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Lösungsansätze führen zu hitziger Diskussion

Bad Aiblinger Eltern in Not: Wie viele Kinder keinen Betreuungsplatz bekommen

Im neuen Kindergartenjahr fehlen auch in Bad Aibling Betreuungsplätze, worüber nun auch die Stadträte Martina Thalmayr (Grüne) und Andreas Winhart (AfD) diskutierten.
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Im neuen Kindergartenjahr fehlen auch in Bad Aibling Betreuungsplätze, worüber nun auch die Stadträte Martina Thalmayr (Grüne) und Andreas Winhart (AfD) diskutierten.

In den vergangenen Jahren glänzte Bad Aibling mit der Vergabe von Betreuungsplätzen. Doch im neuen Kindergartenjahr stößt nun auch die Kurstadt an ihre Grenzen. Welche Kinder trifft es besonders hart und gibt es Lösungsansätze?

Bad Aibling – Erst vergangene Woche betonte Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier vor laufender Kamera, bei der BR-Sendung „jetzt red i“, dass die Kinderbetreuung in der Kurstadt höchste Priorität hat. „Wir wollen alle Plätze zur Verfügung stellen“, sagte der Rathauschef. Dies sei im laufenden Jahr in den Bereichen Kindergarten, Krippe und Hort auch gelungen. Eine Woche später haben sich die Vorzeichen allerdings verändert, nachdem Schlier während einer Sitzung im Rathaus über das neue anstehende Kindergartenjahr sprach.

Denn die angespannte Betreuungssituation, die sich bundesweit vielerorts dramatisch darstellt, macht nun auch vor Bad Aibling nicht mehr Halt. So können auch in der Kurstadt für das neue Kindergartenjahr ab September nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden. Schlier sprach von einer „neuen Situation“, als er die Einschreibungsergebnisse der Kinderkrippen-, Kindergarten- und Kinderhortplätze für 2023/2024 bekanntgab. Insgesamt sind Eltern von über 90 Aiblinger Kindern nun für das neue Betreuungsjahr zum Umplanen verdonnert. „Oftmals war es knapp, aber wir haben in den letzten Jahren alle untergebracht“, blickte Schlier auf die „Vorreiterrolle“ der Stadt zurück. Dieses Mal ist es „leider nicht gelungen“.

In welchen Bereichen Plätze fehlen

Zwar stehe Bad Aibling im kommunalen Vergleich immer noch gut da. Schlier weiß aber auch, dass das betroffenen Eltern überhaupt nicht weiterhilft. Die missliche Lage sei besonders ärgerlich, da fürs neue Jahr sogar hundert weitere Plätze zur Verfügung gestellt werden. „Wir bauen, bauen, bauen“, betonte Schlier die Bemühungen. Doch auch das reicht derzeit nicht aus.

Über 1123 Betreuungsplätze in den Bereichen Kinderkrippe, Kindergarten, Kinderhort und Tagespflege werden in der Stadt Bad Aibling angeboten. Dieser Bedarf werde nach Angaben der Stadt neben baulichen Maßnahmen laufend finanziell unterhalten. In den vergangenen Jahren reichte das Angebot in der Regel aus, alle Anmeldungen zu berücksichtigen und darüber hinaus noch 100 auswärtige Kinder mehr zu betreuen.

„Ich bin betroffen, dass wir im neuen Kindergartenjahr nicht allen Eltern einen Betreuungsplatz für ihr Kind zur Verfügung stellen können.“

Bürgermeister Stephan Schlier (CSU)

Das städtische Amt für Kinderbetreuung, Schulen und Sport teilt nun mit, dass fürs neue Jahr 1079 Plätze vergeben werden konnten – darunter 155 Krippenplätze, 626 Kindergartenplätze, 280 Hortplätze (18 Plätze blieben offen). Wegen Personalmangels bei einzelnen Trägern sind dies in Summe über 40 Plätze weniger als eigentlich vorhanden, erklärte das Amt. Hinzu kommt: Im Bereich der Kinderkrippenplätze kann 50 Bad Aiblinger Kindern zum Beginn des Kindergartenjahres kein Angebot gemacht werden, erklärte Rathauschef Schlier. Ferner fehlen 44 Kindergartenplätze. Hierfür sind 32 Kinder über drei Jahre alt und zwölf Kinder unter drei – somit im Grunde noch Kinderkrippenkinder. Im Hort-Bereich konnte der Bedarf gedeckt werden.

Trotz Mangels: Waldkindergarten hat noch freie Plätze

Auffällig ist trotz des Mangels: Im Waldkindergarten Wurzelburg gibt es nach wie vor elf freie Plätze, die die Familien mit Absage jederzeit in Anspruch nehmen könnten. Hier hätten sich einige Eltern trotz freier Kapazitäten gegen das alternative Betreuungsangebot im Freien entschieden.

