Sanierung zieht sich bereits über Monate hin
Arbeiten hinter Gittern: Wann verschwindet das Dauer-Gerüst am Bad Aiblinger Rathaus endlich?
Seit sieben Monaten sorgt das Gerüst am Bad Aiblinger Rathaus für Wut, Spekulationen und Diskussionen. Doch jetzt gibt es positive Nachrichten aus dem Rathaus. Wann das Gerüst verschwinden soll – und wie groß der Ärger der Einzelhändler immer noch ist.
Bad Aibling – Zunächst wurde noch viel darüber spekuliert, mittlerweile wird über das Gerüst am Bad Aiblinger Rathaus, das dort seit rund sieben Monaten aufgebaut ist, eher gescherzt: So stellte ein Facebook-Nutzer im „Bürgerforum Bad Aibling“ jüngst die Frage, ob die Firma, die dort an der Fassade arbeite, vielleicht auch am Bau des Berliner Flughafens beteiligt gewesen sei. Doch wer jetzt noch über die langandauernden Renovierungsarbeiten spotten will, muss sich wohl sputen. „Ich gehe davon aus, dass das Gerüst bis Freitag, 28. Juli, abgebaut ist“, sagt Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) auf Anfrage des OVB.
Liefertermin für die neuen Platten war nicht absehbar
Beschädigte Fassadenplatten am 2012 eröffneten neuen Rathaus hatte die Stadt Mitte Dezember 2022 auf den Plan gerufen. Um die Verkehrssicherheit rund um das Bauwerk zu gewährleisten, wurde schließlich das Gerüst aufgebaut. Anschließend sollten die alten Fassadenplatten zur Münchner Straße hin entfernt und durch neue ersetzt werden. Das Problem: Der Liefertermin für die neuen Platten war nicht absehbar, weshalb die Stadt kurzzeitig darüber nachgedacht hatte, die Fassade provisorisch zu verkleiden und das Gerüst ab- und später wieder aufzubauen. Eine Überlegung, die aufgrund des hohen Aufwands aber schnell wieder verworfen wurde.
So kam es, dass das Gerüst monatelang die Rathausfassade „zierte“, ohne dass dort Handwerker im Einsatz waren. Doch seit rund zwei Wochen sind dort hin und wieder Handwerker zu beobachten. „Die Arbeiten haben, wie beabsichtigt, Anfang Juli begonnen“, berichtet Schlier. „Mein Kenntnisstand ist, dass sie Ende dieser Woche abgeschlossen sein sollen, ab Montag, 24. Juli, bereits der Abbau des Gerüstes beginnt.“ Derzeit sind die Handwerker damit beschäftigt, 13 Platten auszutauschen, weitere 27 mit der Unterkonstruktion zu verschrauben.
Vor allem für die Einzelhändler, deren Geschäfte derzeit vom Gerüst verdeckt werden, ist die Aussicht auf eine neue Aussicht eine große Erleichterung. „Wir sehnen es natürlich herbei, dass das Gerüst verschwindet“, sagt Regina Gruber, Inhaberin von „Boxhammer Genuss Pur“, deren Geschäft für Genussmittel, Zeitschriften und Geschenke direkt unter dem Gerüst beheimatet ist. „Die jetzige Situation ist schon sehr belastend.“
Umsatzeinbußen sind für Regina Gruber noch nicht mal das größte Problem
Und zwar gar nicht einmal aufgrund etwaiger Umsatzeinbußen, wie Gruber betont: „Natürlich haben wir gemerkt, dass Laufkundschaft ausgeblieben ist“, sagt die Einzelhändlerin. „Unsere Stammkunden, die den Großteil ausmachen, sind aber weiterhin gekommen.“ Viel schlimmer sei gewesen, rund 30 mal am Tag über das Thema zu sprechen: „Immer wieder habe Leute bei uns nur den Kopf reingesteckt und gefragt, ob auf dem Gerüst auch mal gearbeitet wird“, erzählt Gruber. „Das war manchmal schon anstrengend.“ Zumal die Stimmung bei den Kunden in Hinblick aufs Gerüst, die Großbaustelle am Marienplatz und den Parkplatzmangel in der Innenstadt sowieso schon „sehr angespannt“ sei.
Außerdem habe das Gerüst, zumindest in ihrem Geschäft, auch für Mehraufwand gesorgt, wie Guber verrät: „Das Gerät für die Kartenzahlung funktioniert ja über Mobilfunkempfang“, erzählt die Geschäftsinhaberin. „Seit das Gerüst da ist, müssen wir immer an die Tür gehen, damit der Empfang da ist und die Verbindung hergestellt ist.“
Was sie zusätzlich verärgert habe? Das Verhalten der Stadt. „Am Anfang hatte ich schon das Gefühl, dass wird seitens der Stadt, die unser Vermieter ist, gut informiert worden sind und dort versucht wird, uns entgegenzukommen“, erzählt Gruber. Das habe sich allerdings schlagartig geändert, als zu einem Termin mit Stadtvertretern, bei dem es um eine etwaige Mietminderung während der Sanierungszeit gehen sollte, plötzlich ein von der Stadt engagierter Rechtsanwalt mit am Tisch gesessen habe.
Ärger über das Verhalten der Stadt
„Der hat uns dann erst einmal erklärt, dass uns eigentlich gar nichts zustünde“, berichtet Gruber. „Das hat mich dann schon sehr geärgert und enttäuscht.“ Mit der Mietminderung in Höhe von zehn Prozent, die letztlich vereinbart worden sei, könne sie zwar gut leben. „Dass aber seitens einiger Stadtvertreter immer behauptet wird, dass man uns so entgegengekommen ist, empfinde ich schon als etwas lächerlich.“
In direkter Nachbarschaft zu „Boxhammer Genuss Pur“ befinden sich noch die beiden Modegeschäfte „Raghs“ und „Malusi“. Während die „Malusi“-Inhaberin trotz mehrmaliger Kontaktversuche nicht zu erreichen war, wollte sich die „Raghs“-Inhaberin gegenüber dem OVB nicht zum Gerüst und dessen Auswirkungen auf ihr Geschäft äußern.
Und was wird die Stadt die Sanierung der Fassade inklusive der Mietkosten fürs Gerüst am Ende kosten? Auf diese Frage kann Bürgermeister Schlier noch keine genaue Antwort geben. Sicher sei aber, dass die Kosten weit entfernt von Gerüchten sein werden, die noch vor wenigen Wochen in der Stadt die Runde machten und die der Rathauschef damals bereits als „völlig utopisch“ bezeichnete. So waren damals über Kosten von mehreren 100.000 Euro spekuliert worden. Schliers klare Aussage: „Die Kosten für die komplette Maßnahme inklusive Gerüst werden auf jeden Fall unter 100.000 Euro liegen.“
