber den OVB-Heimatzeitungen, soll den Terrier sofort nach oben gerissen haben. Im Anschluss habe der Kampfhund seine Tochter mit Hund angesprungen, sie habe das Gleichgewicht verloren und sei gestürzt.
Auflagen zu lassen
Und die Situation sei weiter eskaliert: Der Kampfhund habe den Yorkshire-Terrier schließlich zerfetzt, der Tochter wiederum soll das Tier in den Arm gebissen haben.
Der Vorfall vom 9. März ist bei der Polizei, aber auch bei der Gemeinde Schechen inzwischen aktenkundig. Für die Gemeinde ist nun endgültig der Zeitpunkt gekommen, die Kampfhunde von deren Halterin zu trennen, wie Schechens Bürgermeister Stefan Adam bestätigt, der von einer gewissen Vorgeschichte berichten kann.
„Wir haben Auflagen erlassen, dass die Hunde nur jemand ausführen darf, der zuverlässig ist“, erklärt der Rathauschef auf Anfrage. Und tatsächlich war es an diesem Mittwoch nicht die Hundehalterin selbst, welche die Kontrolle über ihre Tiere verloren hatte. Stattdessen hatte sie an diesem Tag eine Dritte damit betraut, die Tiere auszuführen. So berichtet es auch der Vater der verletzten 18-Jährigen, der weder seinen noch den Namen seiner Tochter in der Zeitung lesen möchte. Dies auch, weil er juristisch gegen die Hundehalterin vorgeht, wie sein Anwalt Werner Tröger aus Rosenheim bestätigt. Es geht um Schadensersatz und um Schmerzensgeld.
Tochter leidet psychisch
Ein Zentimeter tief sei die Bisswunde gewesen und vier Zentimeter lang, welche der Kampfhund der 18-Jährigen zugefügt haben soll. Neben den körperlichen Schmerzen leide seine Tochter psychisch unter der Attacke, klagt der Vater.
Die Halterin der Hunde ist der Gemeinde Schechen nicht unbekannt.
Schon im März 2020 sei es zu einem ähnlichen Vorfall mit ihren Hunden gekommen, ein Zweiter datiert auf März 2021 in den Akten der Verwaltung. Bis Montag dieser Woche habe man der Frau Gelegenheit gegeben, ihre Tiere freiwillig in „zuverlässige Hände“ abzugeben, schildert Rathauschef Stefan Adam.
Petition im Internet
Ob sie sich wirklich an die Auflagen gehalten hat, ist unklar. Auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen bestritt die Halterin, dass sich der Vorfall in dieser Art ereignet habe. Sie sprach von „Betroffenen, die sich nicht an die Regeln gehalten haben“ und verwies auf ihre Anwältin, mit der sie sich offenbar derzeit gegen die Anordnung der Gemeinde wehrt. Die Anwältin ließ eine Rückrufbitte bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Präsent ist die Hundehalterin mit ihren Tieren auch in den sozialen Medien. Dort wirbt sie für eine Internetpetition, um zu verhindern, dass sie ihre Hunde – sie spricht von „Bully‘s“ – ins Tierheim abgeben muss.
Gemeinde will Hunde entfernen
Aktenkundig bei der Gemeinde sind in diesem Zusammenhang ein Cane-Corso-Mischling sowie ein American Bulldog. Wie Bürgermeister Stefan Adam berichtet, will die Gemeinde die Hunde in jedem Fall von der Halterin trennen. Hier scheiterte die Kommune bislang. „Wir waren vor Ort, um die Hunde in Beschlag zu nehmen, bislang jedoch ohne Erfolg“, berichtet Stefan Adam.
Zuletzt am Dienstag seien Mitarbeiter der Verwaltung vor Ort gewesen, um die Tiere zu entfernen, hätten dort jedoch niemanden angetroffen. Dies spreche jedoch dafür, dass die Halterin ihre Tiere bereits abgegeben habe, zumal auch kein Hundegebell zu hören gewesen sei.
Sollte sich dies als falsch herausstellen, benötige die Gemeinde jedoch noch einen richterlichen Beschluss, um das Grundstück der Halterin notfalls auch ohne deren Einwilligung betreten zu können. Ein Schritt, den die Gemeinde Schechen bereit sei zu gehen, wie Adam versichert.
