Fälle in Eiselfing, Aschau am Inn, Engelsberg
„Es ist unfassbar“: Gift-Tod seines Hundes schockiert Halter und beschäftigt Polizei
Davor haben alle Hundebesitzer Angst: dass ihr Vierbeiner etwas Giftiges frisst und schwer erkrankt oder stirbt. Das ist einem Terrier aus Eiselfing passiert. Ein Drama für den Halter und ein Fall für die Polizei.
Eiselfing/Aschau am Inn/Engelsberg – In Eiselfing ist das passiert, wovor alle Hundebesitzer Angst haben. Ein Vierbeiner hatte beim Spazierengehen einen Giftköder gefressen und ist einen Tag später daran verstorben. Der Vorfall hatte sich laut des Zentralen Einsatzdienstes (ZED) der Bad Aiblinger Polizei bereits am 18. April auf einem Feldweg in der Nähe des Weilers Berg ereignet.
Giftköder führte zu Herzstillstand bei Hund
Für die Halter des Hundes muss das ein Albtraum gewesen sein. „Es ist wirklich unfassbar. Es war sehr hart für uns“, erklärt der Hundebesitzer, der anonym bleiben möchte. Bereits eineinhalb Stunden, nachdem sein Parson Russell Terrier den Köder gefressen hätte, habe das Tier einen Herzstillstand erlitten. „Es ist alles so schnell gegangen“, erklärt der Besitzer.
Wie in der Pressemitteilung des ZED weiter berichtet wird, hat sich der Hund schon etwa 30 Minuten nach dem Fressen mehrfach übergeben, seinen Rücken gekrümmt und ist schließlich kollabiert. Die Besitzer hätten ihn sofort in die Tierklinik gebracht, wo er zunächst erfolgreich reanimiert werden konnte. „Da der Hund jedoch starke Krämpfe bekam, sedierte ihn das Klinikpersonal, um seine Schmerzen zu lindern. Am Abend des Folgetages starb das Tier. „Laut Aussage der behandelnden Tierärzte litt der Hund an inneren Blutungen und zeigte Anzeichen von Nervenschäden“, teilte der ZED mit.
Die Polizei vermutet eine Vergiftung mit dem Insektizid Carbofuran. Dieses Mittel werde teilweise missbräuchlich gegen Raubvögel eingesetzt, indem beispielsweise tote Beutetiere damit präpariert würden. „Carbofuran wird oft als Granulat in blau-violetter oder pinker Farbe verkauft, ist jedoch seit 2008 in Europa als Insektizid verboten“, so der ZED.
Köder lag am Wegesrand
Auch rund vier Wochen nach dem schrecklichen Vorfall ist der Hundebesitzer noch fassungslos. Denn der Köder sei neben am Wegesrand einer bekannten und sehr oft benutzten Gassi-Runde gelegen. „Hier gehen viele Menschen mit ihren Hunden spazieren“, erzählt er. Und das verwendetet Gift sei hochtoxisch und auch für den Menschen gefährlich, warnt der Halter. „Unser Hund hat sich sowohl die Mund- als auch die Darmschleimhaut verätzt. Die Magenhaut hat sich gelöst“, erklärt der Besitzer. „Ich bin immer noch baff. Dieses Gift ist unfassbar stark“, sagt er. Auch als Besitzer müsse man hier vorsichtig sein. „Wenn der Hund ein derartiges Gift im Mund hat, sollte man das nicht mit den bloßen Händen ergreifen und herausholen, sonst bringt man sich gegebenenfalls selbst auch in Gefahr“, sagt der Halter.
Der Zentrale Einsatzdienst ist weiterhin mit der Aufklärung des Falls beschäftigt und sucht nach Zeugen zu der Tat. Die Polizeiinspektion Wasserburg nimmt unter der Telefonnummer 08071/91 77 0 Hinweise entgegen. Die Wasserburger Polizei fungiere hier als Helfer beim Zeugenaufruf, erklärt Dienstellenleiter Markus Steinmaßl. Bearbeitet werde der Fall vom Zentralen Einsatzdienst Bad Aibling, bei dem auch die Diensthundeführer angesiedelt seien, so Wasserburgs Polizeichef.
Staatsanwaltschaft ordnet Analyse an
Der ZED wartet derzeit noch auf die genauen Ergebnisse aus dem Labor, erklärt der zuständige Sachbearbeiter auf Anfrage der Wasserburger Zeitung und von Wasserburg24. In diesem Fall habe die Staatsanwaltschaft die Analyse angeordnet. Das kommt laut dem Sachbearbeiter nicht bei jeder Giftköder-Vermutung vor. Hier bestehe jedoch ein Tatverdacht und auch der Tod des Hundes habe zu dieser Entscheidung geführt. Derzeit würden die Ermittler nur vermuten, dass es sich um das Insektizid Carbofuran handle. Mit diesem Mittel habe die ZED im Zusammenhang mit Hunden bisher nicht zu tun gehabt, erklärt der Sachbearbeiter.
Der Fall in Eiselfing ist nicht der Einzige in der Region. Im März soll ein sieben Jahre alter Berner Sennenhund aus Aschau am Inn vergiftet worden sein. Das vermuten zumindest seine Besitzer. Ihr Hund habe nichts mehr gefressen und kaum noch getrunken, erzählte der Aschauer gegenüber den Waldkraiburger Nachrichten und Innsalzach24. Der Tierarzt habe bei dem Hund eine Blutarmut festgestellt und ihn trotz Medikamenten und Spritzen nicht mehr helfen können. Letztlich mussten sie das Tier einschläfern, so der Besitzer.
Auch in Engelsberg kam es im Februar zu einem vermutlichen Vergiftungsfall. Damals sei eine zehnjährige Golden Retriever Hündin im Bereich Trost/Eiting beim Gassi-Gehen nach einer Semmel geschnappt und diese teilweise gefressen, teilte ein Beamter der Trostberger Polizei mit. Etwa eine halbe Stunde später hat sich laut dem Beamten der Gesundheitszustand rapide verschlechtert, sodass die Hündin trotz tierärztlicher Behandlung eingeschläfert werden musste.
In welch misslicher Lage sich Tier und Mensch in derartigen Fällen befinden, wissen auch Tierärzte aus dem Wasserburger Land. So etwas würde leider immer wieder mal vorkommen, bestätigen die beiden Tieräzte. Bei einem Verdacht auf einen Giftköder sollten Tierbesitzer immer die Polizei einschalten. Ein Tierarzt könne lediglich versuchen, den Hund dazu zu bringen, sich zu übergeben, oder ihn ansonsten in die Tierklinik schicken. Eine genaue Diagnose sei meist äußert schwierig, denn dafür wäre eine Probe des Köders nötig. Oft wüssten die Besitzer gar nicht genau, wo das Tier etwas gefressen haben könnte. Symptome würden sich oft erst später zeigen.
