GWG Wasserburg baut
„Das ist es!“ Warum das Genossenschafts-Wohnen in Amerang eine Lösung gegen Wohnungsnot ist
Wohnen und mehr: Das genossenschaftliche Konzept der GWG Wasserburg eG verknüpft im Ameranger Ortsteil Kammer generationenübergreifendes Wohnen und Arbeiten. Einblicke in ein innovatives Projekt. So bewerten es die ersten Mieter.
Amerang – Die Idee, dauerhaft preiswerten und zeitgemäßen Wohnraum zu schaffen, ist nicht neu –aber immer wieder gut. Rund 1700 Mitglieder und Mieter der Gemeinnützigen Wohnungsbau Genossenschaft Wasserburg (GWG eG) genießen genau diese Vorteile in rund 1500 Wohnungen und vier Gewerbeeinheiten.
Aktuell wird mit dem Bau von vier Reihenhäusern mit je etwa 135 Quadratmetern, 29 Wohnungen mit 45 bis 160 Quadratmetern Wohnfläche, zwei Gewerbeeinheiten und 33 Tiefgaragenstellplätzen ein neues genossenschaftliches Wohnprojekt im Baugebiet Kammer in Amerang fertiggestellt. Die drei ortsbildprägenden Baukörper in KfW-55 Niveau, die unter dem Titel „Generationen-Wohnen“, „Wohnen in Gemeinschaft“ sowie „Wohnen & Arbeiten“ die Architektur mit den in der Region vorherrschenden geradlinigen Formen landwirtschaftlicher Gebäude aufnehmen, sind ein echter Hingucker, finden viele Ameranger.
GWG Wasserburg investiert 17 Millionen Euro
Die einfache Holzfassade aus naturbelassenen Lärchenholz fügt sich ins Landschaftsbild ein. Mit PV-Anlage, Glasfaseranschluss, Fernwärmeversorgung und Aufzug seien die Wohnungen am Puls der Zeit und barrierefrei, so die Bauherrin. Die Gesamtbaukosten belaufen sich laut GWG-Angaben auf rund 17 Millionen Euro. Auf eine strenge Abgrenzung zwischen den Bauten sei bewusst verzichtet worden. Stattdessen laden die offen gestalteten Außenanlagen und ein kleiner öffentlicher Dorfplatz zum Miteinander der Bewohner und zum gemeinsamen Spielen der Kinder ein.
„Das Projekt hat für die Gemeinde große Bedeutung“, hebt Bürgermeister Konrad Linner (GLA) hervor. In Kammer werde ein neuer Ortsteil mit mehrgeschossigem Wohnungsbau sowie Einzel- und Doppelhäusern und einem verträglichen Mix aus Wohnen und Gewerbe entwickelt. Ziel sei ein lebendig gestalteter Lebensort, der ein attraktives Umfeld für die Bewohner schaffe. Eine Pension mit Café soll den Dorfkern abrunden.
Wohnraum für alle Altersstrukturen
„Wir sind froh, dass wir mit der GWG Wasserburg einen Partner gefunden haben, der gemeinnützig, nachhaltig und langfristig dringend benötigten Wohnraum für Mieter unterschiedlicher Alters- und Gesellschaftsstrukturen schafft“, freut sich der Bürgermeister. Mit dem bisherigen Ergebnis sei er sehr zufrieden. Aus diesem Grund würde er sich generell mehr staatliche Förderung für genossenschaftliches Bauen wünschen. „In Zeiten steigender Mieten und Immobilienpreisen sind Wohnungsbaugenossenschaften attraktiver denn je, denn wir haben keine Gewinnmaximierung und damit moderate Mietpreise zum Ziel,“ bestätigt der geschäftsführende Vorstand der GWG Wasserburg eG, Martin Hintermayr.
Genossenschaften würden sich selbst vermarkten und könnten nicht einfach von einem kapitalmarktorientierten Investor übernommen werden. Das schaffe Sicherheit. Das Angebot der Gemeinde Amerang, im Baugebiet Kammer ein genossenschaftliches Wohnprojekt umzusetzen, sei aufgrund des bereits vorhandenen städtebaulichen Konzepts eine interessante Aufgabe gewesen, so die GWG. Ursprünglich sei geplant gewesen, die vier Reihenhäuser und das Gewerbe im kleineren Gebäude „Wohnen in Gemeinschaft“ im Einheimischen-Modell zu verkaufen. Aufgrund der erheblichen Baukostensteigerungen und des starken Zinsanstiegs seit Beginn des Ukraine-Kriegs sei dieser Plan geändert worden. „Alle Einheiten bleiben nun im Bestand der GWG und damit langfristig als Mietwohnungen auf dem Markt“ sichert Hintermayr von der GWG zu.
Wohnen und Gewerbe gemischt
Simone Angerer findet, dass das ein gutes Gefühl ist. Die 45-Jährige hat mit ihren beiden Kindern das erste Reihenhaus im kürzlich fertiggestellten Trackt „Wohnen in Gemeinschaft“ bezogen. „Das ist es“!, habe sie sich schon bei der ersten Besichtigung gedacht, denn die Bebauung mit der bunten Mischung aus Wohnen und Gewerbe sei „super“. Eingebettet in die Natur, fühle sich die Familie hier sehr wohl. Besonders auch der Familienhund, schwärmt die gebürtige Amerangerin.
Auch die erste Gewerbeeinheit ist bereits vermietet. Hier hat sich Laura Kaiser mit ihrer ersten eigenen Praxis für Ergotherapie und Neurofeedback den Traum von der Selbstständigkeit erfüllt. „Die barrierefreien Räumlichkeiten und Umgebung passen perfekt.“ On top gebe es Parkplätze direkt vor dem Haus. Die Nachfrage nach Terminen sei gut angelaufen, freut sich die Obingerin. „Das Konzept scheint aufzugehen. Es gibt bisher nur positive Rückmeldungen“, betont Bürgermeister Linner bei der Begrüßung der ersten Mieter.
Die Vermietung erfolgt abschnittsweise je nach Fertigstellung. Beim zweiten Haus „Generationen-Wohnen läuft der Vermietungsprozess derzeit. Für das Haus „Wohnen & Arbeiten“ wird die Vermietung demnächst beginnen, so die GWG und die Gemeinde Amerang.
Wohnen bei der Genossenschaft: So funktioniert`s
Die GWG erklärt das Prozedere: Die Vermietung erfolge ausschließlich an Mitglieder der Wohnungsbaugenossenschaft. Hierzu sei es nötig, spätestens bei Abschluss des Mietvertrags drei Anteile zu je 155 Euro zu zeichnen. Damit sichere man sich ein lebenslanges Wohnrecht. Die Auswahl der Mieter erfolgeanhand verschiedener Vergabekriterien wie beispielsweise Ortsbezug, Entfernung zum Arbeitsplatz, soziale Situation und angemessene Wohnungsgröße. Eine Kündigung erfolge nur nach einem groben Verstoß gegen die Regeln der Wohnungsgenossenschaft. Jedes Mitglied habe die gleichen Rechte und Pflichten, unabhängig von der Höhe der Anteile. Als Gemeinschaftseigentümer könne das Mitglied mitbestimmen, was in der Wohnungsgenossenschaft passiert.
