Eigentlich sollte alles schon fertig sein
Viel Geld für nichts? Ungenutztes Gerüst an Aiblinger Rathaus heizt Spekulationen an
Seit Mitte Dezember steht das Gerüst vor dem Aiblinger Rathaus, doch von den angekündigten Fassadenarbeiten ist immer noch nichts zu sehen. Neben Spekulationen über bereits aufgelaufene Kosten im sechsstelligen Bereich macht ein weiteres Gerücht die Runde.
Bad Aibling – Die einen sind genervt von der monatelangen Ansicht der eingerüsteten Südseite des Aiblinger Rathauses, Geschäftsleute klagen über Einbußen. Nun wird überdies getuschelt, dass hohe Mietkosten für das Gerüst bezahlt würden, das nun abgebaut werde, ohne dass an der beschädigten Fassade ein Handstrich getan wurde. Es seien gut 100.000 Euro oder mehr, auf denen die Stadt sitzenbleiben werde.
Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) kann darüber nur den Kopf schütteln. „Wo solche Gerüchte immer herkommen, ist mir schleierhaft. Von Mietkosten in dieser Höhe kann überhaupt nicht die Rede sein. Und natürlich werden die Arbeiten durchgeführt. Spätestens Mitte Juli soll alles fertig sein“, erklärt er nach Rücksprache mit der beauftragten Firma.
Beschädigte Fassadenplatten auf der Rathaus-Südseite hatten die Stadt Bad Aibling Mitte Dezember zum Handeln gezwungen. Um jede Möglichkeit einer Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit auszuschließen, wurde damals das Gerüst aufgebaut; in der Folge sollten alle Platten zur Münchner Straße hin entfernt und durch neue ersetzt werden.
Geschäftsinhaber beklagen Einbußen
Dass diese Maßnahmen nicht wie ursprünglich erhofft bis März oder, wie zuletzt angekündigt, bis Ende Mai durchgeführt wurden, stößt vielen in der Stadt sauer auf. Vor allem auch den Betreibern der drei Geschäfte im Erdgeschoss des Rathauses, deren Schaufenster seither vollständig hinter dem Gerüstaufbau verschwunden sind und die dadurch Umsatzeinbußen beklagen.
Ihnen sei man inzwischen bei der Miete entgegengekommen – auf freiwilliger Basis, wie Schlier erklärt. „Wir alle wissen, dass es durch das Gerüst zu Beeinträchtigungen kommt. Dennoch ist das jetzt eingeleitete Vorhaben die weitaus bessere Lösung und zudem die wesentlich günstigere als die ursprüngliche“, erklärt der Rathauschef die Situation.
Das war der ursprüngliche Plan
Ursprünglich sollten die Platten Anfang Januar komplett abmontiert und danach die Fassade provisorisch verkleidet werden. Da laut Stadt nicht absehbar war, bis wann mit der Lieferung der neuen Platten zu rechnen gewesen wäre, sah der Plan vor, das Gerüst Ende März zunächst wieder abzubauen. Es hätte für die spätere Renovierung dann aber ein zweites Mal auf- und wieder abgebaut werden müssen.
Nur 13 Platten müssen ausgetauscht werden
40 Platten hätten dabei ausgetauscht werden sollen. Dass es nun nur 13 sein werden, habe sich zuletzt bei einer Begutachtung durch den Statiker herausgestellt. Bei den Übrigen reiche es aus, diese mit der Unterkonstruktion zu verschrauben. Die Folge: „Die Kosten fallen niedriger und der Aufwand geringer aus.“ Allerdings hieß es zunächst noch „Warten auf das Angebot für die Verschraubungsarbeiten“ und „Warten auf die Plattenlieferung“.
Die Platten seien nun an das Werk geliefert, wo sie noch beschichtet werden. „Mitte Juni sollen die Arbeiten beginnen“, kündigt Schlier an. Ende Juni, spätestens Mitte Juli, soll alles beendet sein und das Gerüst wieder abgebaut werden.
Bürgermeister: „Summe völlig utopisch“
Gerüchte über Kosten von – möglicherweise sogar mehreren – 100.000 Euro allein durch die lange Standzeit des Gerüstes, auf denen die Stadt zudem weitgehend sitzen bleibe, verweist er ins Reich der Fabeln: „Völlig utopisch.“ Abgesehen davon, dass die genauen Kosten der Stadt noch gar nicht vorlägen, man aber bei der Gerüstmiete von einem geringeren fünfstelligen Betrag ausgehe, stehe auch noch gar nicht fest, wer diese sowie die Kosten für Material und Arbeit an der Fassade letztlich begleichen müsse. Denn: Die Stadt habe seit Fertigstellung des Rathauses im Jahr 2012 alle Wartungsintervalle für die Fassade eingehalten und die Mängel zudem innerhalb der zehnjährigen Gewährleistungsfrist angezeigt, so Schlier. Wer hier dann letztlich in der Verantwortung stehe, müsse noch geklärt werden.
Witterung hat starken Einfluss
Die Schäden an der südlichen Fassade, die der Witterung am stärksten ausgesetzt sei, sind laut Verwaltung durch starke UV-Strahlung im Sommer sowie Feuchte und Nässe, die im Winter auch gefriere, entstanden – das Material an der Stirnseite der Platten wurde spröde.
„An der Nordseite hingegen fehlt überhaupt nichts“, hatte Schlier bereits im April betont. Auch die Platten an der Ost- und Westfassade bereiteten keine Sorgen hinsichtlich der Verkehrssicherheit, würden aber noch einmal kontrolliert und gegebenenfalls auch verschraubt. „Dazu ist aber kein Gerüst erforderlich, das geht mit einem Hubsteiger“, hieß es dazu.