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Volksmusiker aus dem Kreis Rosenheim

1985 die erste Kassette, 1990 mit Heino vor 150.000 in der DDR: Max Zankl - Eine Jodlerkarriere

Links: Zeitungsausschnitte zur DDR-Tournee Zankls 1990. Rechts: Max Zankl im Jahr 2025 und 40 Jahre zuvor, 1985.
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Links: Zeitungsausschnitte zur DDR-Tournee Zankls 1990. Rechts: Max Zankl im Jahr 2025 und 40 Jahre zuvor, 1985.

Anfang Februar jährt es sich zum 40. Mal, dass Max Zankl aus Schechen seine erste Musikkassette herausbrachte. Im Gespräch mit ihm und mit ein paar Beiträgen aus dem OVB-Zeitungsarchiv blicken wir auf zwei markante Punkte seiner Karriere zurück.

Rosenheim - „Max Zankl aus Germering, einem Ortsteil von Schechen, führt ein Doppelleben: Tagsüber ist er Futtermittelkaufmann, in der Freizeit ist der 41-Jährige der ‚Jodlerbua‘, und so ist auch der Titel seiner ersten Musikkassette ‚I bin a Jodlerbua‘, die heute, Freitag, 20 Uhr, am ‚Vagabundenball‘ beim ‚Wirt von Dred‘ vorgestellt wird“, berichtet das OVB am 8. Februar 1985. Der Bericht resümiert dann seine bisherige Karriere: Entdeckt wurde er von Ludwig Schmid-Wildy, der ihm Anfang der 70er Jahre Auftritte im Münchner ‚Platzl‘ vermittelte. Schmid-Wildy, den manche vielleicht vor allem für seinen Aufritt in zwei Folgen von „Meister Eder und sein Pumuckl“ kennen, war ein beliebter Münchner Schauspieler. Zankl wurde dann Jodler der „König Ludwigs-Musikanten“ des Klarinettisten Henry Arland, der als Heinz Mühlbauer die Priener Musikschule leitete und ging mit ihnen auf Reisen. Diese führten ihn sogar bis nach Teheran führten. Er war auch in der „Bayerischen Hitparade“ der ARD und den „Lustigen Musikanten“ des ZDF zu sehen.

Alle Blicke ins Zeitungsarchiv auf der Themenseite:

Alle bisher erschienen Artikel aus der jeden Samstag erscheinenden Reihe „In alten Zeitungsbänden gestöbert“, aber auch diverse zusätzliche Artikel über spektakuläre Kriminalfälle, bekannte Persönlichkeiten der jüngeren Zeitgeschichte sowie andere bedeutende Ereignisse, nacherzählt an Hand von alten Zeitungsartikeln findet Ihr ab sofort auf dieser Themenseite.

Der „Jodlerkönig“ Franzi Lang sei Zankls Vorbild. „Der, so erzählt Zankl nebenbei, meinte einmal anläßlich eines gemeinsamen Auftritts, so nah wie Zankl sei ihm noch kein anderer Kehlkopf-Künstler gekommen. ‚I hob hoit beim schnellen Jodeln den richtigen Sound drauf‘, erklärt Zankl dieses Urteil“, heißt es weiterhin in jenem Bericht. 40 Jahre später treffen wir Zankl im „Café am Esbaum“ in Rosenheim. Während um uns herum geschäftiger Betrieb herrscht, blickt er mit uns auf die Anfänge seiner Musikerkarriere zurück: „Meine Mutter brachte eines Tages eine Schellack-Platte von Lang nach Hause“, erinnert er sich im Gespräch, „Ich habe dann angefangen, das nachzusingen. Schulkameraden, die mir dabei einmal zugehört haben meinten, ich sollte das doch professionell machen und so kam eins zum anderen.“ Auf dem Foto aus dem Februar 1985 hat er noch nicht seinen markanten Schnauzbart. „Der Ludwig Schmid-Wildy hat mich einmal gefragt, ob ich in einem Film mitspielen will. Die Bedingung dafür war aber, dass ich mir einen Bart wachsen lasse. So kam ich zu meinem Markenzeichen.“

1985 die erste Kassette, 1990 vor 150.000 Menschen in Dresden: Max Zankl - Eine Jodlerkarriere - Volksmusiker aus dem Kreis Rosenheim

