Pfarrer fehlen, Gebäude verkommen
Gotteshaus verwaist: Ist die evangelischen Kirche Obing noch zu retten?
Keine Gottesdienste, ein etwas ungepflegtes Bild: Befindet sich die evangelische Johanneskirche in Obing in der Auflösung? Über ein Gotteshaus, das wie viele andere in Gefahr ist, engagierte Retter und die Wurzeln eines großen Problems.
Obing – „Wie geht es mit der Obinger Johanneskirche weiter?“ Diese Frage stellen sich derzeit viele Mitglieder der evangelischen Gemeinde vor Ort. Nach dem Abschied von Pfarrerin Julia Offermann und Pfarrer Dietrich Klein wurden hier monatelang keine Gottesdienste mehr gehalten. Mittlerweile wirken auch die Außenanlagen nicht sonderlich gepflegt und irgendwie scheint das Gotteshaus ein wenig verwaist.
Der Eindruck trügt nicht. Die Filialkirche im Evangelisch-Lutherischen Pfarrverband Amerang-Eggstätt-Halfing-Höslwang-Obing-Pittenhart-Söchtenau ist, salopp formuliert, schon länger außer Betrieb. Ihre Zukunft ist ungewiss. Personalsorgen und hohe Unterhaltskosten sind der Grund dafür. Ein Problem, dass auch andere Pfarrverbände kennen. „Alle Kirchengemeinden in Bayern müssen sich derzeit verstärkt mit der Zukunft ihrer Gebäude beschäftigen,“ sagt Pfarrerin Cordula Zellfelder. Die Wasserburger Pfarrerin hat sich des Themas stellvertretend angenommen, denn die Pfarrerstelle in Bad Endorf ist bislang vakant
Fehlendes Personal
Die Zahl der Pfarrstellen wird laut Zellfelder bis 2035 voraussichtlich um 25 Prozent reduziert werden. Dies geschieht in erster Linie nicht, um Geld zu sparen, sondern weil es schlichtweg weniger Pfarrer und Pfarrerinnen gibt. Wie in allen anderen Bereiche gehen auch in der bayrischen Landeskirche die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand und es kommen viel weniger Geistliche nach. „Wenn im Rahmen der Landesstellenplanung Stellen gekürzt werden, dann geschieht das, weil man nur so eine möglichst gute Versorgung in der Fläche gewährleisten kann“, erklärt die stellvertretende Dekanin. Würde man alle Stellen wie bisher bestehen lassen und abwarten, ob sich jemand bewerbe, dann würde es quasi dem Zufall überlassen, wo weiterhin Pfarrer und Pfarrerinnen ihren Dienst tun. Das sei keine gangbare Lösung.
Laut Cordula Zellfelder hat die evangelische Kirche – wie übrigens auch die katholische Kirche-, deutlich mehr Gebäude, als sie in Zukunft finanzieren kann. Die Gebäudekonzeption der bayrischen evangelisch-lutherischen Landeskirche sehe deshalb vor, dass jede Gemeinde, die mehrere Kirchen hat, festlegen müsse, welche ihre Hauptkirche ist. Für diese gebe es noch im gewissen Rahmen Geld von der Landeskirche, für alle anderen nicht. Diese müssten also von der Gemeinde selbst finanziert werden, so die Pfarrerin.
Großes Engagement beim Bau
Die Kirchengemeinde Bad Endorf ist eine kleine Gemeinde mit knapp über 2000 Mitgliedern, davon ca. 260 in Obing. „Ich weiß von dem großen Engagement, das in den Bau der Johanneskirche gesteckt wurde – und sie ist auch wirklich schön. Aber nach 25 Jahren steht einiges an Renovierung und Instandsetzung an. Außerdem darf der Gruppenraum im ersten Stock nicht genutzt werden, weil es keinen zweiten Fluchtweg gibt“, bedauert Zellfelder. Für Instandsetzung, Renovierung und Fluchtweg kämen da schnell 50.000 bis 60.000 Euro zusammen, Geld, das die Kirchengemeinde Bad Endorf nicht habe.
So, wie es ist, kann es mit der Johanneskirche also nicht bleiben. Das Gebäude und das Grundstück einfach an eine Privatperson zu verkaufen, ist aber auch kein Weg, den der Kirchenvorstand gehen möchte. Daher gibt es jetzt Gespräche mit der Gemeinde Obing. Die Frage ist, ob die Kommune das Gebäude in Erbpacht beispielsweise für die Schulkindbetreuung übernimmt. „Unter Umständen könnte dabei auch eine gelegentliche Nutzung durch die Kirchengemeinde für Gottesdienste und Andachten ermöglicht werden,“ hofft die Pfarrerin.
Einmal im Monat Andacht
In diese Richtung sollen nun die Gespräche weitergehen, aber es gebe noch viel zu klären und zu bedenken und diese Lösung sei alles andere als sicher, betont Zellfelder. Für die nächsten Monate hat sich jedenfalls eine kleine Gruppe von engagierten Kirchenmitgliedern gefunden, die einmal im Monat sonntags in Obing zu einer Andacht einladen und sich um das Außengelände kümmern wollen. Inge und Peter Witt aus Obing gehören dazu. Sie wünschen sich, dass die Obinger evangelische Kirchengemeinde wieder lebendig wird.
Seit Corona habe das Bedürfnis nach Kirche offensichtlich bei vielen Mitgliedern merklich nachgelassen. Der Weggang der beiden Pfarrer und der weitere Ausfall gemeinsamer Gottesdienste und Aktivitäten habe diese Entwicklung noch unterstützt, findet Inge Witt. Auf der anderen Seite sei eine Vereinsamung der Gesellschaft spürbar. Der Erhalt der Kirchengemeinde vor Ort, die mit Gottesdiensten, kulturellen Veranstaltungen oder Gesprächsrunden viel zum gesellschaftlichen Miteinander beitragen könne, sei deshalb wichtig, sagt die engagierte Obingerin.
„Erhalt wäre wünschenswert!
Klar sei aber auch, dass die finanziellen Belange berücksichtigt werden müssten. „Der Erhalt der Johanneskirche wäre für Obing wünschenswert, auch weil sich viele Bürger mit Herzblut beim Bau eingebracht haben. Die künstlerische Ausstattung stammt beispielsweise vom Künstlerehepaar Walther und Lisbeth Wohrizek“, sagt Bürgermeister Sepp Huber (FW) und bestätigt Gespräche mit der Landeskirche über die weitere Zukunft des Obinger Gotteshauses. Wo der Weg hingeht, vermochte auch er nicht zu sagen. Aus Sicht des Bürgermeisters wäre eine weitere Nutzung für kulturelle Veranstaltungen und Gottesdienste grundsätzlich denkbar. Um sich ein Bild machen zu können, habe die Gemeinde die Kostenstrukturen angefordert.