Was Schlier ebenfalls in der Vorwoche am BR-Mikrofon thematisierte, ist im neuen Betreuungsjahr, anders als in der Vergangenheit, kein Thema mehr: Anmeldungen für Kinderkrippen und Kindergärten aus anderen Gemeinden mussten demnach ganz zurückgewiesen werden. Zuvor hatte Bad Aibling noch ein gewisses Kontingent für Kinder aus Nachbargemeinden anbieten können. Besser sieht es hier für Hortkinder aus. Laut Stadt gebe es noch wenige freie Plätze.

„Ich bin betroffen, dass wir im neuen Kindergartenjahr nicht allen Eltern einen Betreuungsplatz für ihr Kind zur Verfügung stellen können“, sagte Schlier. Man wisse, was das für Familien bedeutet, die auf Betreuung angewiesen sind. „Deshalb kämpfen wir auch mit viel Einsatz um jeden Kita-Platz in Bad Aibling.“ Die Verwaltung verweist auf den enormen Zuwachs an Betreuungsplätzen – 25 Kindergartenplätze im neuen Waldkindergarten Wurzelburg und 75 Plätze im neuen Hort an der Luitpold-Grundschule. Zudem sind mit dem Erwerb der sechsgruppigen Kinderbetreuungseinrichtung – drei Kinderkrippen- und drei Kindergartengruppen – im Baugebiet „Harthausen Ost“ die Weichen für den weiteren Ausbau gestellt.

Was sind die Gründe für die Lage in Bad Aibling?

Bürgermeister Schlier stellt deshalb klar, dass die Stadt ihre Hausaufgaben in den letzten Jahren gemacht und genügend Plätze nach der jährlichen Bedarfsplanung geschaffen habe. Ausschlaggebend für den Engpass in der Kinderbetreuung seien der Personal- und Platzmangel. Die Betreuungszeiten der Kinder hätten sich verlängert, qualifizierte Kinderpfleger und Erzieher arbeiteten jedoch oftmals in Teilzeit. Bei einer Schwangerschaft erhält eine Kinderpflegerin oder Erzieherin das sofortiges Berufsverbot. Neben dem Mangel an Fachpersonal einerseits werde die Situation andererseits auch durch Zuzug insbesondere durch den Ukraine-Krieg zusätzlich verschärft, erklärt Schlier.

Nachdem er die Einschreibungsergebnisse dem Aiblinger Hauptverwaltungsausschuss mitgeteilt hatte, äußerten sich auch Stadträte besorgt über die Situation. „Ob über oder unter 3 Jahren ist egal, es fehlen über 90 Plätze“, machte etwa Martina Thalmayr (Grüne) deutlich. Dass der Waldkindergarten nur verhalten angenommen werde, erklärte sie sich unter anderem mit den Öffnungszeiten, die für manche Eltern ein Problem darstellen könnten. Um der allgemeinen Mangellage entgegenzutreten, regte Thalmayr an, Kindergartenleitungen und Elternvertretungen an einen Tisch zu bringen.

Winhart kritisiert „grünen Aktionismus“

„Vielleicht wäre eine Art Betreuungs-Pool denkbar, indem etwa freiwillige Eltern einspringen könnten, um auf den künftigen Personalengpass zu reagieren“, so die Grünen-Rätin. Man müsse prüfen, welche Voraussetzungen hierfür erforderlich seien, so Thalmayr. Der Aiblinger Ortsverband der Grünen hatte zuvor überdies auch eine „einkommensabhängige Staffelung der Elternbeiträge“ ins Spiel gebracht, um das Finanzierungsproblem anzugehen. 

AfD-Stadtrat Andreas Winhart bezeichnete indes Thalmayrs Gedankenspiel zu einem Betreuungs-Pool als „grünen Aktionismus“. Es stelle sich hierbei die Haftungsfrage und „es kann ja nicht irgendjemand einfach auf die Kinder aufpassen“. Laut Schlier bestehe die Hoffnung, dass bei reibungslosem Bauverlauf schon nächstes Jahr weitere Plätze zur Verfügung stehen. Und in neuen Einrichtungen hoffe er auch auf weniger Personalengpässe. In puncto Betreuung verwies er auf Quereinsteigerprogramme. „Große Bedeutung messe ich auch der Initiative unseres Landrates Otto Lederer bei, dem es zusammen mit den Berufsschulleitern gelungen ist, eine staatliche Berufsfachschule für Kinderpflege an die Rosenheimer Berufsschule II zu holen.“

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