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Schaden im sechsstelligen Bereich

Bad Aibling: Rathaus-Fassade nach nur 10 Jahren hinüber - Wie kann das sein?

Die südliche Fassade des Bad Aiblinger Rathauses ist komplett eingerüstet. Dadurch sind die drei dortigen Geschäfte von der Münchner Straße aus nicht mehr zu erkennen. Petra Sigl von Malusi (links), Regina Gruber von Boxhammer Genuss Pur (Mitte) und Beate Resch von Raghs (rechts) verzeichnen dadurch einen spürbaren Kundenrückgang.
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Die südliche Fassade des Bad Aiblinger Rathauses ist komplett eingerüstet. Dadurch sind die drei dortigen Geschäfte von der Münchner Straße aus nicht mehr zu erkennen. Petra Sigl von Malusi (links), Regina Gruber von Boxhammer Genuss Pur (Mitte) und Beate Resch von Raghs (rechts) verzeichnen dadurch einen spürbaren Kundenrückgang.  

Was für ein Ärger: Erst vor zehn Jahren wurde das neue Aiblinger Rathaus feierlich eingeweiht - und jetzt ist die Südfassade so schadhaft, dass sie erneuert werden muss. Die Verstimmung ist nicht nur bei der Stadt groß, sondern auch bei den Inhabern der im Gebäude befindlichen Geschäfte.

Bad Aibling - Es gibt Stimmen, die sagen: „Ich hab‘s ja gleich gewusst“, und andere, die zwar verärgert den Kopf schütteln, aber darauf setzen, dass die Angelegenheit für die Stadt gut ausgeht: Nach nur zehn Jahren ist die Südfassade des Bad Aiblinger Rathauses zur Münchner Straße hin so schadhaft, dass sie laut Bürgermeister Stephan Schlier aus Verkehrssicherungsgründen abmontiert und erneuert werden muss.

Schon 2011 gab es Zweifel am Material

Von Beginn an war die Fassadenverkleidung aus Lärchenholzplatten mit Spezialbeschichtung nicht unumstritten. In der Öffentlichkeit in erster Linie wegen der Optik. Das Material wiederum beschäftigte intensiv den damaligen Stadtrat, in dessen Legislaturperiode (2008 bis 2014) der Rathausneubau unter der Federführung des Büros Behnisch Architekten fertig geplant und errichtet wurde.

Mit seinen Fragen bezüglich der Belastbarkeit, Stabilität und Langlebigkeit habe der Stadtrat damals schon den Finger in die Wunde gelegt, so Schlier. Doch sei bei der Auswahl im Juli 2011 versichert worden, dass das Material selbst stärkeren Unwettern und Hagelschlägen standhalten würde. Man habe die Platten mit einem Hammer bearbeitet. Selbst kräftige Schläge hätten nur kleine Dellen hinterlassen.

Doch traf ÜWG-Stadtrat Dieter Bräunlich damals schon den Nagel auf den Kopf mit seiner Vermutung, „dass nach zehn Jahren Probleme mit der Holzfassade auftreten.“ Genau so kam es. „Man ist natürlich schon enttäuscht, dass Zusagen nicht eingehalten werden. Und es ist umso ärgerlicher, als man ja eh schon Bedenken hatte“, bedauert Schlier. Schließlich sei man einen Vertrag mit jemandem eingegangen, der die Langlebigkeit garantiert habe.

Schuldfrage noch nicht geklärt

Noch sei nicht geklärt, wer der Schuldige sei: „ Der, der die Platten hergestellt hat oder der, der sie versiegelt hat“, so Schlier weiter. Die Kostenfrage sieht er jedenfalls nicht bei der Stadt, auch wenn diese erst einmal in Vorleistungen gehen müsse, solange alles Weitere noch nicht geklärt sei. Beim Gerüst spreche man aktuell über rund 20.000 Euro. Bei der Erneuerung der Fassade gehe man indes von einem Betrag in sechsstelliger Höhe aus.

Schlier betont, die Stadt habe alle Wartungsintervalle eingehalten und zudem auch noch innerhalb der zehnjährigen Gewährleistungsfrist eine Mängelanzeige gestellt. Aktuell befänden sich Architekt und beauftragte Firma seines Wissens in engen Gesprächen, um die Sachlage zu klären.

Im Übrigen war es auch gar kein Hagel, der das Material mehr oder weniger sprengte. Sondern die Feuchtigkeit allgemein, wie die Bauverwaltung erklärt. In den Spalt zwischen Plattenrückseite und der Spezialmembran an der Gebäudewand könne Feuchtigkeit entstehen beziehungsweise Wasser eindringen.