Fünf Jahre nach jenem Bericht über Zankls erste Kassette hat das OVB am 3. März 1990 dann zu vermelden: „Max Zankl, Organisator des Bayerischen Musikanten-Stadels und als Jodler-Maxi bekannt, ist gerade wieder einmal dabei, seinen Lastwagen für die nächste Tournee zu packen. Diesmal steht allerdings etwas Besonderes auf dem Programm: Max ist der Erste, der mit seinem bayerischen Programm in die DDR startet“, heißt es, „Mit dabei sind neben dem Meisterjodler das Oberkrainer Ensemble Marela, Lydia Huber aus Bernau; Christian Neudert, der ‚Peter Alexander der DDR‘, und noch ein Duo aus der DDR werden den Musikantenstadel unterstützen. Als besonderen Knüller hat Max Zankl allerdings Heino engagiert. Heino, in den Kreisen von Freunden volkstümlicher Musik geschätzt und seit seinem Enzian-Rap sogar bei der Jugend etabliert, hatte zu Zeiten des SED-Regimes in der DDR absolutes Auftrittsverbot. Das Volk sollte seine Heimatlieder nicht zu hören bekommen.“

„Begonnen hatte die Tournee, wie alles, das gut gehen soll, mit einem groben Missgeschick: An lastwagenweise Ausrüstung hatte Max Zankl gedacht, hatte für den guten Ton sogar noch eine 80 000-Mark-Anlage geleast — nur der Koffer mit den Mikros stand schön in Zankls Garage in Großkarolinenfeld. Und selbst wenn der Max mit dem Jodeln und die anderen aus seinem Musikstadl mit ihren geschulten Stimmen und guten Instrumenten nicht zu überhören wären — bei Hallen mit 3 000 Zuhörern wird’s ohne Mikrophone einfach problematisch“, eröffnet dann ein weiterer Artikel am 24. März, „Schließlich konnte per Autotelefon ein Spezi aus Rosenheim alarmiert werden, der mit dem wichtigen Koffer im Eiltempo ins 450 Kilometer entfernte Suhl in die DDR brauste. Er traf rechtzeitig ein, und der Auftakt zu Maxis Bayrischem Musikstadl konnte über die Bühne gehen“, schreibt Sabine Fleindl damals.

Inzwischen ruhiger geworden, aber nicht traurig darüber

„Damit hieß es „Start frei“ für zwölf Konzerte, die nach Suhl noch in Erfurt, Halle, Frankfurt an der Oder, Görlitz, Berlin, Schwerin, Chemnitz und Magdeburg auf dem Programm stehen sollten. Jubelten hier schon rund 30.000 den Liedern von den Bergen, der Freundschaft und der Freiheit zu, übertraf das Finale in Dresden noch einmal alle bayerischen Erwartungen: 100.000 bis 150.000 („Bei solchen Mengen wird das Schätzen schwer; wir rechnen vier Mann pro Quadratmeter — und der Platz ist voll!“, hatte Tournee-Gesamtmanager Roland Poser festgestellt) hielten auf dem Marktplatz unter der Kreuzkirche bei winterlichen Temperaturen fast bis Mitternacht aus“, so der Artikel weiter und schließt: „Sie waren gekommen, um die SAT1-Wahlparty zu verfolgen, die sie - und gleichzeitig Millionen von Fernsehzuschauern - über die Wahlauszählung auf dem Laufenden hielt und um den Musikstadl zu erleben, für den Max Zankl noch ein besonderes Zugpferd engagiert hatte: Heino. Es wurden alle Rahmen gesprengt.“ Die erwähnte „Wahlparty“ war für die Volkskammerwahl 1990 am 18. März 1990, die 10. und letzte Wahl zur Volkskammer der DDR.

Wie erwähnt war es nicht sein erster Auslandsauftritt und es sollte auch nicht sein letzter sein. Im Gegenteil: „Damals gab es ja einen regelrechten Volksmusik-Boom“, schwärmt Zankl, „Und auch einiges an Interesse an Auftritten in anderen Ländern. Beispielsweise haben wir dann bei der Eröffnung des ersten Paulaner-Restaurants in China gespielt.“ Bis vor kurzem sei er dort 30 Jahre lang auch immer wieder aufgetreten. „Nur derzeit wird es damit erst einmal nichts auf Grund der aktuellen wirtschaftlichen Lage dort.“ Auch in die USA zog es ihn immer wieder. „Da wiederum sind wir gerade in Gesprächen, dass es vielleicht demnächst noch einmal dorthin geht.“ Alles in allem sei es aber, vor allem im Vergleich zu den Hochzeiten seiner Karriere, ruhiger geworden. „Damals waren wir teilweise im Jahr 150 bis 180 Mal auf der Bühne. Manchmal sogar 210. Aber ich bin auch nicht traurig, dass es nun gemütlicher geworden ist.“ (hs)

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