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Rückblick auf Entscheidung und Umstände

Genug Leistung? Zu viel Spritverbrauch? 1985 kam das erste Katalysator-Auto zur Stadt Rosenheim

Links: Der Artikel zum Kauf eines Katalysator-Autos vom 31. Januar 1985. Rechts: Der Beitrag über die Aktion mit einem BMW mit Katalysator vom 1. Februar 1985.
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Links: Der Artikel zum Kauf eines Katalysator-Autos vom 31. Januar 1985. Rechts: Der Beitrag über die Aktion mit einem BMW mit Katalysator vom 1. Februar 1985.

Würden sie überhaupt genügend Leistung haben? Und was ist mit dem Spritverbrauch? Vor 40 Jahren stellte man sich noch diese Fragen, als Anfang des Jahres 1985 die Stadt Rosenheim ihre ersten Dienstfahrzeuge mit Katalysator anschaffte. Wir zeichnen die Hintergründe für diese Entscheidung an Hand von Berichten aus dem Zeitungsarchiv nach.

Rosenheim - „‘Ich bin so frei‘, steht auf der Windschutzscheibe des neuesten städtischen Fahrzeugs, einem VW Passat. Bleifrei fährt er, der neue Wagen, den Oberbürgermeister Dr. Stöcker gestern im Bauhof von der Firma Kriechbaum in Empfang nahm. Dieses Fahrzeug ist nicht nur für die Stadtverwaltung das erste Katalysator-Auto, es war auch für die Firma Kriechbaum das erste ausgelieferte ‚reinrassige‘ Katalysator-Auto“, setzt ein Artikel im OVB am 31. Januar 1985 an, „Während sich viele Käufer für den ‚Huckepack-Katalysator‘ interessieren — so kann entweder bleifrei oder bleihaltig getankt werden — wird beim eigentlichen Katalysatorauto mehr Zurückhaltung gezeigt. Das liege, so Ludwig Kriechbaum, einfach an dem noch zu weitmaschigen Tankstellennetz mit bleifreiem Benzin.“

Alle Blicke ins Zeitungsarchiv auf der Themenseite:

Alle bisher erschienen Artikel aus der jeden Samstag erscheinenden Reihe „In alten Zeitungsbänden gestöbert“, aber auch diverse zusätzliche Artikel über spektakuläre Kriminalfälle, bekannte Persönlichkeiten der jüngeren Zeitgeschichte sowie andere bedeutende Ereignisse, nacherzählt an Hand von alten Zeitungsartikeln findet Ihr ab sofort auf dieser Themenseite.

Der Stadtrat hatte bereits eine Weile zuvor beschlossen, dass künftig alle städtischen Neufahrzeuge mit Katalysator ausgerüstet sein müssen. „Damit will die Stadt in puncto Umweltfreundlichkeit mit gutem Beispiel vorangehen. Der neue Passat wird vor allem dem Hauptamt zur Verfügung stehen. Außerdem soll damit das Essen für die städtischen Bediensteten vom Krankenhaus zum Rathaus transportiert werden. Verkäufer Erich Schimmel machte beim anschließenden Weißwurstessen noch auf einen wichtigen Kostenfaktor aufmerksam: Sieben Jahre lang muss für das neue Katalysatorauto keine Steuer bezahlt werden.“

Genug Leistung? Zu viel Spritverbrauch? 1985 kam das erste Katalysator-Auto zur Stadt Rosenheim

Ein kleiner Zeitsprung zurück, 19. September 1984, Titelthema: „Ab 1989 kein Neuwagen mehr ohne Katalysator“. Der Verkauf von Neuwagen ohne Abgasentgiftung wurde in der Bundesrepublik vom 1. Januar 1989 an verboten. „Die Bonner Regierungskoalition einigte sich gestern auf diesen Termin. Die Koalitionsrunde beschloss weiter, dass Autos mit einem Hubraum über zwei Litern bereits ab 1. Januar 1988 die amerikanischen Abgaswerte einhalten müssen. Wer jedoch früher auf ein Katalysator-Auto umsteigt, kann nach Angaben aus Regierungskreisen bereits ab 1. Juli 1985 bis zu 3000 Mark Kfz-Steuersparen“, heißt es in dem Bericht.

„Bereits 1976 fuhren in Kalifornien die ersten Autos mit einem geregelten Drei-Wege-Katalysator. Auch in Japan und im restlichen Amerika wurden daraufhin strenge Gesetze zur Reduzierung der Autoabgase erlassen. In Deutschland dauerte es länger, doch heute sind Katalysatoren auch hierzulande eine Selbstverständlichkeit – zum Wohle von Natur und Mensch“, blickt der Bund Naturschutz in einem Artikel zu der Gesetzesmaßnahme zurück, die als „Politisches Lehrstück vom Feinsten“ bezeichnet wird, „Entgegen der massiven Warnungen von Seiten der Wirtschaft brachte die Umstellung keine Probleme. Weder kam es zu Horrorpreisen für den Kat, noch zu einem nennenswerten Mehrverbrauch von Benzin. Im Zusammenhang mit den Vorschriften zur Luftreinhaltung für die Industrie konnten sich die Wälder erholen. Bei den Menschen war zudem ein signifikanter Rückgang der sehr problematischen Bleiwerte im Blut nachzuweisen.“

In Rosenheim unterdessen konnte gleich am Tag darauf die Aktion eines weiteren Autohauses vermeldet werden: „Für eineinhalb Wochen stellt das Autohaus Ludwig Wiedmann dem Rosenheimer Oberbürgermeister Dr. Stöcker einen BMW 735 für Dienstfahrten zur Verfügung. Nachdem sich die Stadt Rosenheim mit ihrer bleifreien Tankstelle als Vorreiter gezeigt hat, soll der Oberbürgermeister auch selber feststellen können, wie es sich mit einem Katalysatorauto fährt. Immer wieder heißt es, ein solches Auto sei nicht so leistungsfähig wie ein Normalwagen und verbrauche auch mehr Benzin. Dr. Stöcker soll sich nun vom Gegenteil überzeugen können. Gleichzeitig werden die Dienststellenleiter der Stadtverwaltung Gelegenheit haben, einen BMW 525 eta zu fahren, ebenfalls mit Katalysator.“ Man kann vermuten, dass dies als Reaktion auf den Zeitungsbericht geschah. (hs)

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