Die Südseite des Rathauses sei den Witterungseinflüssen am stärksten ausgesetzt: Starke UV-Strahlung im Sommer sowie Feuchte und Nässe, die im Winter auch gefrieren, hätten offenbar dazu geführt, dass das Material an der Stirnseite der Platten spröde wurde. Bei einer Begutachtung habe sich nun herausgestellt, dass Handlungsbedarf bestehe. Denn die Verkehrssicherungspflicht liege bei der Stadt, so Schlier gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. Es müsse ausgeschlossen werden, dass Teile davon sich lösen und herunterfallen.

An der West- und an der Ostfassade bestehe aktuell kein Handlungsbedarf, das habe die Begutachtung ergeben, so das Bauamt. Man werde sie jedoch weiterhin im Auge behalten. Die Nordseite sehe noch aus wie am ersten Tag, teilt Schlier mit und betont auch, dass das Material hinter den Holzplatten zum Glück völlig intakt sei.

So geht es jetzt weiter

Ab dem 9. Januar nun sollen die Fassadenplatten von der Südseite des Rathauses abmontiert werden. Dazu wurde über die gesamte Länge der Südseite ein meterhohes Gerüst aufgebaut. Vorübergehend soll an der Gebäudewand dann eine spezielle Schutzfolie für die dahinter liegende Gebäudedämmung angebracht werden, bis feststeht, wie die endgültige Lösung aussieht. Bis es so weit ist, kann es dauern. Deshalb soll das Gerüst wieder abgebaut werden. Schlier rechnet mit einem Abbau Ende Februar/Anfang März. Das Erscheinungsbild des Rathauses soll sich durch die Maßnahme im Übrigen nicht verändern, auch wenn man darüber nachdenken müsse, welches Material für die neue Fassade verwendet werden soll.

Besonders schwer haben es im Moment die Betreiber der drei Geschäfte, die an der Münchner Straße liegen: Sie werden von dem Gerüst komplett verdeckt. „Bei uns rufen Kunden an und fragen, ob wir überhaupt da sind, weil sie im Vorbeifahren keine Schaufenster erkennen und alles so dunkel ist. Aber wie viele sind es, die sich gar nicht die Mühe machen und anrufen, sondern gleich woanders einkaufen? Die Parksituation und das Gerüst ist alles, was ich in letzter Zeit hier im Geschäft höre, “, sagt Regina Gruber vom Traditionsgeschäft „Boxhammer Genuss pur“. Sie wirft der Stadt mangelhafte Vorbereitung vor.

Geschäfte leiden stark unter Auswirkungen

„Erst fünf Tage vorher haben wir Bescheid bekommen, dass das Gerüst aufgestellt wird. Und das genau zum Weihnachtsgeschäft, das in den letzten Jahren wegen der Coronaeinschränkungen eh schon stark beeinträchtigt war“, so Gruber. Das hat auch Uwe Rehbein in seinem Geschäft Malusi Bad Aibling schmerzhaft zu spüren bekommen. „Die Situation ist nicht einfach. Wir bekommen viel Kunden-Feedback, dass unser Geschäft nur schwer zugänglich ist und man wenig von uns sieht. Das kam alles sehr kurzfristig. Und ja: Natürlich hat man das gerade im Weihnachtsgeschäft gemerkt.“ „Ausgesprochen schlecht“, sagt auch Karin Hartmann auf die Frage, wie sich das Gerüst auf das Geschäft in ihrer Boutique Raghs auswirkt. Sie werden von vielen Kunden angesprochen, ob der Laden überhaupt geöffnet sei.

„Nicht einmal ein Banner darf angebracht werden“

Die drei Geschäftsinhaber wollen nach den Feiertagen gemeinsam beratschlagen, wie sie nun vorgehen wollen. Unter anderem wäre eine Beleuchtung wichtig, sagt Regina Gruber. Auch das Wort Mietminderung fällt. Gruber hat außerdem ein Banner mit Werbung, das sie gerne am Gerüst anbringen würde. „Das ist aus statischen Gründen leider nicht möglich“, sagt jedoch ein Vertreter des Bauamtes. Angesprochen auf das Banner, das die Gerüstbaufirma selbst angebracht habe, erklärt er, dieses sei gelocht, damit der Wind sich nicht dahinter sammeln kann. Bei einer Lkw-Plane mit einer Größe von fünf auf 1,20 Meter sehe das allerdings anders aus: „Wenn sich da der Wind fängt, entsteht eine Wirkung wie bei einem Segel. Das ist zu gefährlich.“

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